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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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konnte genauso gut Getue sein. Sie schuldete ihm keinerlei Mitgefühl.
    Die Kreaturen, die auf Jack losgegangen waren, erschreckten sie bis ins Mark. Rose hätte liebend gern mit ihrer Großmutter darüber gesprochen, aber da der Abend bereits in die Nacht überging, musste dieser Ausflug noch bis zum Morgen warten. Obwohl Großmama Éléonore im Notfall mitunter ein Telefon benutzte, wollte sie unter gar keinen Umständen eines in ihrem Haus haben.
    In der Küche brachte Jack ihr einen Pfannkuchen auf einem blauen Metallteller. »Die sind gut«, teilte er ihr mit. »Er hat sie ganz anders gemacht. Guck, mit Zucker obendrauf.«
    Um Himmels willen. »Erzähl mir alles. Von Anfang an.«
    Zehn Minuten später konnte sie sich die Geschichte zusammenreimen: Der Blaublütige hatte die Bestien mit einer offenbar unglaublich heldenhaften, martialischen Glanzleistung, die Georgie mit viel Gabelfuchteln vorführte, in Stücke gehackt, dann Jack ins Haus befördert, beiden Kindern fest zugesagt, dass ihnen in seiner Obhut nichts Böses widerfahren könne, und sich schließlich der Zubereitung von Pfannkuchen gewidmet. Wenn er das Ganze eingefädelt hatte, was sie immer noch für möglich hielt, dann hatte er damit seine Meisterleistung abgeliefert. Die Jungen waren inzwischen fest davon überzeugt, dass er Himmel und Erde aus den Angeln heben konnte. In ihren Augen hatte der Blaublütige innerhalb nur einer Stunde eine Entwicklung von einem zum Abschuss freigegebenen Schurken zum ruhmreichen Helden von unvergleichlichem Mannesmut durchlebt.
    »Hat er gegessen?«
    Die Jungen schüttelten die Köpfe.
    Super. Dann hockte jetzt ein hungriger »Held« ohne Essen oder Wolldecke auf ihrer Veranda. Und ihr Unbehagen hatte sich inzwischen zu Schuldgefühlen ausgewachsen. Das ist doch völlig verrückt, überlegte sie, als sie eine Handvoll Würstchen aus dem Kühlschrank nahm, die sie anschließend briet. Sie sollte ihm lieber einen Kopfschuss verpassen.
    Rose verteilte die Bratwürstchen auf vier Teller. »Euer Abendessen.«
    Dann legte sie Messer und Gabel auf einen der Teller. Georgie sprang von seinem Stuhl auf, goss Eistee in eine Plastiktasse und hielt sie ihr hin. Rose verdrehte die Augen und trug das Essen und den Tee auf die Veranda hinaus.
    Er saß noch genauso da, wie sie ihn zurückgelassen hatte, und blickte in den Himmel, den die ersten Anzeichen des Sonnenuntergangs färbten. Der Wind riss verirrte Haarsträhnen aus seiner blonden Mähne. Sein riesiges Schwert lag neben ihm. Sogar abgerüstet ging etwas Bedrohliches von ihm aus.
    Hau ihm den Teller an den Kopf und lauf weg , sagte sie sich.
    Sie stellte den Teller neben ihm ab.
    »Danke«, sagte er.
    Jetzt, wo er dir gedankt hat, kannst du wieder reingehen .
    Stattdessen lehnte sie sich gegen den Verandapfeiler. »Wollen Sie wirklich die Nacht auf meiner Veranda zubringen?«
    »Ja.«
    »Ich kann aber sehr gut selbst auf mich aufpassen. Und es wird bald dunkel. Besser, Sie gehen dahin zurück, wo Sie hergekommen sind.«
    »Ich bin sicher, mein Zelt wird mich schrecklich vermissen«, gab er zurück.
    »Ihr Zelt?«
    »Ja.«
    »Sie schlafen in einem Zelt? Warum? Sind Sie pleite?«
    »Ganz im Gegenteil.« Er griff in sein Wams und zog einen kleinen, mit einem Band gesicherten Lederbeutel hervor. Dann knotete er das Band auf, schob eine Hand in den Beutel und entnahm ihm eine Goldmünze. Die Strahlen der untergehenden Sonne glitzerten auf der Metalloberfläche.
    Ein kleines Vermögen. Sie fragte sich, wie viel die Münze wert sein mochte. Würden sie zwei Wochen davon leben können? Oder drei?
    »Was ist dann das Problem?«
    Er machte ein verdattertes Gesicht. »Ich war auf der Suche nach einer Unterkunft, aber unglücklicherweise mangelt es den meisten Ihrer Nachbarn bedenklich an Vertrauen. Wenn Sie mich kommen sehen, verschließen sie ihre Türen und verrammeln die Fenster; da kann ich noch so viel draußen herumbrüllen und mit meinem Geldbeutel wedeln, diese Leute lassen sich durch kein vernünftiges Wort erweichen.«
    Die Vorstellung, wie er, in seinen enormen Fellumhang gehüllt, das riesige Schwert über der Schulter, an der Grenze zum Haus der Ogletrees stand, sich die Lunge aus dem Leib schrie und sich wunderte, dass niemand herauskam, brachte Rose zum Lachen.
    »Meine Notlage kommt Ihnen gewiss urkomisch vor«, bemerkte er trocken. »Sie leben an einem von Verrückten bevölkerten, abartigen Ort, an dem niemand die geringste Ahnung hat, was sich gehört.«
    »Haben

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