Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
behauptete felsenfest, das wahre Wesen des Gilg schon immer erkannt zu haben und sich für ihre Nichte Jolanda keine bessere Partie vorstellen zu können. Voller Hoffnung schaute sie Tag für Tag nach Süden, doch Leffel kehrte nicht zurück.
Den Tag, an dem der Friede im Reich verkündet und durch einen feierlichen Bund zwischen Bergvolk und Waldbewohnern besiegelt wurde, feierte man in ganz Allagáin. Groß waren die Opfer gewesen, die der Krieg und die Kälte gefordert hatten, und nicht wenige Gehöfte und Burgen lagen in Trümmern. Doch das Wissen, dass die Gefahr gebannt war, und die Aussicht auf dauerhaften Frieden schenkten den Menschen Trost und ließen sie voll Zuversicht nach vorn blicken.
Klaigon der Verräter, der den Bauern den Zehnten abgepresst und sich als Feind des Volkes erwiesen hatte, war nicht mehr; zusammen mit Iónador war auch der Glanz der Fürstregenten im Alpsee versunken, und wie in alter Zeit würden ein weiser König und eine milde Königin das Land regieren, unterstützt von einem Rat, zu dem jedes Volk und jeder Stand Vertreter entsenden konnte.
Freudenfeuer wurden überall in den Tälern, entlang der Berge und auf den Waldlichtungen entzündet, und mancherorts wurden Sauköpfe aufgespießt und verbrannt, um den Sieg über den umbarmherzigen Feind zu feiern. Das größte aller Feste aber wurde im Tal des Allair begangen – dort, wo nach Klaigons Willen die Heere des Waldvolks und Iónadors aufeinandertreffen und sich gegenseitig hätten vernichten sollen.
Wo der erste, noch brüchige Waffenstillstand geschlossen worden war, wurde der Bund der beiden Völker noch einmal erneuert, und dort war es auch, wo die neue Stadt entstehen sollte, von der aus künftig ganz Allagáin regiert werden sollte. Und in Erinnerung an jene, die sich an den Ufern des Flusses gegenübergestanden hatten und deren Mut zum Frieden dazu geführt hatte, ein grausames Schicksal zu wenden, würde die Stadt Kampo Dunáin genannt werden.
Festung der Kämpfer…
Den ganzen Tag hatten die Feierlichkeiten angedauert, und als der volle Mond bereits hoch am Himmel stand, war das ausgelassene Treiben noch immer nicht zu Ende. Musik drang aus dem Flusstal herauf, dazu Gelächter und fröhlicher Gesang. Aus der Ferne beobachtete Alphart, wie die Menschen um die Feuer tanzten und wie Bauern und Waldkrieger, Ritter und Bürger einander in den Armen lagen, und auch die Zwergenkrieger aus Glondwarac reihten sich in den bunten Reigen ein und prosteten den Menschen zu.
So groß die Unterschiede einst gewesen sein mochten – der Sieg über den gemeinsamen Feind überwog bei Weitem und hatte aus verfeindeten Völkern eine Einheit werden lassen. So, wie es sein sollte, dachte der Wildfänger wehmütig und nahm einmal mehr einen Zug aus der Pfeife. Es war jene, die er von Erwyn geschenkt bekommen und die er sich, seinem Schwur gehorchend, paffend angesteckt hatte.
»Und?«, erkundigte sich Erwyn ungeduldig, der neben ihm im Gras kauerte und wie Alphart auf das Treiben blickte, das sich zu ihren Füßen abspielte. »Schmeckt die Pfeife?«
»Mhm«, entgegnete der Jäger lakonisch – um, als er die Enttäuschung des Jungen bemerkte, rasch hinzuzufügen: »Die beste, aus der ich je geraucht habe.«
»Ehrlich?« Erwyn bekam große Augen.
Alphart nickte. »Ehrlich.«
Da grinste Erwyn über sein ganzes bleiches Gesicht und nahm einen (wenn auch sehr vorsichtigen Zug) aus seiner eigenen Pfeife, krampfhaft bemüht, ihn zu genießen.
So saßen sie eine Weile schweigend, bis sie schließlich Gesellschaft bekamen. Zwei ungleiche Gestalten kamen den steilen Hang herauf, begleitet von lauem Wind, der nach Dunkelbier und Gebratenem roch.
»Sieh an«, meinte Alphart. »Wir kriegen Besuch.« Dann rief er den beiden entgegen: »Habt ihr endlich genug gefeiert?«
»Feiern kann man nie genug, drum fülle dir auch deinen Krug«, scholl es krähend zurück, »und stoße an auf unsern Sieg und dass es diese Welt noch gibt.«
Der Jäger konnte nicht anders, als über die Reime zu lachen, die Mux einmal mehr aus seinem kurzen Ärmel schüttelte. Ein wenig außer Atem langten der Kobling und Leffel bei ihnen an und ließen sich neben ihren Freunden ins hohe Gras sinken.
»Eine schöne Feier, nicht wahr?«, fragte Leffel strahlend.
»Geht so«, brummte Alphart und sog wieder an seiner Pfeife.
»Warum habe ich dich den ganzen Tag nicht gesehen? Du warst weder bei der Trauung noch bei der Krönungszeremonie dabei, als…«
»Weil ich das
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