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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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an die Oberfläche zurückkehren würde. Das mochte stimmen – aber hier, tief unter der Erde, waren sie wieder auf das Ungetüm gestoßen. Sie waren in das Reich des Ungeheuers eingedrungen und sollten nun dafür bezahlen!
    Einen endlos scheinenden Moment schwebte der riesige, hässliche Schädel der Kreatur über Alphart, während sich ihre Kiemen blähten und ihr verbliebenes kaltes Auge auf ihn herabglotzte. Unwillkürlich fragte sich der Wildfänger, ob die Kreatur sich an ihn erinnerte. Der Kopf pendelte auf dem ebenso langen wie dünnen Hals hin und her, während der Rest des riesigen, walzenförmigen Körpers unter dem Eis verborgen blieb.
    Dann griff die Bestie an…

 
    32
     
     
     
    »Nein!«
    Mit einem erstickten Schrei schreckte Leffel aus dem unruhigen Schlaf, in den er vor Erschöpfung gefallen war.
    So dicht hatten sich Nebel und Wolken inzwischen um den Korin Nifol geballt, dass das fahle Sonnenlicht sie kaum noch zu durchdringen vermochte, und so war die Dunkelheit bereits früh hereingebrochen. Den Weg zum Gipfel weiter fortzusetzen war zu gefährlich, sodass die Gefährten nicht umhin gekommen waren, sich ein Quartier für die Nacht zu suchen.
    Unterhalb eines schneebeladenen Überhangs, der ein natürliches Dach formte, hatten sie sich in den hart gefrorenen Firn gewühlt und sich auf diese Weise ein Nachtlager geschaffen, gerade groß genug, sie alle drei aufzunehmen: zuvorderst Walkar, dessen Zorn auf Muortis und seine zerstörerischen Kräfte ausreichte, um ihn die Gestalt des Bären beibehalten zu lassen, dann Mux und Leffel. Indem sie sich eng an das Fell des Raubtiers schmiegten, hatten die beiden es behaglich und warm, und obwohl Leffel es in Anbetracht der Lage nicht für möglich gehalten hätte, war er tatsächlich eingeschlafen.
    Verwirrt schaute er sich in ihrer behelfsmäßigen Behausung um. Sein Atem ging in heftigen Stößen, und trotz der eisigen Kälte stand ihm Schweiß auf der Stirn. Erst ganz allmählich begriff er, wo er sich befand. Er spürte die beruhigende Masse des Bären in seinem Rücken, dessen Fell sich unter gleichmäßigen Atemzügen hob und senkte, und seine Aufregung legte sich ein wenig.
    »Sag, lieber Freund: Was hat dich geweckt, was dich aus dem Schlaf geschreckt?«, erkundigte sich Mux. Leffel erinnerte sich, dass der kleine Kerl, der Gefahren im Vorfeld erspüren konnte, die erste Wachschicht übernommen hatte, damit seine Gefährten ein wenig ruhen konnten.
    Auch das Mondlicht vermochte die dichte Wolkendecke nicht zu durchdringen, sodass der Gilg die verkniffenen Züge des Koblings nur erahnen konnte. Dennoch glaubte er, ehrliche Besorgnis darin zu erkennen.
    »N-nichts«, behauptete er mit noch immer bebender Stimme. »Ist schon in Ordnung.«
    »Geträumt hast du, bestreit es nicht. Der Schrecken steht dir im Gesicht.«
    Leffel war kaum fähig zu antworten. Mehr als ein krampfhaftes Nicken brachte er nicht zustande. Zu grässlich war das, was er im Schlaf gesehen hatte.
    »Willst du es mir denn nicht sagen? Besser wär’s, als zu verzagen. Denn heit’res Reimen dann und wann, die Finsternis vertreiben kann.«
    »Das ist wahr«, stimmte Leffel zu, und die Fürsorge seines kleinen Freundes zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. »Also schön, ich werde es dir sagen – ich habe von dem Ungeheuer aus dem See geträumt. Von dieser grässlichen Kreatur, die uns angegriffen hat, als wir den Búrin Mar überquerten, und der wir um ein Haar zum Opfer gefallen wären.«
    »Gehört ich hab von diesem Tier – ein böses Biest, das sag ich dir. In seiner Gier wollt es euch fressen, das kannst du freilich nicht vergessen. Drum siehst du es vor dir im Schlafe, so wie andre weiße Schafe. Zähl einfach seine Beißerlein, dann schläfst du sicher wieder ein.«
    »Gar keine schlechte Idee.« Die Worte des Koblings hatten Leffel ein wenig aufgeheitert. »Das Seltsame daran ist«, fuhr er dann aber nachdenklich fort, »dass ich diesen Traum schon einmal hatte – und zwar lange bevor ich das Ungeheuer aus dem See tatsächlich gesehen habe. Das war, als ich mit Alphart den Dunkelwald durchquerte, auf dem Weg nach Damasia. Aber das ist ja auch kein Wunder – damals wie heute war die Umgebung einfach zum Fürchten…«
    »Das Land ist düster, ohne Frage, und dunkler als am hellen Tage«, stimmte Mux zu. »Doch können Furcht und Schnee allein nicht Grund derartiger Träume sein. Eine solcher Traum nichts anderes ist, als ein Spiegel dessen, was in dir nagt und

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