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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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nicht einverstanden sein.
    Declan vollendete seine Kreisbahn und blieb direkt vor der Veranda stehen. Er trug eine dunkle Hose, ein Hemd mit abgetrennten Ärmeln, das seine Arme freiließ, und leichte Stiefel. Nette Arme …
    Wie er gestern ein Abbild der Bestie heraufbeschworen hatte, nun, das war schon beeindruckend gewesen. Sie hätte so gerne gelernt, wie er das machte, dass sie ihn fast danach gefragt hätte. Fast. Aber er hätte ihr nur ins Gesicht gelacht. Er hielt sie ja jetzt schon für ein ahnungsloses, ungezogenes Mischlingsmädchen. Da musste sie ihm nicht zusätzlichen Zündstoff liefern.
    Er trug noch das Riesenschwert auf dem Rücken. Jetzt schüttelte er es ab und zog sein Hemd aus. Rose stand mit der Kaffeetasse halb an den Lippen reglos da.
    Die goldblonden Haare fielen ihm feucht vor Schweiß über den Rücken. Groß, geformt von starken Knochen und mit runden Muskeln bepackt, war er ganz nach dem Ideal männlicher Kraft gebaut, dennoch verjüngte sich die imposante Breite von Schultern und Brust zu einem flachen Bauch und einer schmalen Taille. Seine Hüften waren schlank, seine Beine lang und kraftvoll. Doch trotz seines Schwergewichts besaß er eine ausgeprägte Geschmeidigkeit – er war kräftig, beweglich und flink, wie ein Mann, der sein ganzes Leben damit zugebracht hatte, seinen Körper zu einer Waffe zu läutern. Und genau darin bestand der Lebenszweck der Edelleute des Weird: ihre Heerscharen in die Schlacht zu führen.
    Declan wandte sich leicht um. Mit einer winzigen Bewegung, die sie jedoch mitbekam – er prüfte, ob er vom Fenster aus zu sehen war. Ha! Er zeigte sich zu ihrem Vergnügen. Rose grinste in ihre Kaffeetasse. Blaues Blut hin oder her, er war auch nur ein Kerl.
    Declan beugte sich ein paarmal vor, präsentierte dem Gras seinen perfekten Brustkorb, dann streckte er sich aus. Rose legte den Kopf schräg und folgte seiner Kehrtwende, mit Blicken zeichnete sie die scharfen Linien seiner Oberarmmuskeln zu seinem muskulösen Rücken, über den Brustkorb bis hinunter zu seinem Waschbrettbauch nach. Was Männer anging, war man im Weird offenbar auf dem Laufenden.
    An Bauch und Brust wuchs kein einziges Haar. Sämtliche Muskeln waren in goldener Haut verpackt und glänzten nach dem Laufen schweißnass. Er strahlte in der Morgenkälte Hitze ab, als würde ihn seine innere Glut in Wallung bringen. Er war schön. Selbst seine Eisbergaugen wirkten ungeachtet ihrer Bedrohlichkeit gewinnend.
    Rose trank ihren Kaffee. Er hatte wohl etwas wirklich Schreckliches verbrochen, wenn er sich seine Zukünftige im Broken suchen musste. Womöglich war er ein Vergewaltiger … Nein, dachte sie bestimmt. Diese widerliche Ausstrahlung konnte sie einfach nicht an ihm wahrnehmen. Vielleicht ein Mörder? Hatte er etwa im Zweikampf den Sohn irgendeines Wichtigtuers erschlagen? Das konnte sie sich schon eher vorstellen.
    Er hob sein Schwert auf. Und was jetzt?
    Parallel zum Gras ausgerichtet, hielt Declan sich die Klinge über den Kopf. Dann stand er lange still, total konzentriert, und holte plötzlich zu mächtigen Hieben aus. Schwertstreiche folgten auf Ausfälle, seine Muskeln bewegten sich wie verflüssigt unter der Haut, als er in immer schnellerer Folge in einem todbringenden, aus der Verschmelzung von Schwertkampf und Geschicklichkeit geborenen Tanz imaginäre Gegner niederstreckte.
    Das war nun wirklich mehr, als eine Frau aushalten konnte. Rose stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab, bettete ihr Kinn in die Armbeuge und sah einfach nur noch zu.
    Aber sie machte sich keine falschen Vorstellungen. Ihr einziger Wert für ihn bestand in ihrer Fähigkeit, Blitze zu schleudern und Kinder zu gebären. Wenn sie sich einverstanden erklärte, seine Gemahlin oder seine Mätresse zu werden, würde sie unter dem Dach eines kaltherzigen, gefühllosen Mannes leben, der sie wahrscheinlich verachten würde, unter Menschen, die so sehr damit beschäftigt sein würden, wegen allem, was sie verkörperte, auf sie herabzublicken, dass sie überhaupt nicht mehr herausfinden konnten, wer sie in Wahrheit war. Und ihre Brüder würden bestenfalls als Diener enden. Ein schreckliches Leben. Sicher, Declan war herzzerreißend schön, und sein Anblick schlug einen förmlich in seinen Bann. Dennoch würde ihr Vergnügen umso größer sein, wenn sie sehen könnte, wie sein muskulöser Rücken und sein perfekter Hintern immer kleiner wurden, während er auf Nimmerwiedersehen über den Fußweg von ihrem Haus verschwand.
    Elsie saß

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