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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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auch so bewegt, mit der Geschmeidigkeit eines geborenen Schwertkämpfers. Aber während ihr Großvater eher mager gewesen war und auf Geschwindigkeit gesetzt hatte, wirkte dieser Blaublütige, auch wenn gewiss nicht weniger schnell, vor allem äußerst kraftvoll. Sie beschlich das Gefühl, dass er ihren betagten Truck auch wie eine leere Getränkedose hätte zusammenfalten können.
    Der Blaublütige blieb bei dem Brandfleck im Gras stehen und sah sie an. Rose verschränkte die Arme. Er streckte eine Hand aus und lud sie ein, sich zu ihm zu gesellen. Aber klar doch.
    »Bitte, geben Sie mir die Ehre«, sagte er, als wäre sie eine Dame auf einem Ball und er würde sie zu einem Schwätzchen unter vier Augen auf den Balkon hinausbitten.
    Er nahm sie auf den Arm. Sie blieb widerspenstig. »Ich kann alles prima von hier aus sehen.«
    »Fühlen Sie sich für Ihre Brüder verantwortlich?«
    »Natürlich.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum Sie ihre Sicherheit auf die leichte Schulter nehmen. Kommen Sie bitte her. Oder soll ich Sie hertragen?«
    Sie sprang von der Veranda und ging zu ihm. »Das möchte ich sehen.«
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung.« Er ging vor dem Fleck in die Knie und hielt eine Hand darüber. Seine Macht sammelte sich unter der Handfläche. Er murmelte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand. Die Magie geriet in Fluss, folgte seinen Anweisungen, und der Rauch kondensierte zu einer Gestalt.
    Eine schreckliche Bestie starrte sie an. Groß, lang, mit der breiten Brust und den Hinterläufen eines Windhundes. Der Kopf auf dem langen Hals ähnelte dem eines Pferdes, abgesehen von den vier trüben, grauen Schlitzen schräg stehender Augen. Die Pranken des Ungeheuers waren unverhältnismäßig groß, mit langen Fingern und acht Zentimeter langen Krallen. Sie schluckte bei der Vorstellung, wie diese Krallen Jack zerfleischten.
    Auf einen Wink des Blaublütigen öffnete die Bestie ihr Maul, wobei ihr Haupt beinahe in zwei Hälften aufbrach; der Schlund klaffte weiter und weiter und offenbarte Reihen dreieckiger blutroter, gezackter Zähne, einzig dazu gemacht, Fleisch zu zerfetzen.
    »Sie waren zu zweit«, sagte der Blaublütige leise. »Eine kam von links, die andere von der Rückseite des Hauses. Sie pirschten sich an Jack heran und wollten ihn töten. Ich verstehe ja, dass es Ihnen an Bildung mangelt und dass Sie mir nicht trauen, also hören Sie stattdessen auf Ihre Intuition: Sie wissen, dass das hier eine Anomalie ist. Das ist kein Tier, sondern etwas vollkommen anderes. Stecken Sie mal Ihre Hand da rein.«
    »Was?«
    »Berühren Sie es. Dann spüren Sie die Rückstände seiner Zauberkraft. Ihnen geschieht schon nichts.«
    Rose berührte vorsichtig den Rauch. Die Zauberkraft ließ ihre Finger kribbeln, sie konnte sie spüren, mit dem furchtbaren Gefühl, etwas Schleimiges, Faulendes und dennoch Raues anzufassen, als hätte sie die Hand in einen mit Sandkörnern gefüllten Kadaver versenkt. Sie zuckte zurück.
    Aber das reichte nicht. Sie musste mehr erfahren.
    Rose zwang ihre Finger in den Rauch zurück. Wieder erfasste die Übelkeit erregende Empfindung ihre Hand, und sie verzog das Gesicht, wandte den Blick ab, ohne die Hand zurückzuziehen. Ihre Finger wurden taub, dann spürte sie den Nachhall verdorbener Magie, die wie ein Hochleistungskabel im Gedächtnis der Bestie vibrierte. Es war eine fremdartige Magie, gleichgültig und kalt wie die Schwärze zwischen den Sternen. Rose zog ihre Hand zurück und schüttelte sie, um ihre Finger von der Erinnerung an die Berührung zu befreien. Er hatte recht. Das war kein normales Tier.
    Der Blaublütige ließ die Rauchgestalt in sich zusammenfallen und reichte ihr seine Hand. »Jetzt fassen Sie mich an.«
    Sie starrte seine offene Hand an. Sie war mit Schwielen übersät. Wahrscheinlich von seinem verdammten Schwert.
    »Ich beiße nicht«, sagte er. »Jedenfalls nicht, solange Sie noch nicht in meinem Bett liegen.«
    »Im Leben nicht.« Sie legte ihre Hand in seine. Magie floss in ihre Finger, als er sie seine Macht spüren ließ. Sie erleuchtete ihn, warm und weiß, wie ein ferner Stern. Doch der Himmelskörper wurde trübe und erlosch vollends, als hätte sich ein Mantel darüber gebreitet, und plötzlich spürte Rose ihre Finger in der Hand eines Mannes, der sie mit einem wissenden Grinsen musterte. Seine Haut fühlte sich warm und rau an, sein Griff fest, und sofort fiel ihr wieder seine Bemerkung über Bisse »im Bett« ein.
    Rose riss sich von

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