Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
beibringen.«
»Beantworten Sie mir eine Frage, bevor ich Sie vor die Tür setze«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wieso wir? Wieso ich? Wieso dieser Kniff mit dem Heiraten?«
»Die Bluthunde werden von Magie angezogen. Ich bin ihnen bis zu einem Haus gefolgt«, erklärte er. »Und da trat ein schönes Mädchen heraus, richtete eine Armbrust auf mich und verkündete, dass sie nicht mit mir schlafen würde. Da habe ich mitgespielt.«
»Sie haben mitgespielt.« Ihre Worte trieften vor Bitterkeit. »Haben Sie eine Ahnung, was ich für eine Angst hatte? Welche Sorgen ich hatte, Sie könnten mich verschleppen, die Kinder hier zurücklassen oder womöglich umbringen? Haben Sie eine Ahnung, wie viel Kopfzerbrechen mich Ihr Mitspielen gekostet hat? Hauen Sie ab.«
Er saß lächelnd auf der Veranda, zeigte ihr die Zähne wie das Blitzen eines Schwertes in der Scheide. »Wohl kaum.«
»Was?«
»Wir hatten eine Abmachung. Die ich nicht gebrochen habe, die Verfehlung liegt ganz bei Ihnen. Daher müssen Sie Wiedergutmachung leisten, aber das können Sie nicht, weil Sie das Geld bereits ausgegeben haben.«
Sie öffnete den Mund, klappte ihn aber sofort wieder zu. »Sie bekommen Ihr Geld schon«, brachte sie schließlich heraus.
»Ja, aber bis es so weit ist, bleibe ich hier. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, ich werde Sie beschützen, mit welcher Begründung auch immer. Abgesehen davon sind Sie an unseren Eid gebunden. Wir haben beide geschworen, die drei Prüfungen abzuwarten, und ich warte auf Ihre zweite Herausforderung.«
»Ich spiele aber nicht mehr mit«, sagte sie.
»Ich schon. Die Welt dreht sich nun mal nicht um Ihre Launen.«
»Verschwinden Sie!«, verlangte sie.
»Auf keinen Fall. Ich wäre ein Narr, wenn ich jetzt ginge. Sie sind etwas Besonderes, Rose. Ich will Sie, und ich werde um Sie kämpfen.«
»Tja, ich will Sie aber nicht.«
»Wie dem auch sei, Sie müssen auf jeden Fall mit den Prüfungen fortfahren. Denn wenn nicht, kommt es zu einem magischen Flashback, und keiner von uns weiß, wie genau der aussehen wird. Wir könnten beide dabei sterben. Und was würde dann wohl aus Ihren Brüdern?«
Wieder einmal saß sie in der Zwickmühle. »Ich hasse Sie«, sagte sie.
Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Ich werte das als Indifferenz. Obwohl ich Sie wesentlich anziehender finde, wenn Sie nicht herumschreien und kindische Wutanfälle bekommen.«
»Wenn ich nicht schreie, mache ich Ihnen Feuer unterm Hintern.«
Er sprang von der Veranda und ragte vor ihr auf. »Nur zu. Wenn Sie die nächste Eskalationsstufe einleiten wollen, dann los. Aber Sie hätten daran keine Freude. Ich bin keiner von Ihren Dorftrotteln, ich weiß, wie ich mich zur Wehr setzen kann.«
Sie war in flimmernde Magie gehüllt. Er war von seiner Macht umlodert. Sie biss die Zähne zusammen.
Da flog krachend die Fliegengittertür auf, und Jack verkündete: »Großmama meint, ihr sollt euch bitte leiser streiten, sonst weckt ihr Georgie noch auf.«
Rose schloss die Augen und zwang sich, langsam auszuatmen. Sie hörte Declan seinerseits Luft ablassen und spürte, wie der Druck seiner Magie nachließ.
»Sie kriegen Ihre Prüfung, sobald Georgie wach wird«, versprach sie ruhig, als sie wieder sprechen konnte.
»Ich freue mich schon darauf, Lady Camarine«, gab er zurück.
Dann stapfte sie an ihm vorbei ins Haus und schloss behutsam die Tür hinter sich.
18
Am folgenden Morgen wachte Georgie gegen zehn auf. Rose hatte schon dreimal nach ihm gesehen, und als sie endlich bemerkte, dass seine blauen Augen offenstanden, bekam sie weiche Knie und musste sich gegen den Türrahmen lehnen.
»Na also«, sagte sie. »Und, wie geht’s dir?«
»Gut«, antwortete er.
Sie kam näher, setzte sich auf den Bettrand und drückte ihre Lippen auf seine Stirn, die sich warm und trocken anfühlte. Kein Anzeichen von Fieber. »Declan hat mir gesagt, du hast ihn gerufen.«
»Er war näher«, murmelte Georgie. »Dich konnte ich nicht finden. Du warst zu weit weg.«
Sie fühlte sich schuldig. »Es tut mir leid.«
»Was ist passiert?«, fragte er.
Sie berichtete.
»Ich wollte dir ja von dem Wolf und Casshorn erzählen«, sagte er. »Aber du musstest arbeiten und warst spät dran, danach habe ich’s dann vergessen.«
»Tut mir leid«, sagte sie noch einmal. »Wenn du mir das nächste Mal etwas Wichtiges sagen willst, höre ich dir zu, egal was sonst gerade ist. Ich hole uns jetzt Tee und Topfkuchen.«
»Es gibt
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