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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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denken würden, also befreite sie sie in Zeiten allerhöchster Gefahr von der störenden Last des Verstandes. Im Kern sind wir nichts als Tiere , dachte Spider. Mach schon, Karmash, gehorche, damit ich nicht noch mal die Zähne fletschen und dich auf den Rücken zwingen muss . Denn ich liebe das mehr, als mir guttut .
    »Ihr habt gesagt, ich soll das Mädchen finden«, sprudelte Karmashs zitternde Stimme drauflos.
    »Und was hast du getan?«
    »Ich habe Lavern auf sie angesetzt.«
    Spider formte mit den Fingern ein Zelt und legte die Zeigefinger an die Lippen, als würde er nachdenken. »Mal sehen, ob ich das richtig verstehe: Ich habe dir befohlen, das Mädchen zu finden, und du schickst den dümmsten und aufsässigsten Jäger los, den wir haben. Einen Jäger, der durch seine Modifikationen dahin gekommen ist, auf Menschenfleisch abzufahren. Richtig?«
    »Ja.«
    »Nehmen wir mal an, es wäre ihm tatsächlich gelungen, Cerise Mar zu entwaffnen, auch wenn mir nicht klar ist, wie er das hätte schaffen sollen. Aber nehmen wir an, er hätte sie geschnappt. Was hat dich auf den Gedanken gebracht, er könnte sie sicher und bei guter Gesundheit hier abliefern, anstatt mir ihre vertrocknete Mumie auf die Türschwelle zu legen?«
    »Ich dachte …« Karmash zögerte.
    »Nein, bitte, fahr fort. Ich bin außerordentlich interessiert an deinem Gedankengang.«
    »Ich dachte, Lavern würde ausreichen, Mylord, weil sie doch bloß eine Zivilistin war. Ich habe ihm gesagt, das wäre seine Chance, sich zu rehabilitieren. Anscheinend habe ich mich geirrt.«
    Spider schloss die Augen und entließ einen tiefen, reinigenden Seufzer. Bloß eine Zivilistin. Natürlich.
    »Mein Herr …«
    Spider hob eine Hand. »Pssst. Kein Wort jetzt.«
    Karmashs Größe war wieder mal mit ihm durchgegangen. Manchmal unterband die Besessenheit des Mannes von seiner eigenen Kraft die Sauerstoffzufuhr zu seinem Gehirn. Das Einzige, was ihn noch rettete, war, dass Spider momentan keinen Ersatz für ihn hatte.
    »Lass mich dir mal was erklären«, sagte Spider langsam und mit Nachdruck, um sicherzugehen, dass jedes Wort ankam. »Ich verabscheue den Sumpf. Mir gefällt nicht, wie es da aussieht und wie es da riecht. Einfach widerwärtig. Bis John Genevieves Verschmelzung abgeschlossen hat, bin ich zur Untätigkeit gezwungen. Ich sitze hier herum, gehe mir selbst auf den Wecker und langweile mich, während meine beste Würgerin vor meiner Tür sitzt und zwanghaft Binsenkörbe flechtet, damit sie nicht durchdreht und uns alle abschlachtet, solange sie sich nicht mit irgendwas Anspruchsvollem beschäftigt.«
    Spider lächelte und entblößte seine Zähne. »Und aus Ahnungslosigkeit, Unfähigkeit oder Absicht scheinst du fest entschlossen, mich hier länger als erforderlich aufzuhalten, indem du jeden Auftrag vermasselst, den ich dir erteile. Gib mir keinen Grund, mich für dich zu interessieren, Karmash. Mach dich nicht zum Anlass, etwas gegen meine Langeweile zu unternehmen. Das würde dir nämlich nicht gefallen.«
    Karmashs Augen weiteten sich.
    »Das ist kein Befehl«, sagte Spider, »sondern bloß ein kleiner, freundschaftlicher Ratschlag.« Er stand auf und ging zu dem großen Bücherschrank an der rückwärtigen Wand. Ein nicht zusammenpassendes Sortiment Bücher füllte die Regale, manche klein, manche groß. Spider fuhr mit den Fingern über gebrochene Buchrücken und zog dann einen dicken Lederband heraus. Geschwungene goldene Buchstaben zierten den Buchdeckel: Das Reich: Die dritte Invasion .
    Er gab das Buch Karmash. »Mir ist klar, dass du bei der Festnahme der Mars nicht dabei warst. Ich möchte dieses Versehen gerne korrigieren. Lies das. Du wirst darin alles Wesentliche über Cerise Mar und über die während unserer Auseinandersetzung zu erwartenden Opfer erfahren. Das ist ein Befehl.«
    Karmashs lange Finger schlossen sich um das Buch. Spider ließ sein Ende erst los, nachdem er Karmash lange unverwandt angesehen hatte.
    »Ich wünschte, du hättest es gesehen«, sagte er dann. »Gustave Mar war wirklich ein Bild für die Götter.«
    »Es tut mir leid, dass ich das versäumt habe, Mylord.«
    Sie hatten ihre einzige Chance verpasst, Cerise zu erwischen, und jetzt hatte sie sich vermutlich längst hinter den magischen Schutzschilden in Sicherheit gebracht, die das Haus ihrer Familie beschirmten. Immerhin gab es noch die Möglichkeit, dass sie ihr Anwesen wieder verließ und seine Leute endlich etwas zu tun bekamen. Spider wies mit einem Nicken auf

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