Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Bockmist.«
    »Ah, das.«
    Er riss die Armbrust hoch. Ein schwarzer Bolzen starrte sie an.
    Cerise umklammerte ihr Schwert. Tief in ihrem Inneren funkelte Magie, sirrte durch ihren Körper und drang ihr aus den Augen und durch die Finger ihrer rechten Hand auf dem Schwertgriff. Ein grellweißer Punkt lief über die Klinge und erstarb.
    Williams Augen glühten wie bernsteinfarbene Kohlen. Sie begegnete seinem Blick und zuckte zusammen. Im Bernstein zeigte sich keinerlei Gefühl, lediglich Intelligenz, so grausam wie eine Moorkatze auf der Jagd. Sie sah keine Besorgnis, keine Sanftmut, keinerlei Gedanken, nur Abwarten. In diesem Moment wirkte er kaum mehr menschlich, nicht mehr wie ein Mann, sondern wie ein ungezähmtes Ding , aus Dunkelheit gewoben und den Moment im Blick, in dem sich ihm die Möglichkeit bot zuzuschlagen.
    William schaute auf ihr Schwert. Seine Oberlippe wölbte sich und ließ sie seine Zähne sehen. Meine Güte, Lord Bill, was hast du für große Zähne . Kein Problem. Sie war nicht Rotkäppchen, sie hatte keine Angst, und ihre Großmutter konnte seinen Hintern dermaßen verfluchen, dass er eine Woche lang nicht wissen würde, wo oben und unten war.
    Mit einem Nicken wies William auf ihre Klinge. »Hab ich’s mir doch gedacht. Sie fahren mit dem Ding durch Knochen wie durch Butter, weil Sie Ihren Blitz in die Klinge leiten.«
    »Ja, noch dazu einen so schönen Blitz. Ganz hübsch und weiß.« Und dich haue ich damit in Stücke .
    »Gegen einen Bolzen in der Brust richten Sie damit nicht viel aus.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass mein Blitz mich nicht dagegen schützt?«
    William lachte verhalten. »Das können Sie nicht. Wäre ja schön, wenn Sie’s könnten, aber wir wissen beide, dass Sie das nicht draufhaben.«
    Volltreffer, William . Die Verbindung von Klinge und Blitz erforderte jahrelange Übung und jedes Quäntchen Konzentration. Solange sie Blitze produzierte, bot sich ihrem Schwert keinerlei Widerstand, aber das bekam sie immer nur für den Bruchteil einer Sekunde hin. Sich mithilfe von Blitzen zu verteidigen lag außerhalb ihrer Möglichkeiten. Er hatte sie als einseitig begabt abgestempelt und lag auch noch richtig damit.
    Aber das hieß nicht, dass sie nicht bluffen konnte. »Wollen Sie unbedingt sterben?«
    »Zeigen Sie’s mir, wenn Sie meinen Bolzen aufhalten können.«
    Oh, Mist . Cerise straffte sich, machte sich bereit, notfalls im Fluss hinter ihr abzutauchen, wenn er schoss,. »Jederzeit.«
    William stand bloß da. Seine Bernsteinaugen folgten jeder ihrer Regungen, aber er schien sich nicht von der Stelle rühren zu wollen.
    Ihr ging auf, dass er längst geschossen hätte, wenn er das gewollt hätte. »Sie wollen nicht auf mich schießen, oder?«
    William knurrte. »Wenn ich’s tue, sind Sie tot.«
    Und warum sollte ihm ihr Tod etwas ausmachen? Klar, er fand sie hübsch, aber sie war nicht so naiv zu glauben, dass ihn das aufhalten würde.
    Versuchsweise wich Cerise einen Schritt zurück.
    Die Armbrust bewegte sich einen halben Zentimeter. Er zielte jetzt auf ihre Beine. »Keine Bewegung.«
    »Wir sollten von nun an getrennte Wege gehen, William. Ich in die eine Richtung, Sie in die andere.«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    Er sagte nichts.
    »Und wenn ich weglaufe?«
    Er beugte sich vor. »Das wäre ein Fehler, weil ich Ihnen folgen würde.«
    Oh, ihr Götter .
    Seine Stimme klang wehmütig und verriet eine sonderbare Sehnsucht, als würde er im Geiste bereits durch die dunklen Wälder rennen. Cerise sträubten sich die Nackenhaare. Was sie auch tat, weglaufen konnte sie jedenfalls nicht, weil er sie liebend gerne jagen würde und sie sich nicht ganz sicher war, was genau am Ende dieser Jagd geschah. So wie er aussah, wusste er das auch nicht so genau, aber er war sich ganz sicher, dass es ihm Spaß machen würde.
    Ein Teil von ihr hätte gerne erfahren, wie es wäre, von William durch die Wälder des Moors gejagt zu werden. Wie es wäre, ihm in die Hände zu fallen. Schließlich sah er sie nicht so an, als hätte er vor, sie zu töten, sondern als hätte er etwas vollkommen anderes im Sinn. Sie musste nur in den Wald stürmen. Bei dem Gedanken liefen winzige Schauer über ihren Rücken, und sie war sich nicht sicher, ob vor Entsetzen oder vor Erregung.
    Sie steckte bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Es fehlte nur noch eine Kleinigkeit.
    Cerise hob die Augenbrauen. »Ich habe mein gesamtes Leben in diesem Sumpf verbracht. Was bringt Sie auf die Idee, Sie könnten mich

Weitere Kostenlose Bücher