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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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sich vor und ließ ihn nicht aus den Augen. Jack spannte sich an. Wenn Declan ein Gestaltwandler wäre, dann bestimmt ein Wolf, befand Jack. Ein großer, weißer Wolf. Sehr schlau. Und mit Riesenzähnen.
    »Machst du immer, was Rose sagt?«
    Oh-oh. Eine Fangfrage. Wenn er jetzt Ja sagte, würde Declan ihn für ein Muttersöhnchen halten; wenn er jedoch Nein sagte, würde er ihm verraten müssen, dass er eine Katze war. Jack überlegte. »Nein. Aber besser wär’s, das weiß ich schon.«
    »Verstehe«, sagte Declan.
    Jack fand, er müsste das erklären, damit zweifelsfrei feststand, dass er kein Muttersöhnchen war. »Meine Mom ist gestorben. Mein Dad ist auf Schatzsuche. An ihn erinnere ich mich gar nicht. Er war ein guter Dad, glaub ich, aber, kann sein, nicht besonders schlau, denn wenn Großmama über ihn spricht, nennt sie ihn manchmal den Schwachkopf. Sie darf das, er ist ja ihr Sohn, deshalb werde ich auch nicht sauer.«
    »Aha«, sagte Declan.
    »Und bis Dad wiederkommt, bin ich Rose’ Junges, also muss ich tun, was sie sagt.«
    »Klingt sinnvoll«, meinte Declan.
    »Haben Sie Rose gern?«, fragte Jack.
    »Ja, habe ich.«
    »Weshalb?«
    »Weil sie klug, freundlich und hübsch ist. Und sie bietet mir die Stirn, was gar nicht so einfach ist.«
    Jack nickte. Auch das klang sinnvoll. Declan die Stirn zu bieten war echt hart. Er war groß und stark, und er hatte ein Schwert. »Rose ist eine Kratzbürste.«
    »Und ob sie das ist.«
    »Aber auch nett«, sagte Jack. »Sie kümmert sich um mich und Georgie. Und wenn man sie nett darum bittet, backt sie einem sogar einen Kuchen, auch wenn sie hundemüde von der Arbeit kommt.«
    »Und lustig ist sie«, ergänzte Declan vertraulich. »Aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das nicht weitersagen würdest. Wenn Sie wüsste, dass ich sie lustig finde, würde sie mich womöglich nicht mehr ernst nehmen. Frauen sind so.«
    Jack nickte. Er konnte ein Geheimnis unter Männern für sich behalten, und das war etwas, das Rose nun wirklich nicht wissen musste. »Und wenn Sie die Prüfungen bestehen, nehmen Sie Rose mit.«
    »So lautet die Abmachung«, nickte Declan.
    »Dürfen wir mitkommen?«
    »Klar.«
    »Frühstück!«, rief Rose.
    Jack lief zur Tür und drehte sich um. In seinen Augen loderte Bernsteinfeuer. »Aber ich helfe Ihnen trotzdem nicht«, rief er.
    Declan grinste. »Das hatte ich auch nicht erwartet.«
    Rose hockte neben ihm. Jack wünschte, er wäre größer. Er mochte es nicht, wenn Leute, die mit ihm reden wollten, vor ihm in die Hocke gingen. Aber ihm war klar, dass Rose ihm auf diese Weise besser in die Augen sehen konnte.
    »Sieh mich an, Jack.«
    Er nickte.
    »Du jagst keine Blutsaugervögel; du bleibst nicht stehen, um ein Häschen zu fangen; du läufst so schnell du kannst, und wenn du müde wirst, suchst du dir das beste Versteck, das du findest. Hast du mich verstanden?«
    Er nickte erneut.
    »Was habe ich gesagt?«
    »Laufen, verstecken. Und keine Blutsaugervögel.«
    Rose biss sich auf die Lippe. »Das ist superwichtig. Ich weiß, Declan hat dich gerettet, und er ist nett zu dir, aber zu mir ist er bestimmt nicht nett, wenn ich mit ihm gehen muss.«
    »Er hat gesagt, wir dürfen mitkommen.«
    Rose hielt inne. »Wohin?«
    »Mit ihm und dir.«
    Rose nahm ihn in den Arm. »Jack, natürlich sagt er das. Er würde alles sagen, um euch zwei auf seine Seite zu ziehen. Aber ihr dürft ihm nicht trauen.«
    Jack wand sich, bevor sie ihn losließ.
    Rose seufzte und griff nach seinem Armband. »Bist du so weit?«
    Er nickte.
    »Laufen, verstecken.«
    »Laufen, verstecken«, wiederholte er.
    Rose zog sein Handgelenk aus dem Armband. Das Zimmer schwankte. Der Boden bäumte sich auf und traf ihn voll ins Gesicht.
    Rose kam auf die Veranda. Declan erwartete sie im Vorgarten, sein hübsches Gesicht wirkte entspannt.
    »Sie wollten eine Prüfung.«
    Declan nickte. »Ich bin schon ganz hibbelig.«
    Hibbelig. Alles klar. Rose hielt die Fliegengittertür auf und ließ Jack auf die Veranda hinaus. Er tappte auf unverhältnismäßig großen, weichen Pfoten ins Freie und blinzelte mit riesigen, bernsteinfarbenen Augen in die Sonne; sein Körper war von Kopf bis Fuß in dichtes, mit rost- und dunkelbraunen, fast tarnfarbenen Rosetten gesprenkeltes Fell gehüllt. Jack zog die Nase kraus, dass die weißen Schnurrhaare zitterten und die langen, schokoladenbraunen Fellbüschel an den großen Ohren erbebten.
    Er sah hinreißend aus, wie ein knuffiges, kräftiges Kätzchen auf

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