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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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wissen wollte, aber da musste noch mehr dahinterstecken. Irgendwas hatte ihn den Grund seines Erscheinens vergessen und ihn vollkommen ausrasten lassen. »Was hat sie ihm getan?«
    Gaston starrte ihn an.
    »Er hat die Nerven verloren, sonst wäre er nicht so auf sie losgegangen. Er versteht sich darauf, Menschen Schmerzen zuzufügen, um sie zum Reden zu bringen. Wenn man jemandem ein Bein abhackt, verblutet er nur. Das Opfer erleidet einen Schock und kann nicht weiter verhört werden. Es ist viel zu sehr auf seinen Schmerz und die Verletzung konzentriert, um noch zu antworten.«
    Alle zuckten zusammen. Anscheinend hatte er etwas Falsches gesagt, aber das war William jetzt wirklich egal. Er musste dieser Sache auf den Grund gehen. »Also, was hat deine Mutter ihm getan?«
    »Sie hat ihm kochende Suppe ins Gesicht geschüttet.«
    Das erklärte alles. William lehnte sich zurück. »Ja, das genügt wohl.«
    »Dann hat Dad seine Armbrust genommen, und der Mann ist aus dem Fenster gesprungen«, fuhr Gaston fort.
    »Die kenne ich. Eine Riesenarmbrust«, sagte Kaldar. »Da würde ich auch springen.«
    Aber um die Armbrust ging’s gar nicht. Es ging um Urow mit seiner grauen Haut und seinen Sägezähnen, wie er plötzlich hinter Spider auftauchte, nachdem der gerade verbrüht worden war.
    »Dieser Kerl.« Erian trug seinen Teller zur Spüle. »Hat der was gegen Suppe?«
    »Er hat was dagegen, verbrüht zu werden. Als er noch klein war, hat sein Großvater ihn mit kochendem Wasser übergossen.«
    »Warum?«, fragte Gaston.
    »Weil er sein Enkelkind für einen Gestaltwandler hielt. Er wollte, dass der Dämon in ihm sich zeigte.«
    »Reizende Familie«, brummte Kaldar. »Ich schätze, das ist der Typ, hinter dem Sie her sind.«
    »Ja.«
    »Gibt’s dazu eine Vorgeschichte?«, wollte Erian wissen.
    William nickte.
    Der Junge packte seinen Teller. Das Holz knirschte unter dem Druck seiner Finger. Seine Stimme war nurmehr ein raues Knurren. »Wenn ich ihn sehe, bringe ich ihn um.«
    Spider würde ihn in der Mitte durchbrechen und wie eine tote Ratte achtlos von sich werfen. »Wenn du ihn siehst, holst du mich. Das ist ein Befehl.«
    Gaston öffnete den Mund. Doch William blickte ihn an, wie er sonst nur wilde Wölfe ansah, von denen er wollte, dass sie ihm aus dem Weg gingen. Da schloss der Kleine den Mund wieder. »Ja, Sir.«
    »Du hast es vermasselt«, erklärte William ihm. »Man verlässt nie einen zugewiesenen Posten. Und wenn doch, gibt es Verwundete.«
    Gaston nickte. »Ich verstehe.«
    »Aber egal. Deine Mutter hat sich selbst in Gefahr gebracht. Man hatte ihr gesagt, das Haus sei nicht sicher und sie solle fortgehen, aber sie hat sich geweigert.«
    Gaston knirschte mit den Zähnen.
    »Mir ist klar, dass du das nicht hören willst, aber deine Mutter hat sich mit deiner Tante angelegt und sich falsch entschieden. Du bist ein Kind und nicht verantwortlich für ihre Entscheidung. Also hör auf, dich in Selbsthass zu suhlen, denn so nützt du mir nichts.«
    William erhob sich. Er wollte Cerise sehen. Er hatte sie seit gestern Abend nicht mehr gesehen, und nun wollte er sie riechen, ihr Gesicht sehen und sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging. »Wo ist der Innenhof?«
    »Ich bringe Sie hin.« Kaldar ging zur Tür. Gaston sprang auf die Füße, ließ seinen Teller ins Spülbecken fallen und folgte ihnen.
    Cerise beendete die Kombination und senkte ihre Schwerter. Die Sonne kam raus, sodass der Innenhof heute Morgen wirklich hübsch aussah. Im Schutz des Nebengebäudes, das ans Haupthaus angrenzte, bot dieser Ort vollkommene Sicherheit und bildete eine kleine Zuflucht im Sumpf. Das Sonnenlicht tanzte im kurz geschnittenen Gras, verwandelte es in ein fröhliches Grün, und in dem kleinen Garten an der Westmauer blühten Blumen. Großmutter Az saß auf der niedrigen Backsteinmauer rings um die Blumenbeete. Ihre Blicke trafen sich, und die alte Frau winkte. Mitten zwischen den weiß und blau blühenden Blumen sah sie heute Morgen uralt und abgeklärt aus, wie eine der von den Altvorderen verehrten Erntegöttinnen.
    Cerise nahm sich eine andere Kombination vor, drehte sich und hieb mit ihren Schwertern auf unsichtbare Gegner ein. Die Verausgabung fühlte sich großartig an … Als sie vor zwei Stunden hierhergekommen war, innerlich aufgewühlt, nachdem sie Clara auf Krücken gesehen hatte, hatte sie gedacht, dass ihr dieser schwere Stein nie mehr vom Herzen fallen würde. Und er war auch jetzt noch nicht verschwunden, aber

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