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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Blick, und Cerise grinsend. Das war doch mal was, oder? Er stellte sie sich zusammen vor und musste zugeben, dass die beiden bestimmt einen netten Wurf zustande bringen würden, falls sie es miteinander treiben wollten.
    Nicht in diesem Leben.
    Nein, nicht mal in diesem Universum. Selbst ohne Fehde gäbe es eher einen kalten Tag in der Hölle, bevor ihre Mutter eine wie Cerise in die Familie aufnehmen würde. Die alte Hexe stand nicht auf Konkurrenz. Wenn es nach ihr ginge, würde keiner von ihnen jemals heiraten, außer die Braut wäre lahm, taub und stumm.
    Am besten, fand Peva, er würde Cerise umstandslos kaltmachen, die Leiche loswerden und Lagar bloß mitteilen, dass die Sache sauber und schmerzfrei über die Bühne gegangen war.
    Die Andeutung einer Bewegung irrlichterte durch die schmale Lücke zwischen den Bäumen, wo der Strom einen scharfen Knick machte. Er konzentrierte sich. Da glitt ein dunklerer Schatten als alle anderen übers Wasser. Ein Boot, und das noch vor der Morgendämmerung. Verdammt! Das hinterhältige Miststück riskierte es trotz allem bei Nacht.
    Er war sofort auf hundert, sein Herz hämmerte, sein Mund wurde trocken. Erregung wallte in ihm auf. Er beugte sich vor und fixierte mit Argusaugen die dunkle Silhouette im Bug. Seine Atmung beruhigte sich. Peva zielte. Die Gestalt im Kutter saß zusammengesunken, müde nach schlafloser Nacht. Es war viel zu einfach.
    Er visierte sie einen kurzen, köstlichen Augenblick lang an. In diesem kostbaren Moment waren er und sein Ziel durch ein Band, das älter war als die Jagd selbst, miteinander verbunden. Er spürte ihr Leben, das zuckte wie ein Fisch an der Angelschnur, und genoss das Hochgefühl, das damit einherging. Es gab nur zwei Dinge, die Menschen den Göttern ähnlich machten: Leben zu zeugen und Leben zu zerstören.
    Langsam und mit Bedauern zog Peva den Abzug.
    Der Bolzen traf die Silhouette in die Brust und schickte sie auf Deck.
    »Zu Morast sollst du werden, Cerise«, flüsterte Peva.
    Da sirrte etwas an ihm vorbei und schlug mit einem lauten, dumpfen Aufprall in den Kiefernstamm ein. Die Nacht explodierte in weißem Licht. Geblendet ging Peva in die Hocke, schoss in die Richtung des Bootes und rollte sich in die Farnwedel ab. Ein magischer Bolzen. Scheiße!
    Ein Heulen zerriss die Nachtluft. Dann vernahm er zwei massive Einschläge, und an der Stelle, an der er gerade noch gesessen hatte, bohrten sich Bolzen in die Erde. Vor seinen Augen schwammen Kreise aus sengendem weißem Licht. Peva lud nur nach Gefühl nach.
    Sein Herz flatterte, als säße ein kleiner Vogel im Käfig seiner Rippen gefangen, der nun in verzweifelter Raserei zu entkommen versuchte. Er hielt die Luft an und zwang sich, wieder runterzukommen.
    Peva drückte sich gegen den Boden und streckte eine Hand nach der Stelle aus, an der die Bolzen seinem Eindruck nach eingeschlagen waren. Seine Hand fand einen Schaft. Er zog ihn raus und erkundete mit tastenden Fingern die Länge. Kurzer Schaft. Er wäre also ums Haar von einem kurzen Schaft getroffen worden.
    Cerise hätte ihn aus zehn Metern Distanz unmöglich mit einem kurzen Bolzen erwischen können. Das Miststück hatte Hilfe. Sie musste einen Armbrustschützen am Ufer abgesetzt haben, der sich mit diesem Schuss verraten hatte.
    Pevas Finger berührten den Bolzenkopf. Glatt, ausbalanciert, professionell. Zu gut für einen Gelegenheitsschützen. Peva ließ den Bolzen fallen, ehe er sich noch an den messerscharfen Kanten verletzte. Fedrige Farne wischten ihm durchs Gesicht. Er konnte noch immer nichts sehen. Bewegung brachte den Tod. Sich nicht zu bewegen brachte ebenfalls den Tod – in dem Moment würde der Armbrustschütze wissen, wo er sich versteckte. Er fühlte den Bolzen kommen, fühlte, wie er rasch dieselbe uralte Verbindung überwand, in der er vorhin geschwelgt hatte. Peva warf sich zur Seite, schoss seinerseits im hohen Bogen zwei Bolzen ab und lud neu.
    Das blendende Feuer in seinen Augen brannte allmählich herunter. Er erkannte die Farne als dunkle Striche vor hellem Nebelgrund. Ein paar Atemzüge noch, und er würde wieder richtig sehen können. Er musste sich etwas Zeit verschaffen. Links von ihm zeichnete sich der schummrige Umriss einer großen Zypresse ab, deren Wurzelwerk stattlich und dick genug war, um ihm Deckung zu bieten.
    Peva Sheerile würde heute nicht im Sumpf sterben.
    Cerise blieb in dem Meer aus Rostfarnen stehen. Peva starb auf den Knien, an eine Zypresse geschmiegt. William hatte ihn mit

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