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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Gewürznelken.
    Jack mochte Declans Geruch. Kürbiskuchenwürze, gemischt mit Leder und Schweiß. Nicht gerade ein mädchenhafter Geruch.
    Declan hob die Hand und winkte ihn herein. Lautlos schlich sich Jack ins Zimmer und blieb vor dem Bett stehen. Er sagte nichts, sah nur gebannt zu, wie das Tuch mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch an den Messerklingen auf und ab strich: wuuusch, wuuusch, wuuusch …
    »Gehst du gerne zur Schule?«, fragte Declan.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir da so lange still sitzen müssen.«
    »Und das fällt dir schwer?«
    Jack zuckte die Achseln. »Rose sagt, wenn ich ein gutes Raubtier sein will, muss ich erst mal lernen, Geduld zu haben und still zu sitzen. Sie meint, dass geduldige Raubtiere nicht so viel hungern müssen.«
    »Möchtest du denn ein gutes Raubtier sein?«
    Jack nickte.
    Declan griff nach einem anderen Lappen, träufelte ein wenig Öl darauf und warf ihn Jack zu, der den Lappen hastig aus der Luft fing. Der Blaublütige nickte.
    Jacks Hand blieb über einem großen, blitzenden Dolch hängen. Nein, der war zu groß. Größe bedeutete Langsamkeit. Er war eine Katze, klein, aber dafür ganz schön stark. Manche waren viel größer und stärker als er, aber nur wenige schneller.
    »Ein Jagdmesser«, sagte Declan, als Jacks Hand über einer schmalen Klinge mit konvex gebogenem Rücken verharrte. »Die Krümmung verlängert die Klinge. Das ist ein leichtes, schnelles Messer, mit dem man gut Hiebe austeilen kann.«
    Jack ließ seine Hand zu der Klinge rechts davon wandern, deren Rücken sich konkav gekrümmt zu einer rasiermesserscharfen Spitze verjüngte.
    »Ein Yatagan mit einwärts gekrümmtem Rücken. Manche vernachlässigen den Rücken, der dann schnell stumpf wird. Meins ist immer scharf. Das ist eine schnelle Klinge, eine gute Stichwaffe für den Nahkampf.«
    Hin- und hergerissen sah Jack die Messer an. Hieb- und Stichwaffen? Wie Krallen und Zähne? Schließlich nahm er das Yatagan und fuhr behutsam mit seinem Lappen an der Klinge entlang. Er konnte mit seinen Zähnen mehr ausrichten als mit seinen Krallen. Jack fuhr weiter über die Klinge. Wuuusch. Er lächelte.
    »Weißt du, was anämisch bedeutet?«, wollte Declan wissen.
    Jack schüttelte den Kopf.
    »Das ist eine Krankheit, bei der dem Körper Blut oder Eisen fehlt. Menschen, die diese Krankheit haben, werden schnell müde und sehen meistens blass und schwach aus. Hast du Rose das Wort schon mal sagen hören, wenn sie über Georgie spricht?«
    »Georgie ist nicht anämisch«, entgegnete Jack. »Wenn Großpapa nicht wäre, würd es ihm richtig gut gehen. Großpapa und die ganzen Tiere machen ihn krank.«
    »Großpapa?« Declan wölbte die Augenbrauen.
    »Wir haben ihn in dem Schuppen hinten eingesperrt«, erklärte Jack. »Damit er keine Hundegehirne isst.«
    Declan blickte ihn irritiert an. »Das ist wohl eine charmante Edger-Sitte, die ältere Verwandtschaft einzusperren.«
    »Wegen Großpapa kann Georgie nicht so gut kämpfen. In der Schule passe ich auf ihn auf, aber wenn er zwölf ist, muss er auf die Mittelschule, dann geht das nicht mehr. Was dann wird, weiß ich noch nicht.«
    Declan warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. »Findest du die Schule schwer?«
    Jack schüttelte den Kopf. »Langweilig. Wir nehmen Wortlisten durch. Man muss sich einprägen, wie Wörter buchstabiert werden, und so tun, als würde man sie vorlesen. Ich muss das nicht. Ich kann ja schon lesen. Rose hat’s mir beigebracht.«
    »Wie steht’s mit Mathe?«
    Jack zuckte die Achseln. »Ich kann Sachen zusammenzählen. Ich weiß, wie viele Winkel ein Dreieck hat. Heißt ja auch Drei-Eck. Ich bin doch nicht dumm.« Er hielt das Messer ein bisschen zu lange fest, zwang sich jetzt aber dazu, es wegzulegen, und betrachtete das Jagdmesser. Declan nickte.
    Jack nahm es. Ihm gefiel, wie leicht und angenehm es sich anfühlte. »Das Schulessen ist schrecklich«, erzählte er weiter. »Es gibt Fischstäbchen. Die schmecken wie Pappe. Georgie meint, die sind aus Fleisch gemacht, das keiner kennt. Und deshalb isst die auch keiner.«
    »Hast du schon mal Pappe gegessen?«
    Jack nickte. »Drauf rumgekaut.«
    »Warum?«
    »Weil ich wissen wollte, ob man die essen kann.«
    Jack legte das Messer widerwillig weg.
    »In was für ein Tier verwandelst du dich?«, fragte Declan.
    Jack verengte die Augen zu Schlitzen. »Das darf ich nicht verraten.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Rose gesagt hat, dass ich mit keinem darüber sprechen soll.«
    Declan beugte

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