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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der ungeheure Körper des Seeungeheuers erhob. Gleichzeitig glaubten die Gefährten, dumpfe Schreie aus dem Stollen zu hören – offenbar waren ihre Verfolger dem offenen Maul der Kreatur begegnet…
    »Da fragst du noch?« Alphart deutete nach vorn. »Zurück zum Eisfluss und dann stromaufwärts. Der Weg zurück zur Oberfläche ist endlich frei…«

 
    59
     
     
     
    »Kaelor.«
    Aus Fyrhacks Kehle klang der Name wie ein Fluch, und heißer Dampf quoll dabei aus seinen Nüstern. Erinnerungen wurden wach, der Anblick gepfählter Drachenleiber, zerfetzter Flügel und abgezogener Schuppenhaut, die als blutige Trophäe im rauen Ostwind flatterte…
    »Wie ich sehen kann«, erwiderte der Eisriese ungerührt, »sind meine Bemühungen, deinesgleichen völlig auszurotten, nicht gänzlich von Erfolg gekrönt gewesen.«
    »Ich lebe noch«, bestätigte Fyrhack grimmig, »und das verdanke ich dir. Denn der einzige Gedanke, der mich all die Jahre am Leben gehalten und vor dem Absturz in das Vergessen bewahrt hat, war der, mich eines Tages an dir zu rächen, Kaelor.«
    »Du kennst also meinen Namen…« Der Eisriese machte auf seinen pfeilerdicken, nach hinten gekrümmten Beinen einen Schritt nach vorn. Obwohl die Decke des Turmgewölbes hoch war, musste er den Kopf zwischen die Schultern ziehen, und trotzdem zog sein Horn einen tiefen Kratzer in die Decke. Am linken Arm trug er einen oval geformten Schild, der halb durchsichtig war und aus Eis zu bestehen schien, in seiner rechten Klaue eine vielschwänzige Peitsche, an deren Enden scharfkantige Eiskristalle blitzten. Fyrhack wusste, was diese Waffe vermochte. Nicht von ungefähr wurde sie Drachenschlächter genannt…
    »Bedauerlicherweise«, fuhr Kaelor spöttisch fort, »erinnere ich mich an deinen Namen nicht. Wie sollte ich auch, bei all den Feuerspeiern, die ich getötet habe?«
    »An diesen wirst du dich erinnern«, knurrte Fyrhack. Unaussprechliche Trauer ließ die Blicke seiner zu schmalen Schlitzen verengten Augen flackern. »Ihr Name war Morvyn, und sie war von vornehmem Geblüt. Danaón selbst war ihr Reiter.«
    »Morvyn«, echote der Eisriese nachdenklich. »An diesen Namen erinnere ich mich allerdings. Soll ich dir von ihren Schreien erzählen? Von ihren Qualen? Davon, wie sie mich jammernd anflehte, ich möge ihrem elenden Dasein ein Ende setzen?«
    Fyrhack fletschte die Zähne. Er wusste, dass der Eisriese seine Worte bewusst wählte, um ihn zu einem unüberlegten Angriff zu verleiten – dennoch hatte er Mühe, sich zu beherrschen.
    »Was immer dich aus deinem Versteck gelockt hat, es war ein Fehler, hierher zu kommen«, tönte Kaelor. »Denn du bist der Letzte deiner Art, und mit dir endet das Geschlecht der Feuerdrachen.«
    »Oder das der Eisriesen«, konterte Fyrhack unbeeindruckt. »Auch du bist der Letzte deiner Rasse, Kaelor. Deinesgleichen wurde in der Schlacht am Korin Nifol fast vollständig ausgelöscht. Welche Laune des Schicksals auch immer dafür gesorgt haben mag, dass du überlebt hast – du wirst dir wünschen, es wäre anders gewesen.«
    »Was denn?«, spottete der Riese, während sie einander lauernd gegenüberstanden. »Hast du aus all dem denn nichts gelernt? Glaubst du wirklich, ein altersschwacher Feuerdrache und ein paar einfältige Menschen könnten Muortis aufhalten? Der Nebelherr ist stärker denn je! Er wird die Welt der Sterblichen überrennen und sie zu Eis erstarren lassen, und diesmal gibt es niemanden, der ihm ebenbürtig wäre.«
    »Muortis ist mir gleichgültig«, schnaubte Fyrhack. »Ich bin nicht seinetwegen gekommen. Die Welt mag in Kälte und Finsternis versinken – das ist Sache der Sterblichen. Ich habe schon einmal für den Erhalt dieser Welt gekämpft und dabei größere Opfer gebracht als irgendjemand sonst. Das alles liegt hinter mir. Meine Anwesenheit hier hat nur einen einzigen Grund, und dieser Grund bist du, Kaelor! Ich werde dich zur Verantwortung ziehen für das, was du getan hast – und du wirst bedauern, jemals auf dieser Welt gewandelt zu sein und Morvyns Namen in dein elendes Schandmaul genommen zu haben.«
    »Du wählst Worte, die dir den Untergang bringen, Feuerspucker«, erwiderte Kaelor drohend, und zum ersten Mal hob der Riese die Peitsche, deren Schnüre auf einmal ein seltsames Eigenleben entfalteten. Allen Naturgesetzen trotzend, hoben sich die Enden mit den messerscharfen Kristallen; als wären sie von der Bosheit ihres Besitzers erfüllt, schienen sie es kaum erwarten zu können, sich ins

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