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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hindurch, von dem dunkles Blut troff und sowohl den Jäger als auch das Eis besudelte. Alphart biss die Zähne zusammen und wartete noch einen Augenblick – um seine Axt noch einmal an genau derselben Stelle im Leib des Monstrums zu versenken.
    Diesmal drang das Blatt noch tiefer ein, und als die Bestie erneut versuchte, sich von ihrem Peiniger loszureißen, büßte sie dabei das Schweifende ein. Sich ringelnd und zuckend, blieb die baumdicke Schwanzspitze zurück, um schon im nächsten Moment in einer Kluft zu verschwinden, die sich unvermittelt zwischen zwei Eisschollen auftat.
    Ein grimmiges Grinsen im Gesicht und die blutige Axt in der Hand, fuhr Alphart herum, um sich erneut zum Kampf zu stellen – als eine schlanke Gestalt heranwischte, ihn an der Schulter packte und mitriss. »Fort, Jägersmann! Nur fort…!«
    Es war Yvolar, und es kam nicht von ungefähr, dass er zur Eile drängte. Die eitrige Höhle des bereits zerstörten Auges, das abgehackte Schwanzende und die beiden schwärenden Wunden, die der Druidenstab ihr beigebracht hatte – all das ließ die Bestie rasen vor Zorn und Schmerz. Doch sie zu vernichten und endgültig zu besiegen, dazu reichten die Kräfte der beiden Gefährten nicht aus.
    »Dort, zum Tor!«, rief Yvolar gegen das Bersten des Eises und das Wutschnauben der verwundeten Kreatur an – und tatsächlich sah Alphart, dass sie der Kampf gegen das Ungeheuer aus dem See ihrem Ziel ein gutes Stück näher gebracht hatte.
    Die hintere Höhlenwand war plötzlich zu sehen, in der sich ein Durchgang abzeichnete. Der allerdings wirkte wenig einladend. Die Formen eines riesigen Schädels waren in den Stein gehauen, von denselben rohen Kräften, die auch die Stollen gegraben hatten. Der Mund war weit geöffnet und bildete das eigentliche Tor, und Nebel wallte aus dem dunklen Schlund, der sich dahinter befand.
    Dies musste er sein.
    Der Zugang zu Muortis’ Reich.
    Das Tor von Urgulroth.
    Alphart kam es so vor, als würden sie lediglich einen gefräßigen Rachen gegen einen anderen tauschen. Doch ihnen blieb keine Wahl, und so schnell ihre durch den langen Abstieg und den Kampf geschwächten Kräfte es zuließen, rannten der Druide und der Jäger über das Eis, das an dieser Stelle so dick war, dass das Untier es nicht zu durchbrechen vermochte. Wahrscheinlich, vermutete Alphart, war das Wasser bis auf den Grund gefroren. Zwar versuchte die Kreatur in ihrer Raserei, sich bäuchlings und mit den Brustflossen rudernd über das Eis zu schieben und so ihre bereits sicher geglaubten Opfer doch noch einzuholen, jedoch gelang es ihr nicht, und infolge der schneidenden Kälte und der Wunden, die sie davongetragen hatte, sank die Bestie wieder ins Wasser zurück, wo sie schäumend und gurgelnd versank.
    Zu gern hätte Alphart aufgeatmet, aber ihm war klar, dass es dazu keinen Anlass gab. Düster und drohend erhob sich vor ihnen das Tor, dessen Schädelfratze mit Eis überkrustet war und dadurch knochenbleich schimmerte. Aus dem geöffneten Schlund wallte dichter Nebel, der keinen Zweifel daran ließ, wer der Herr dieser Pforte war.
    »Dorgas Gatha«, murmelte Yvolar leise, »das Dunkle Tor. Nur wenige Sterbliche haben es je durchschritten, und keiner von ihnen ist wieder herausgekommen.«
    »Du machst mir Mut, alter Mann«, murrte Alphart verdrossen, die Axt in den schweißnassen Händen. »Wenn dies die Pforte nach Urgulroth ist, wieso steht sie dann sperrangelweit offen? Wieso gibt es kein Gitter und keine Torflügel?«
    »Mein Freund«, erwiderte Yvolar, »die Herausforderung besteht nicht darin, nach Urgulroth hineinzugelangen. Die Pfade des Bösen zu beschreiten ist leicht – wieder umzukehren jedoch schon sehr viel schwieriger. Die Tore von Muortis’ Reich pflegen sich erst dann zu schließen, wenn man es betreten hat, und wie es heißt, sind die Gänge gesäumt von den Gerippen verhungerter Frevler, die Muortis’ Verlockungen erlagen und nie mehr aus seinem Reich hinausgefunden haben.«
    »Großartig«, knurrte Alphart spöttisch und umklammerte seine Axt noch fester.
    Vorsichtig passierten sie die Pforte, Schritt für Schritt. Kaum hatten sie den schaurigen, von steinernen Zähnen gesäumten Torbogen hinter sich gelassen, fiel aus der Dunkelheit über ihnen ein eisernes Gitter herab, dessen Stäbe so dick waren wie Alpharts Oberarme. Der Jäger kehrte um und rüttelte daran, aber natürlich ließ sich das Eisen nicht bewegen. Das Tor von Urgulroth war verschlossen, der Weg zurück zur

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