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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Betonblock.
    »Dann konnte Rose plötzlich weiße Blitze schleudern. Sie müssen wissen, mein Lord, dass im Edge seit Jahrhunderten niemand mehr weiße Blitze geschleudert hat. Sie war noch ein Kind, gerade mal achtzehn, und hatte nicht die geringste Ahnung, was da auf sie zukam. Dank des lockeren Lebenswandels ihrer Mutter dachten alle, Rose sei das Ergebnis eines Seitensprungs. Und nun wurde sie über Nacht eine gute Partie. Erstens war sie wegen ihrer Blitze begehrt, weil sie für jede Familie eine Verstärkung darstellte. Zweitens war ihre Magie ein Hinweis auf eine adlige Herkunft. Und drittens … wie Ihnen gewiss nicht entgehen konnte, ist meine Enkelin sehr hübsch.«
    »In der Tat, Madame .«
    Sein Tonfall war neutral und freundlich. Aber wenn er noch einmal Madame zu ihr sagte, würde sie ihm etwas an den Kopf werfen.
    »Rose hatte ein furchtbares Leben«, erklärte Éléonore unumwunden. »Fast ein Jahr lang wurde sie buchstäblich gejagt. Die Edger-Familien wollten sie wegen ihrer Kräfte, die Blaublütigen aus dem Grenzland für die Aufzucht, und die nicht hinter ihr her waren, hassten sie. Neid kann verheerend sein. Die Heldentaten ihrer Mutter hatten sie ohnehin schon zur Außenseiterin gestempelt, das Blitzeschleudern verschlimmerte das Problem noch. Ihre wenigen Freunde ließen sie im Stich, und ihr Freund, eine echte Landplage, hat sie auch noch betrogen. Wir wurden belagert, unser Haus wurde angezündet, und alle Welt ging uns aus dem Weg. Aber am allerschlimmsten war dieser Sklavenhändler. Der tauchte unter dem Vorwand auf, Rose den Hof zu machen, versprach ihr die Sicherheit und Anerkennung, die sie sich so verzweifelt wünschte, und kriegte sie damit fast rum, na ja, vielleicht nicht ihr Herz, aber ihren Verstand. Zum Glück kam heraus, wer er wirklich war, aber da lag das Kind schon im Brunnen. Sie hat ihre Lektion wieder und wieder gelernt: Man darf den Menschen, vor allem den Männern, nicht über den Weg trauen. Ich bekam mit, was da schieflief, aber ich konnte nichts dagegen unternehmen. Nach dieser Zeit heillosen Durcheinanders wurde es endlich ruhiger. In dem Jahr war mein Sohn ausnahmsweise für sie da. Selbst er kapierte, dass sie diesen Sturm ohne ihn nicht heil überstehen würde. So lange wie damals hat er es zuvor nie bei seiner Familie ausgehalten, aber wie auch immer, sobald der Druck nachließ, trat er wieder mal die Flucht an. Er rannte mitten in der Nacht vor seinen eigenen Kindern davon und ließ die Jungen in Rose’ Obhut.«
    Sie holte tief Luft. »Das war der letzte Verrat, mein Lord, Rose fühlte sich dadurch furchtbar verletzt, und sie nahm sich vor, ihren Brüdern diese Verletzung um jeden Preis zu ersparen. Sie setzte ihr Leben daran, dass ihre Brüder niemals erleben müssen, wie es ist, einfach sitzengelassen zu werden. Junge Mädchen sind Traumtänzerinnen, mein Lord, Frauen, die ständig halb in ihrer Fantasiewelt leben und in jedem gut aussehenden Burschen, den sie sehen, nach der wahren Liebe Ausschau halten. Aber Rose lebt in keiner Fantasiewelt. Man sollte annehmen, eine Frau, die so viel durchgemacht hat wie sie, sei verbittert und zornig, aber das ist sie nicht. Sie ist freundlich, lieb, großzügig, und dafür danke ich meinen Glückssternen jeden Tag.«
    Éléonore erhob sich, ihr Grimm hielt sie nicht auf ihrem Stuhl. Declan stand ebenfalls auf.
    »Ich bin sicher, es fällt Ihnen leicht, das Interesse von Frauen zu wecken«, sagte sie. »Und ich bin davon überzeugt, dass Ihnen der Ruf eines Herzensbrechers vorauseilt, vermutlich denken Sie sogar mit Entzücken an Ihre früheren Eroberungen zurück. Manche Frauen sind womöglich hin und weg, wenn sie von einem Mann wie Ihnen aus der Bahn geworfen werden. Womöglich lernen sie auf diese Weise etwas über die Natur der Spezies Mann. Wie auch immer, Rose macht sich keine Illusionen, die ihr den Verstand vernebeln, und Eltern, die ihr den Rücken stärken, hat sie auch nicht. Wenn Sie ihr das Herz brechen, wird das meine Enkelin zerstören. Das würde ihr den Rest geben und sie zu einem verbitterten Wrack machen. Daher beschwöre ich Sie, mein Lord, Sie in Ruhe zu lassen. Sie brauchen Sie nicht als weitere Trophäe. Aber wenn Sie nicht nachgeben, werde ich Sie, so wahr ich hier stehe, mit meinem letzten Atemzug verfluchen. Wir wissen beide, welche Macht einem solchen Fluch innewohnt.«
    Declan verbeugte sich. »Ich werte das als Belehrung.«
    Éléonore verschwand leise vor sich hin grummelnd in den Tiefen des

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