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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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meinte William.
    »In dem Bolzen müssen Kupferspäne gewesen sein. Kupfer ist Gift für Thoas. Er stirbt.«
    »Was können wir tun?«
    Nichts. »Wir müssen ihn zu seiner Frau bringen.«
    Sie packte seine Beine. William griff Urow unter die Arme, ächzte vor Anstrengung und hob den Körper hoch. Dann schleppten sie ihn zum Kutter.
    »Was zur Hölle geben Sie ihm zu essen?«
    »Blaublütige.«
    Sie manövrierten um die Kajüte und trugen ihn zur Reling. Ein Streifen Wasser trennte sie von ihrem Boot.
    »Wenn wir ihn in den Fluss fallen lassen, geht er unter«, sagte sie. »Er ist zu schwer.«
    »Lassen Sie mich das machen.« William ging auf ein Knie, und sie wuchtete Urow über seine Schulter. William mühte sich ab. Unter seiner Haut traten Adern hervor, sein Gesicht färbte sich hellrot. Mit einem gutturalen Knurren stemmte er die Last und richtete sich auf, Urows massige Gestalt balancierte absurd auf seinem Rücken. Mit einem einzigen mächtigen Schritt überwand er das Wasser.
    Cerise atmete aus und sprang gerade rechtzeitig auf ihr Boot, um Urow aufzufangen, als William ihn ablegte.
    Das Boot pflügte ungestüm durchs dunkle Wasser. William hielt sich am Relingtau fest. Cerise fuhr wie verrückt, trieb das Boot in die schmalen Wasserwege weitab vom Fluss, tiefer in die Sümpfe hinein. Bäume zogen vorbei. Wenn sie kenterten, mussten sie ins Wasser springen. Wenigstens würde er weich landen.
    Der graue Mann zitterte und stöhnte leise. Cerise hatte darauf bestanden, die Leiche des Jägers an Bord zu schleifen, und wenn William sich die beiden so ansah, hätte er nicht sicher sagen können, wer mehr tot aussah, der Jäger oder der Vetter.
    Urow schlug die Augen auf. William kniete sich neben ihn. Die Schwellung hatte sich mittlerweile über die ganze Schulter bis zur Brust ausgebreitet. William berührte das betroffene Fleisch. Hart wie Stein. Wenn die Schwellung Urows Hals erreichte, würde der Mann ersticken. Sein eigener Körper würde ihm die Luft abdrücken.
    »Blaublütiger«, sagte der graue Mann. »Danke, dass Sie die Leine gekappt haben. Ein Bombenschuss.«
    »Gern geschehen.«
    Urows Augenlider schlossen sich. Dann zitterte er wieder und verlor das Bewusstsein.
    Cerise nahm sich einen Moment, um nach ihm zu sehen. In ihren Augen standen Gespenster.
    William kam und stellte sich neben sie. Ihr Geruch erfasste ihn, und er nahm ihn still in sich auf.
    Der Strom war schmaler geworden, und sie konnte das halsbrecherische Tempo nicht länger beibehalten. Und selbst wenn die enge Fahrrinne es erlaubt hätte, wären die Rolpies nicht mehr mitgekommen. Wann immer sie an die Oberfläche tauchten und nach Luft schnappten, bebten ihre Flanken und Schaum stand ihnen vor den Mäulern. Cerise sah es ebenfalls und ließ die Zügel locker.
    Der graue Mann hatte nicht mehr lange. »Können wir das Gift nicht ausbluten lassen?«, wollte William wissen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass das passieren würde. Urow denkt immer, bloß weil er ein kleines Boot stemmen kann und furchteinflößend aussieht, wäre er schon ein toller Kämpfer. Dabei hat er überhaupt keine Ausbildung. Er kämpft nicht, er prügelt sich. Rudert mit den Armen und hofft, dass er irgendwen trifft.«
    »Wenn’s hart auf hart geht, bringt einem rohe Kraft gar nichts.«
    »Meinen Sie, das hätte ich ihm nicht gesagt?«
    »Warum haben Sie sich dann von ihm abholen lassen?«
    Cerise biss die Zähne zusammen. »Weil ich eine Idiotin bin, deshalb. Er wollte sich nützlich machen. Aber er saß rum, lästerte und beklagte sich, dass er nie was für die Familie tun könnte, und fragte, ob ich ihn nicht wenigstens diesmal dabeihaben wollte, um ihm das Gefühl zu geben, dass er wirklich dazugehört. Urow wird zu jeder Familienfeier eingeladen. Er ist im Haupthaus immer willkommen. Wie alle anderen auch bekommt er seinen Anteil am Familiengewinn. Und einer von uns besucht ihn wenigstens einmal im Monat. Wie viel mehr will er noch dazugehören? Ich hätte einfach Nein sagen sollen, aber er wusste, wie er mich rumkriegt, und jetzt liegt er da und stirbt, während ich nicht den geringsten Kratzer abbekommen habe.«
    William sah ihr ins Gesicht. Ihre Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Ihre war Haut blass, ihr Gesicht spitz. Sie wirkte kleiner und roch wie ein in die Enge getriebenes Tier. Er hätte sie gerne gepackt und fest an sich gezogen, bis sie wieder normal aussah.
    Auf der Suche nach den richtigen Worten dachte William scharf

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