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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dekoriert.
    Sie wurden angegriffen. Die Bedrohung drückte auf ihre Brust wie eine Decke aus Eis. Wo sollte das enden? Was wollten diese Kreaturen? Sie wusste es nicht. Und sie hatten nur Rose und ihre Blitze.
    Éléonore rieb sich das Gesicht. Rose … Irgendetwas war immer mit ihr. Das Kind gönnte sich einfach keine Auszeit.
    Lord Camarine bereitete ihr Kopfzerbrechen. Der Bursche war ein Unikum. Tadellose Manieren. Tadellose Haltung. Als sie ihn verhexte, hatte er sofort ihren vagen Akzent erkannt und ihr in ausgezeichnetem, aristokratischem Französisch geantwortet. Das ließ sich nicht so einfach nachmachen. Und mächtig war er. Außerordentlich mächtig. Während ihres Besuchs bei Elsie hatte sie die Schäden am Haus gesehen. Das Dach gab es nicht mehr, und eine der Wände fast auch nicht mehr. Und Amy meinte, er hätte das mit einer einzigen Eruption hingekriegt. Was man bei einem der Roten Legionäre natürlich nicht anders erwartete. Sie waren Adrianglias ultimative Waffe. Schon als kleines Mädchen hatte sie Geschichten über sie gehört. Die Legionäre kämpften wie die Teufel. Manche waren nicht mal menschlich. Aber was, um alles in der Welt, machte ein Earl in einer solchen Legion?
    Der Junge sah wie der geborene Windhund aus. Er würde Rose ohne Weiteres das Herz brechen.
    Éléonore seufzte. In Zeiten wie diesen sehnte sie sich nach Cletus. Nicht dass ihr der alte Spitzbube eine Hilfe gewesen wäre. Er hätte bloß gegrinst und ihr geraten, die Kinder sich selbst zu überlassen, damit sie sich irgendwo vergnügen konnten. Cletus hörte immer nur auf sein Herz, sie hielt sich lieber an ihren Verstand. Trotzdem vermisste sie ihn sehr.
    Sie blieb eine Zeit lang sitzen, überließ sich ihren Gedanken und Erinnerungen. Als sie schließlich wieder in die Gegenwart zurückkehrte, war ihr Tee kalt geworden. Sie berührte die Teekanne. Auch kalt. Na schön.
    Sie musste mehr über diesen Declan in Erfahrung bringen. Und wenn Rose nicht da war, um ihre Fragen zu beantworten, dann würde sie damit eben zu Georgie gehen.
    Das erinnerte sie an etwas. Besser, sie sah mal nach dem Jungen.
    Éléonore ging ins Wohnzimmer. Das Sofa war verwaist.
    »Georgie?«, rief sie.
    Keine Antwort.
    »Georgie!« Éléonore lief durchs Haus, von der Küche ins Schlafzimmer, in das zweite Schlafzimmer dahinter, am Badezimmer vorbei, zum Abstellraum. Da war er und blickte aus dem Fenster.
    Sie trat zu ihm und raufte seine blonden Haare. »Was machst du denn hier, so ganz allein?«
    Sie schaute aus dem Fenster und erstarrte. Am Rand des Wehrs streiften finstere Bestien auf und ab. Zwei, vier, sechs, nein, mehr, viel mehr … Sie drängten sich zusammen, stiegen eine auf die andere, türmten sich zu einer spitzen Pyramide. Éléonore hielt die Luft an. Die Wehrsteine waren alt und stark, doch je höher man kletterte, desto schwächer wurde die magische Barriere.
    Jetzt war die Pyramide schon sechs Bestien hoch. Acht. Neun. Der Bluthund an der Spitze drückte gegen das Wehr und fiel in den Vorgarten, auf ihre Seite des Wehrs, drehte sich in der Luft, um auf allen vieren aufzukommen, schüttelte sich und tappte aufs Haus zu.
    Georgie sah sie aus riesengroßen, entsetzten Augen an. »Sie kommen.«
    Kurz vor der Grenze bog rechts ein schmaler, überwucherter Trampelpfad von der Hauptstraße ab. An der Abbiegung lag ein kleines, rotes Stück Autotür, das nächste lehnte, für den Fall, dass Rose den Hinweis nicht mitbekam, ein Stück weiter hinten am Weg. Sie stellte den Truck ab und holte die .22er aus ihrer Einkaufstasche. Hier befand sie sich so nah an der Grenze, dass derjenige, der die Spur aus Autoteilen gelegt hatte, sich ohne Weiteres im Broken verbergen konnte, wenn sie ihm zu nah kam. Mit ihrem Blitz konnte sie im Broken zwar nichts ausrichten, aber ihre Kugeln würden anstandslos über die Grenze hinwegfliegen.
    Rose schloss den Truck ab und machte sich auf den Weg. Kurz darauf brach das Unterholz abrupt ab, und sie stand am Saum einer Viehweide. Direkt vor ihr stieg ein flacher Hügel an, auf dessen Kamm sich eine mächtige Eiche erhob. Der Baum war vor Jahrzehnten vom Blitz getroffen worden, der einen der Äste auf seiner rechten Seite weggesprengt hatte. Es hieß, dass irgendein Armleuchter sich nicht an die Regel gehalten hatte, sich bei Gewittern nicht unter große, allein stehende Bäume zu stellen, und dass der vom Blitz weggefetzte Ast heruntergefallen war und sein Pferd erschlagen hatte. Seitdem hieß dieser Baumriese

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