Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
Iónadors noch von keinem Feind bezwungen, weder von deinen Ahnen noch von irgendjemandem sonst. Die Goldene Stadt gilt als uneinnehmbar: Nach Süden hin schmiegt sie sich an die Felsenwand des Giáthin Bennan, zu den übrigen Seiten ist sie von Wasser umgeben.«
»Das ja«, murmelte Galfyn, »aber infolge des frühen Winters ist der Spiegelsee gefroren. Das verschafft uns einen Vorteil, so wie es im Tal des Allair deiner Reiterei einen Vorteil verschafft hat.«
»Im Tal des Allair«, ließ sich Fyrhack schnaubend vernehmen, »haben Sterbliche gegen Sterbliche gekämpft. Muortis jedoch ist der Herrscher über Kälte und Eis. Begebt ihr euch mit euren Kriegern auf den gefrorenen See, so wird Muortis durch seinen obersten Helfer Kaelor das Eis zum Schmelzen bringen, und ihr werdet jämmerlich ersaufen, ohne auch nur einen einzigen Erl getötet zu haben.«
Barand, der etwas Ähnliches befürchtete, seufzte sorgenvoll, während Galfyn wütend die Fäuste ballte. »Bleibt also nur die Brücke«, folgerte er.
»In der Tat.« Barand nickte. »Jene Brücke, auf der unsere Völker einander einst zum Kampf begegneten und die um ein Haar den Untergang deines Volkes bedeutet hätte, und das aus gutem Grund. Denn selbst wenn man zehnmal zehntausend Krieger zur Verfügung hätte, können stets nur so viele nebeneinander kämpfen, wie in einer Frontreihe auf die Brücke passen, und das sind nur eine Handvoll. Auf diese Weise können wenige Verteidiger Iónador eine lange, sehr lange Zeit halten.«
»Hm«, machte Fyrhack düster, »es sei denn, man öffnet dem Feind alle Tore, wie Klaigon es tat.«
Barand nickte, und diesmal war er es, der in hilfloser Wut die Hände zu Fäusten ballte und damit resignierend auf den Tisch hieb. Allein der Gedanke, dass sich die Goldene Stadt den Erlen ergeben hatte, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut geflossen oder ein Pfeil geflogen war, war ihm unerträglich, und er schämte sich für diese Schande, auch wenn er nichts dafür konnte.
»Was ist mit der Luft?«, schlug Galfyn mit Blick auf den Drachen vor. »Vergessen wir nicht, dass wir einen Verbündeten haben, dessen Element die hohen Lüfte sind.«
»Und du solltest nicht vergessen, Mensch«, erwiderte Fyrhack, »dass Iónador zu Zeiten errichtet wurde, in denen Magie noch greifbar war und es noch mehr gab von meiner Art. Weshalb, glaubst du, wurde Iónador am Fuß des Enzbergs erbaut, unter einem gewaltigen Überhang aus Fels, der sich schützend wie ein Schild über die Stadt wölbt?« Er lachte freudlos auf. »Nur aus einem einzigen Grund, mein junger, unbedarfter Freund: um Wesen wie mich daran zu hindern, die Stadt von oben zu attackieren. Wer immer es versucht, ist gezwungen, tief zu fliegen, und setzt sich damit den Pfeilen der Bogenschützen aus.«
»Ich… ich verstehe«, sagte Galfyn zögernd. »Bedeutet dies alles, dass… dass es keinen Weg hinein gibt?«
»Keinen anderen als das Haupttor jenseits der Brücke«, bestätigte Barand beklommen. »Doch selbst wenn es gelänge, die Brücke zu überwinden, was an sich schon unmöglich ist, würde ein Angriff spätestens am großen Tor scheitern. Es ist vielfach verstärkt und mit Pechnasen und Schießscharten versehen. Ich selbst habe die Verteidigungsanlagen jüngst noch verstärken lassen.«
»Gut gemacht«, lobte ihn Galfyn mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Das bedeutet also, dass ein Angriff von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, was immer wir auch unternehmen.«
»Genau das bedeutet es«, bekräftigte Fyrhack grimmig, »es sei denn, man kennt das Geheimnis Iónadors.«
»Das Geheimnis Iónadors?«
Der Drache nickte bedächtig.
»Iónador hat kein Geheimnis«, widersprach Barand von Falkenstein irritiert. »Als Marschall der Goldenen Stadt wüsste ich davon, wenn es eines gäbe.«
»Ihr Menschen…!« Fyrhack sagte es voller Hohn. »Stets seid ihr so überzeugt davon, alles zu wissen. Dabei seid ihr noch so jung und unerfahren. Gerade erst von den Bäumen geklettert, und schon willst du alle Geheimnisse kennen?«
»Sicher nicht alle«, räumte Barand kleinlaut ein. »Aber wenn es um Iónador geht…«
»Wusstest du von den Waffenkammern unter dem Túrin Mar? Von den Schwertern und Rüstungen, die dort verborgen wurden? Oder von den Kerkern und geheimen Gängen, die tief ins Innere des Berges führen?«
»Kerker? Geheime Gänge?«
»Die Goldene Stadt wurde nicht von Menschenhand errichtet«, eröffnete Fyrhack mit lauter Stimme, und Rauch quoll aus seinen
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