Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Sie es auch weiter im Süden, bei den McCalls, versucht? Die könnten Ihr Geld gut gebrauchen.«
    Er rümpfte die Nase und verströmte aristokratische Geringschätzung wie ein billiges Parfum. »Ich schlafe nicht in einer Bretterbude.«
    »Nun, dann bitte ich um Verzeihung, Euer Hoheit.« Sie lachte noch lauter.
    »Manche Männer in meiner Lage würden Ihr Gekicher als Beleidigung empfinden.«
    »Ich kann nichts dafür. Das müssen die Nerven sein.« Sie schüttelte sich vor Lachen. Die Angst, die wie ein kleiner, kalter Eisklumpen in ihrem Innern festsaß, schmolz allmählich dahin. Der Blaublütige war keineswegs harmlos – weit gefehlt –, aber wenn sie erst einmal über jemanden gelacht hatte, fiel es ihr schwer, sich vor demjenigen weiter zu Tode zu ängstigen.
    »Sie könnten mich hier wohnen lassen. Ich würde Sie natürlich dafür bezahlen.« Er ließ die Münze zurück in seinen Geldbeutel fallen. Ein metallisches Klirren zeigte an, dass sich noch viel mehr darin befanden.
    »Oh, Sie sind gut«, sagte sie. »Sie wollen, dass ich Sie in unserem Haus wohnen lasse?«
    »Wieso nicht? Ich habe doch bereits versprochen, Sie zu beschützen, ich bin also, zumindest für heute Nacht, ohnehin durch mein Wort an dieses Grundstück gebunden. Da können Sie ebenso gut Kapital aus meinem Missgeschick schlagen.«
    »Sie sind unglaublich.« Rose schüttelte den Kopf. Warum, um alles in der Welt, wollte er unter allen Umständen in ihr Haus? Ein Teil von ihr fragte sich, ob er sich wirklich Sorgen um die Kinder machte, doch ein weit größerer Teil schüttelte innerlich argwöhnisch den Kopf. Er war ein Blaublütiger. Zwei Mischlingskinder aus dem Edge bedeuteten ihm nicht so viel wie das Schwarze unterm Fingernagel.
    »Ich bin bloß pragmatisch. Sie haben in Ihrem Haus doch sicher ein Gästebett, das, wie ich hoffe, sauber und weich und dem harten Holzboden auf dieser Veranda aus diesem Grund eindeutig vorzuziehen ist.«
    Sie dachte ernsthaft darüber nach. Natürlich konnte er ihre Tür mit einem Schulterstoß aufbrechen. Wahrscheinlich brach er sogar durch die Wand, wenn er sich das in den Kopf setzte. Was ihre Sicherheit anging, bedeutete es absolut keinen Unterschied, ob er auf der Veranda oder im Haus übernachtete. Und das Geld wäre ihr äußerst willkommen. Dann konnten sie sich mal Rindfleisch statt Huhn leisten. Eine Ersatzuniform für Georgie. Lunchables für die Kinder. Die wünschten sie sich andauernd, aber 3,98 Dollar pro Nase waren eben nur selten drin.
    »Aber das wäre eine reine Geschäftsvereinbarung, unabhängig von unserer anderen Abmachung«, warnte sie ihn.
    »Selbstverständlich.«
    »Und Sie müssen schwören, dass Sie mich nicht zu belästigen versuchen.«
    Er musterte sie ausführlich von Kopf bis Fuß. »Falls ich Sie belästigen wollte, bliebe es gewiss nicht bei einem Versuch. Und Sie wären außerordentlich erfreut darüber.«
    Rose spürte Hitze in ihre Wangen steigen. »Wenn ich’s mir genau überlege, bin ich mir nicht sicher, ob mein Haus für Sie und Ihr Ego groß genug ist. Was wohl für die meisten Häuser gilt. Versprechen Sie’s, oder schlafen Sie draußen.«
    »Wenn Sie darauf bestehen.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie’s sagen.«
    Er seufzte. »Ich verspreche, Sie nicht zu belästigen, wie groß die Versuchung auch sein mag.«
    »Und die Kinder auch nicht.«
    Das Lächeln in seinem Gesicht verschwand. Seine Augenbrauen trafen sich in der Mitte, und seine Augen wurden dunkel. »Ich bin ein Edelmann aus dem Geschlecht derer zu Camarine. Ich missbrauche keine Kinder. Und ich lasse mich nicht beleidigen –«
    »Ist mir schnurz«, fiel sie ihm ins Wort. »Sie können sich meinetwegen vor Empörung auf die Brust trommeln; Sie können aber auch schwören und drinnen schlafen. Ihre Entscheidung.«
    »Sie sind die widerborstigste Frau, die ich jemals kennengelernt habe. Ich schwöre, den Jungen nicht zu nahe zu treten«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    Rose streckte ihre Hand aus, und er ließ eine Goldmünze hineinfallen. Eine Dublone aus dem Weird. Selbst in Anbetracht der horrenden Gebühren, die Max Taylor für den Umtausch von Gold in Dollars verlangte, bedeutete diese kleine Münze Lebensmittel für einen Monat.
    »Ich hab kein Wechselgeld. Haben Sie’s nicht kleiner?«
    »Behalten Sie die«, knurrte er.
    »Wie Sie wollen.«
    Sie hielt ihm mit einer spöttischen Verbeugung und einem breiten Lächeln die Haustür auf. »Bitte sehr, Euer Hoheit.«
    »Lord Camarine

Weitere Kostenlose Bücher