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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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am Leben war.«
    »Was wäre passiert, wenn du weitergemacht und immer weiter Blitze geschleudert hättest?«, wollte sie wissen.
    »Dann wäre ich gestorben. Und ich hätte es nicht einmal bemerkt. Man meint, man könnte noch ein bisschen zulegen, doch dann vergeht irgendwann die Welt und mit ihr das eigene Leben.« Er küsste sie auf die Wange. »Ich werde verhindern, dass dir so etwas geschieht.«
    Sie zog die Stirn kraus.
    »Man weiß dann nicht mehr, wann man aufhören muss. Man übertreibt es einfach. Ich habe gesehen, wie du zwei Stunden am Stück Blitze geschleudert hast, als du Atamans Verteidigung ausprobieren wolltest. Du hast keine Ahnung, wo deine Grenzen liegen.«
    Sie stützte sich auf einen Ellbogen. »Declan …?«
    »Es gab Zeiten, da habe ich dir deinen Willen gelassen. Als du mich daran gehindert hast, mir Simoen vorzunehmen, oder als du euren Ältesten von William erzählt hast. Ich habe das getan, weil du die Lage besser beurteilen konntest als ich. Aber jetzt musst du mir meinen Willen lassen. Ich weiß, wovon ich rede, Rose, schließlich war ich über zehn Jahre Berufssoldat. Du bist brillant, aber du musst noch üben. Wenn du alleine auf diesen Anleger steigst, wirst du sterben, und das lasse ich nicht zu.«
    »Nein.« Sie stieß sich von ihm ab. »Verstehst du denn nicht –«
    »Ich verstehe durchaus.« Er zog sie wieder an sich und küsste sie. »Du wirst die erste Welle Bluthunde glorreich ins Jenseits befördern, aber die zweite Welle wird dir die Kehle rausreißen, und alle werden auf deiner Beerdigung weinen und schildern, wie du dein Leben zum Wohl deiner Nachbarn hingegeben hast.«
    Sie fuhr zurück.
    Er griff nach ihr, nahm ihre Hand und küsste ihre Finger. »Aber wir machen es auf meine Weise. So überleben wir beide und kümmern uns anschließend um Casshorn.« Er fixierte sie. »Versprich mir das, Rose.«
    Was er sagte, ergab Sinn. Sie war nicht allzu stolz darauf, dass sie ihm folgen konnte, aber immerhin bekam sie so, was sie eigentlich wollte – er würde nicht allein auf dem Anleger stehen. »Also gut«, sagte sie schlicht. »Wir machen es auf deine Weise. Trotzdem brauchen wir irgendwas von Casshorn, damit wir ihn verhexen können.«
    Declan zog die Brauen zusammen. »Meinst du, George ist kräftig genug, um ein Lebewesen zu reanimieren? Nur für kurze Zeit?«
    »Kann sein«, antwortete sie. »Da müssen wir ihn fragen.«
    »Wenn er das schafft, habe ich vielleicht eine Idee.«
    Seine Hand wanderte an ihrem Körper hinab und streichelte sie. Dann küsste er sie, und sie glitt dichter an ihn heran.
    »Rose?«, rief Toms barsche Stimme von der Veranda.
    Declan fluchte.
    George saß auf einem umgekippten Holzklotz und betrachtete die drei vor ihm auf der Erde liegenden toten Krähen. Traurige, schwarze Leiber. Leblos. Sie hatten sie mit Pfeil und Bogen getötet, sodass kein großer Schaden zu reparieren war.
    Hinter ihm streckte Jack schnüffelnd die Nase in die Luft. Wahrscheinlich hielt er die Vögel für eine leckere Zwischenmahlzeit. Rechts neben ihm saßen Mémère und Rose auf einem alten Holzblock.
    »Ich kann nicht glauben, dass du ihn das tun lässt.« Memère war sauer, ihre Wangen flammend rot.
    »Früher oder später würde er ohnehin wieder irgendwas zurückholen«, entgegnete Rose.
    »Aber nicht jetzt schon!«
    Rose sprach mit der »Stimme der Vernunft«, mit der sie jedes Wortgefecht für sich entschied.
    »Und wann wäre der richtige Zeitpunkt?«, wollte Rose wissen.
    »Das weiß ich nicht!« Mémère fuchtelte mit den Armen. »Jedenfalls nicht jetzt.«
    »Wenn es nach dir ginge, käme der richtige Zeitpunkt nie.«
    »Und was wäre daran so falsch?«
    »Du kannst nicht von ihm erwarten, dass er seine Gabe nie wieder einsetzt«, meinte Rose.
    »George«, sagte Declan.
    George sah den vor den Krähen hockenden Mann an. »Das, worum ich dich bitte, nennt man Kriegsnekromantie. Aber zuerst spielen wir ein bisschen zusammen, der schwere Teil kommt erst danach. Alles klar?«
    George nickte.
    »Wenn du früher Dinge zurückgeholt hast, gab es eine Verbindung zwischen dir und ihnen, richtig?«
    George nickte abermals. Das war ein Gefühl, als hätte er an einer äußerst brüchigen Angel einen Fisch, der unablässig zuckte, sodass er ganz vorsichtig an der Schnur ziehen musste.
    »Und manchmal hast du sie auch aufgehalten. So wie damals, um zu verhindern, dass dein Großvater auf Rose losgeht.«
    Und wieder nickte George. Das würde er hinkriegen. Er hatte so was

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