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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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schleuderte den Stein ins Gebüsch. Die Krähe startete von seiner Schulter, folgte der Flugbahn des Steins und ließ sich auf einem Zweig nieder. George zog die Stirn kraus. Von dort, wo er saß, konnte er den Stein nicht sehen.
    »Findest du ihn nicht?«, fragte Declan.
    »Dazu muss ich durch ihre Augen schauen«, antwortete George leise.
    »Und das tust du nicht gerne«, bemerkte Declan.
    George schüttelte den Kopf.
    »Weil du vergisst, dass du kein Vogel bist, wenn du das machst? Und weil du nicht genau weißt, wie du danach wieder zurückkommst?«
    George schrak zusammen. »Woher wissen Sie das?«
    »Meine Tante ist eine Nekromantin. Was ich von dir verlange, nennt man das nekromantische Joch. Es gibt da einen Trick. Willst du es mal versuchen, wenn ich dir verspreche, dass ich dir in deinen eigenen Körper zurück helfe?«
    »Rose!« Mémère sprang von dem Holzblock.
    »George, du musst das nicht machen, wenn du nicht willst«, sagte Rose. »Das liegt ganz bei dir. Keiner wird böse auf dich sein, wenn du’s nicht tust.«
    George dachte darüber nach. Er hatte das erst einmal bei einer Katze gemacht, da Jack, wann immer er Lust dazu hatte, eine Katze sein konnte und er noch nie eine Katze gewesen war und wissen wollte, wie sich das anfühlte. Schließlich war er nur deshalb wieder in seinen Körper zurückgekehrt, weil Jack ihn entdeckte, wie er reglos im Vorgarten hockte, und sich dann von hinten auf ihn stürzte, sodass ihm auf der Stelle die Luft wegblieb. Als besonders schlimm empfand er, dass er anschließend nicht mal mehr wusste, wie er sich als Katze gefühlt hatte. Er erinnerte sich nur noch an die vage, unheimliche Empfindung, ewig nach etwas Ausschau gehalten zu haben, ohne es jedoch finden zu können, dabei aber genau zu wissen, dass er nach seinem eigenen Körper suchte.
    Dennoch wollte er jetzt herausfinden, wie er sich als Vogel vorkommen würde.
    George sah Declan an und sagte: »Okay.«
    »Wann immer du so weit bist«, nickte Declan.
    George betrachtete die Krähe, griff nach der magischen Angelschnur, die sie miteinander verknüpfte, zog daran und arbeitete sich in den schwarzen Körper hinein.
    Die Welt explodierte in Farben, für die es keine Namen gab. Einen langen Augenblick saß er still, selbstvergessen in den Schwingungen und dem Flimmern der Blätter, bis ihn in Gedanken etwas sanft anstupste.
    Der Stein.
    Er musste den Stein finden.
    Er hüpfte von dem Zweig ins Laub und suchte den Boden ab. Da lag er und schimmerte in einem Dutzend Schattierungen. Herrlicher, herrlicher Stein.
    Er packte ihn mit seinem Schnabel und brach damit durchs Gebüsch. Das Gras leuchtete wunderbar in der Sonne. In der Ferne erkannte er Gestalten: Zwei standen zusammen, kristallklar, leuchtend, eine stärker, die andere schwächer. Wörter schwappten an die Oberfläche seines Verstandes: Rose, Mémère. Er wusste nicht genau, was sie bedeuteten, spürte aber, wie sie ihm ein gutes Gefühl gaben. Dann sah er noch eine Gestalt, kleiner, in einem komischen Farbton. Die kannte er auch: Jack. Rechts davon wartete eine vierte Gestalt, die größte von allen: Declan. Er sollte etwas für Declan tun. Er fühlte sich von ihm angezogen, aber er wusste nicht, weshalb. Er breitete die Flügel aus, flog zu ihm und landete auf seinem Arm. Declan fühlte sich warm und rau an unter seinen Krallen. Da fiel der Stein aus seinem Schnabel.
    Aber es gab noch eine fünfte Gestalt, eine, die er noch nie gesehen hatte. Sie plumpste auf die Erde, krümmte sich zu einem Ball. Irgendetwas an ihr kam ihm seltsam bekannt vor, auch wenn sie nicht so hell leuchtete wie die anderen.
    Declan öffnete den Mund und machte ein Geräusch.
    Die eisige Kälte traf ihn hart. George schrie, die Welt drehte sich, und er fuhr hoch und schnappte nach Luft. Sein Gesicht war schweißnass. Neben ihm stand Jack mit einem leeren Eimer.
    Rose’ Arme umschlossen ihn. Sie fühlten sich so tröstlich und warm an.
    »Ein Schock bricht den Bann«, erklärte Declan. »Dazu braucht es nicht viel, vor allem dann nicht, wenn er nicht viel Zeit in der anderen Gestalt zugebracht hat. Je länger er etwas unterjocht, desto heftiger muss der Schock sein. Wir hatten Nekroscouts, die sich gegenseitig verbrannten, um den Bann zu brechen, aber das war Stunden nach der Verschmelzung. Wir brauchen dazu nur eine Minute, wenn überhaupt.«
    »Geht’s dir gut?«, erkundigte sich Rose.
    George lächelte, der Farbentaumel verblasste allmählich in seinem Gedächtnis. »Diesmal

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