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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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schon um einiges leichter geworden.
    Sie hatte Clara gewarnt und ihr geraten, ins Rattennest zu kommen. Schlussendlich traf Clara ihre eigenen Entscheidungen, und Cerise hätte daran nicht das Geringste ändern können. Andererseits war sie das erste Glied in dieser Verkettung der Ereignisse. Wenn sie Urow nicht der Gefahr ausgesetzt hätte, würde Clara jetzt kein Bein fehlen.
    Große Götter, sie hatte es so satt! Am liebsten wäre sie die Treppe hinaufgestürmt und hätte Clara eine schallende Ohrfeige verpasst. Sie hatte die Kinder und Urow in Gefahr gebracht und ihr Bein eingebüßt – und warum das alles? Für das bisschen Stolz.
    Cerise ließ das Zähneknirschen. Jetzt waren noch ein paar Übungen angesagt.
    Da ging die Haustür auf, und William trat ins Sonnenlicht hinaus.
    Sieh ihn jetzt bloß nicht direkt an. Lass es, lass es … Zu spät . Toll, jetzt musste sie so tun, als hätte sie’s nicht getan.
    Cerise drosch auf die Luft ein und spähte aus den Augenwinkeln in seine Richtung. Vollkommen reglos stand er da und sah sie an. Kaldar sagte etwas, aber William schien ihm nicht zuzuhören.
    Sein Gesichtsausdruck bestätigte ihr alles, was sie sich wünschen konnte. Und gestern hatte er sie geküsst. Das hatte sie nicht bloß geträumt.
    Schau gut hin, Lord Bill . Cerise warf sich in die Thunderstorm-Übung, ihre Schwerter wurden zu einem Wirbelwind punktgenauer Hiebe, die schneller und schneller kamen, während sie ihre Magie zusammennahm. Links, rechts, links, nach unten wühlte sie Luft auf, wie der wütende Wind Sturmwolken aufwühlt. Dann hielt sie einen Sekundenbruchteil inne, hielt sich auf Zehenspitzen im Auge des Sturms und ließ den Blitz in ihre Augen steigen. Die Magie schlug Funken und griff blitzschnell auf ihre Schwerter über. Dann setzte sie ihren Tanz fort. Während der Blitz ihre Klingen entlangfuhr, versank sie so tief in seinem Rhythmus, dass sie sich im Fluss der Magie verlor. Als sie aufblickte, stand William gut einen halben Meter entfernt, sah zu und hatte nur mehr Augen für jede ihrer Bewegungen.
    Sie krümmte den Rücken, drehte sich in den letzten eleganten Hieb und richtete sich auf.
    »Lord Bill.« Hoffentlich hat dir die Vorführung gefallen. Aber jetzt muss ich mich ausruhen . »Habe Sie gar nicht bemerkt.«
    Er starrte sie mit derart unverhohlenem Verlangen an, dass das Adrenalin in ihr sie wie mit Nadeln stach. Sie wünschte sich, er würde die Entfernung zwischen ihnen überwinden und sie küssen.
    Aber William zog sich zurück. Sie erkannte es in seinen Augen. Es fiel ihm schwer, doch er zog sich zurück, als hätte er sich selbst an eine unsichtbare Kette gelegt. Sie war so enttäuscht, dass es wehtat.
    »Ganz nett«, sagte er. »Es gibt da nur ein kleines Problem.«
    »Welches?« Sie wandte sich ab, um ihre Schwerter wegzulegen.
    »Die Luft wehrt sich nicht.«
    Sie wirbelte herum, kniff die Augen zusammen. »Aber Sie schon.«
    Er nickte.
    Oh, du armer Junge. Sie trat zur Seite, verbeugte sich und deutete einladend auf den Waffenständer. »Bitte, bedienen Sie sich.«
    William prüfte die Waffen im Ständer. »Zu groß. Haben Sie auch ein Messer?«
    »Sie können nicht mit einem Messer gegen mich antreten, Lord Bill. Ich würde Sie in Streifen schneiden.«
    Er grummelte etwas, dann griff er sich ein Kurzschwert.
    Hinter ihm stieß Kaldar Urows Jüngsten an. »Wetten, dass er mindestens dreißig Sekunden durchhält?«
    »Hmm …« Gaston sah William an. »Nie im Leben.«
    »Was setzt du?«
    »Ich habe nichts.«
    Kaldar schnitt ein Gesicht. »Heb mal den Stein da auf.«
    Gaston hob den Stein von der Erde auf.
    »Jetzt hast du einen Stein. Ich setze fünf Mäuse gegen deinen Stein.«
    Gaston grinste. »Abgemacht.«
    Kaldar setzte eine Miene äußerster Konzentration auf. Cerise warf ihm einen Blick zu. Ja, er versuchte, seine Magie einzusetzen. Wenn es ums Wetten ging, hatte Kaldar manchmal gegen alle Chancen Glück. Das klappte nicht immer, aber oft genug, und in diesem Moment schien ihr Vetter seine gesamte Willenskraft zusammenzunehmen, um William im Schaukampf gegen sie beizustehen. Warum, wusste sie nicht. Das Innere von Kaldars Schädel war ein rätselhafter Ort, den vernünftige Menschen besser mieden.
    Cerise hob ihre Schwerter. »Jederzeit, Lord Bill.«
    William schlug zu. Sie fegte seine Klinge mit ihrem längeren Schwert zur Seite, fuhr herum, kehrte ihr Kurzschwert um und drückte ihm den Knauf unters Kinn, worauf er zurückstolperte und hinfiel.
    Das fühlte

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