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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Topfkuchen?«
    »Habe ich extra für dich gebacken. Du bist der Held des Tages. Und Helden kriegen Topfkuchen.«
    Als sie zurückkam, erzählte er zwischen Kuchenbissen und kleinen Schlucken Himbeertee die ganze Geschichte. Und je länger er sprach, desto deutlicher wurde das Bild in ihrem Kopf.
    »Ich verstehe«, sagte sie schließlich. Sie sah jetzt einigermaßen klar: Declan, wie er ihr ins Broken folgte, sein Beharren, in ihrem Haus zu bleiben. Sie war immer noch wütend auf ihn, äußerst wütend. Aber zumindest zu einem gewissen Teil ergab sein Benehmen durchaus einen Sinn.
    Sie bedauerte, dass sie die Nerven verloren hatte. Aber in den letzten Tagen war so viel passiert. Declans Gegenwart, die Bluthunde, der Verlust ihrer Arbeit, der Überfall auf Georgie. Jedes Ereignis allein hätte schon genügt, sie auf die Palme zu bringen, aber alles zusammen hatte sie in einen emotionalen Dampfkochtopf verwandelt, der in irgendeiner Form Druck ablassen musste. Sie wünschte, sie hätte sich anders Luft verschafft, nicht gerade vor Declan, der jetzt natürlich glaubte, sie hätte einen Koller gekriegt. Es ist schwer, jemanden dazu zu bringen, dass er einem zuhört und anschließend verschwindet, wenn man dabei laut herumbrüllt und sich dadurch selbst disqualifiziert.
    »Und was jetzt?«, wollte Georgie wissen.
    »Jetzt brauche ich deine Hilfe bei Declans zweiter Prüfung.« Sie zögerte. »Meinst du, du bist schon wieder kräftig genug zum Laufen?«
    Georgie nickte.
    »Ich würde dich lieber nicht darum bitten, aber ich möchte, dass du auf die Veranda rauskommst.«
    »Zuerst muss ich aber mal ins Bad«, sagte er.
    »Soll ich dir dabei helfen?«
    Georgie sah sie lange an. Sie seufzte, dann überließ sie ihn sich selbst. Wenn sie mal heiratete, falls sie überhaupt jemals heiratete, hoffte sie, ihr erstes Kind würde ein süßes kleines Mädchen sein. Ein süßes, niedliches, harmloses kleines Mädchen.
    Innerlich gewappnet betrat Éléonore die Küche. Ihr blieben nur ein paar Minuten, bis Rose aus Georgies Zimmer zurückkam.
    Declan erhob sich bei ihrem Erscheinen, deutete eine Verbeugung und ein höfliches Lächeln an. » Bonjour, Madame .«
    » Bonjour, Monsieur .« Sie nahm auf einem Stuhl Platz und fuhr auf Französisch fort: »Ich würde mich gerne mal mit Ihnen über meine Enkeltochter unterhalten.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Das Lächeln blieb, nahm aber den höflich-eisigen Charakter an, auf den Blaublütige zurückgriffen, sobald sie ein Gespräch in Courtoisie ersticken wollten.
    »Um Missverständnissen von Anfang an vorzubeugen«, begann sie, »es geht mir nicht darum, ein Stelldichein zwischen Ihnen beiden zu arrangieren. Ganz im Gegenteil.«
    Seine Augenbrauen hoben sich millimeterweise. Er war schon ein blendend aussehender Bursche. »Glauben Sie, ich bin Ihrer Enkeltochter nicht würdig, Madame ?«
    Éléonore stöhnte innerlich auf. Leider war sie ganz aus der Übung. »Ich habe keinen Zweifel an Ihrer Abkunft, ich möchte lediglich, dass Sie verstehen, wie die Dinge liegen. Vorausgesetzt, Sie wollen mir überhaupt zuhören, natürlich.«
    »Ich bin ganz Ohr, Madame «, versicherte er ihr.
    Éléonore holte tief Luft. »Mein Mann hat mich während unserer Ehe mehrmals allein gelassen. Ich sage das nicht, um Ihr Mitleid zu erregen, aber so war es nun mal. Er liebte mich leidenschaftlich, aber das Meer liebte er noch mehr. Und weil seine Abwesenheit mir sehr wehtat, gab ich mir alle Mühe, meinen Sohn zu einem verantwortungsbewussten Familienvater zu erziehen. Leider habe ich dabei jämmerlich versagt. John ließ seine Frau und seine Kinder im Stich – genau wie sein Vater. Dadurch hat Rose in ihrer Kindheit gelernt, dass ein Vater im Leben nur eine vorübergehende Erscheinung ist.«
    Sie verstummte. Die richtigen Worte zu finden war schwerer als gedacht. » Pardon . Es fällt mir nicht leicht, darüber zu reden. Rose’ Mutter hat den frühzeitigen Tod ihrer Eltern nicht verkraftet, und später war ihr jedes Mittel recht, um den Gedanken an den eigenen Tod zu verdrängen. Meistens suchte sie Trost in den Armen sämtlicher Männer, die was mit ihr anfangen wollten. Aber irgendwann wirkte selbst diese Medizin nicht mehr und sie starb. Rose wuchs damals gerade heran, die Jungen waren noch klein. Also wurden meine Enkelkinder sowohl von ihrer Mutter als auch von ihrem Vater verlassen.«
    Sie sah Declan an, doch seine Miene blieb entschlossen höflich und ungefähr so durchschaubar wie ein

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