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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Viertelstunde in den Haaren, bis Paul ihnen erklärte, er würde den Lieferwagen auf der Stelle wenden, weil es ihm – so wahr ihm Gott helfe – egal sei, ob er Ed glücklich mache oder nicht. Beide fanden, dass es nun genug sei, und hielten für den Rest der Strecke die Klappe. Schließlich kroch der Lieferwagen einen schmalen Fahrweg abseits der Hauptstraßen hinauf.
    »Das kommt euch sicher gleich ein bisschen seltsam vor«, meinte Paul. »Aber ihr müsst keine Angst haben. Hier ist bloß der Luftdruck ein bisschen anders.«
    »Wieso?«, fragte George.
    »Unterirdisches Gas«, erklärte Paul. »Es steigt durch die Risse im Asphalt auf. Atmet einfach tief durch und entspannt euch, okay?«
    Der Lieferwagen kam zum Stehen. Paul stieg aus und öffnete die Seitentür. »Melanie und Robert, raus. Und ihr zwei auch.«
    Jack kletterte aus dem Fahrzeug. Melanie nahm seine Hand. »Keine Angst, beim ersten Mal fühlt es sich komisch an.«
    Jack verdrehte die Augen. George und der Rothaarige versuchten derweil, sich auf eine Lösung zu einigen, bei der sie sich nicht an den Händen fassen mussten. Schließlich legte der große Junge seine Hand auf Georges Unterarm.
    »Los.« Melanie betrat die Grenze. »Sag’s mir, wenn es dir schlecht geht, dann laufen wir langsamer.«
    Jack machte einen Schritt.
    Der Druck der Grenze erfasste ihn. Die Magie durchfuhr ihn, pulste in seinem Blut, sättigte seine Muskeln. Gerüche stiegen ihm in die Nase. Endlich fühlte er sich wieder stark.
    Langsam, Schritt für Schritt, führte ihn Melanie über die Grenze auf die andere Seite ins Edge. Hinter ihnen, in der Stadt, wimmelte es vor Leben. Sie hörten das Rauschen des Verkehrs. Vor ihnen lag Urwald, der zuerst zottelig die Hügel bedeckte und in der Ferne immer dichter wucherte. Wo ein Gebirgszug die Hügel überragte, verlief über ihnen eine einsame Straße. Als Kaldar sie in der Stadt herumfuhr, hatte er diese Berge nicht gesehen. Hügel ja, Berge nein.
    Melanie lächelte ihn an. »Du hast es geschafft.«
    George befreite seinen Arm aus dem Griff des Rothaarigen.
    »Geht’s euch gut?«, fragte Paul.
    Ja, richtig, ich habe ja angeblich keinen Schimmer, was gerade passiert ist , rief sich Jack ins Gedächtnis. »Ja«, antwortete er. »Aber wo ist die Stadt?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Kommt, Jungs, steigt wieder in den Lieferwagen. Das Camp liegt auf dem Berg vor uns. Dort werdet ihr heute Nacht bleiben.«
    Die Straße führte über die Hügel, bis auf den Grat eines vor Kiefern strotzenden Berges. Ein endloser Aufstieg, der Lieferwagen quietschte, bis sie endlich den Gipfel erreichten und auf einen Holzbogen zuhielten, der den Eingang markierte. Dahinter erwarteten sie Holzhäuser, in zwei Reihen nebeneinander erbaute einfache Rechtecke, an deren Ende sich ein größeres Gebäude erhob. Jack hatte eine Kirche erwartet, wie jene, die sie in ihrem kleinen Heimatort East Laporte im Edge früher immer gesehen hatten. Doch diese Kirche sah eher einer Scheune ähnlich, nicht mal das massive Doppeltor fehlte. Vor dem Eingang stand ein Mann mit einem Gewehr.
    Paul lenkte den Lieferwagen zu dem Bogen, hielt an und sprach mit einem Mädchen, das danebensaß. Dann fuhr er weiter zu einem der kleineren Bauten.
    »Hier könnt ihr heute Nacht schlafen«, sagte Paul. »Lillian kümmert sich darum, dass ihr Bettwäsche und Zahnbürsten bekommt und mit allem versorgt seid. Okay? Ihr habt ein Zimmer für euch allein, und da ihr zwei so hibbelig seid, könnt ihr euch nachts einschließen.«
    »Warum kriegen die ein eigenes Zimmer?«, wollte der große Junge auf der Rückbank wissen.
    »Weil ich es sage«, entgegnete Paul. »Egal, haut jetzt ab, ihr zwei.«
    Paul war kein übler Kerl, dachte Jack, als der Lieferwagen abfuhr. Er hatte bloß einen lausigen Chef. Augen auf bei der Berufswahl. Sie arbeiteten für Kaldar, der ein Betrüger, Dieb und Spieler war, aber wenigstens ehrlich zu ihnen. George machte die Tür auf, und sie gingen hinein. Das Zimmer war winzig, es gab kaum Platz zwischen den Betten. Etwa eine Viertelstunde später brachte ein Mädchen mit Sommersprossen um die Nase Bettwäsche, Zahnbürsten, einige Handtücher sowie zwei Papiertüten. Sie teilte ihnen mit, dass sie in der Cafeteria essen konnten, doch das Mittagessen hätten sie verpasst, sodass sie mit Trockenfutter vorliebnehmen mussten. Dauernd lächelte sie George an.
    Jacks Papiertüte enthielt ein weiteres Truthahnsandwich, ein paar Müsliriegel und einen Apfel. Jack aß

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