Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
stand auf. »Das würden Sie nicht wagen.«
»Lassen Sie’s drauf ankommen.«
Sie gingen zur Lichtung zurück. »Freunde?«, fragte Kaldar.
»Partner«, gab sie zurück.
»Sie wollen nicht mit mir befreundet sein, Audrey?« Ein verführerischer Unterton schlich sich in seine Stimme. Er sprach ihren Namen aus, wie ein Mann den Namen einer Frau aussprach, die er gerade geliebt hatte.
»Lieber Partner.« Sie reckte ihr Kinn und zwinkerte ihm zu. »Auf professioneller Basis.«
»Ist es dazu nicht längst zu spät?«
»Müssen wir nicht einen Raubzug planen?«
Kaldar seufzte und tat, als würde er sich geschlagen geben. »Natürlich, Liebes.«
Audrey ließ ihm das für diesmal durchgehen. Nachdem er niedergestreckt worden war, hatte er ein Trostpflaster verdient.
Sie hatte sich schon zu weit aus dem Fenster gelehnt. Wenn Sie jetzt nicht aufpasste, würde sie am Ende neben ihm aufwachen und mit einem höllisch gebrochenen Herzen dastehen.
Als sie zurückkamen, zog sich Gaston in die Kanzel des Flugdrachen zurück und streckte den Kopf heraus. »Passiert mir was, wenn ich rauskomme?«
»Nein, dir passiert nichts«, antwortete Kaldar. »Audrey hat mir gerade erklärt, dass man ihr ohne ihre Erlaubnis nichts wegnehmen darf. Da man mir noch nie etwas abgenommen hat, habe ich mich bei ihr entschuldigt.«
Gaston sprang zurück auf die Erde.
»Sie werden uns im Bus mitnehmen«, sagte Kaldar. Yonker hatte ihnen das erklärt, nachdem sie sich zu einem Besuch seines Camps bereitgefunden hatten. »Anschließend bringen sie uns einen nach dem anderen rüber. Audrey hat recht – wenn irgendwas schiefgeht, brauche ich dich in der Nähe. Ich befestige den Tracker am Bus. Aber nicht unvorsichtig werden, und häng dich nicht zu dicht dran. Ich will nicht, dass einer von Yonkers Schlägern dich abknallt.
»Kein Problem«, antwortete Gaston.
Da setzte sich ein leises Summen über den Himmel fort. Kaldar und Gaston blickten hoch. Ein Metallinsekt stürzte sich aus dem Himmel und landete zwischen ihnen auf der Erde. Gaston hob es auf, zog einen schmalen Kristallsplitter heraus und entnahm einem der Fächer einen Apparat. Eine bronzene, aus einem mit winzigen Kristallen gespickten Stängel sprießende Blütenknospe lief in vier feinsten Metallwurzeln aus, die sich zu einem kräftigen Fuß spreizten.
»Neuigkeiten vom Spiegel«, berichtete Kaldar.
Gaston verschob die Kristalle zu einer komplexen Folge. Die Blütenknospe öffnete sich und offenbarte in ihrer Mitte helle Blütenblätter aus einem seltsamen, papierdünnen, aber metallisch schimmernden Material. Gaston platzierte den Kristallsplitter im Zentrum der Blume.
Im Kristall flammte Magie auf und ergoss sich in vier Strömen in die Blütenblätter. Dann erschien über dem Kristall ein Bild und stand in der dünnen Luft. Ein Durchschnittstyp in unauffälliger Kleidung aus dem Weird sah sie an.
»Erwin.« Gaston zog langsam die dichten Augenbrauen hoch.
»Die Frau auf der Aufnahme gehört nicht zur Hand«, sagte Erwin. »Ihr Name ist Helena d’Amry, Marquise von Amry und Tuanin. Sie gehört zu den Hunden des Goldenen Throns. Spider ist ihr Onkel. Die komplette Akte folgt. Seien Sie vorsichtig, Kaldar.«
»Scheiße!«, bemerkte Gaston.
»Was bedeutet das?« Audrey sah Kaldar an.
»Die Hand schützt das Herzogtum Louisiana, eine Kolonie des Gallischen Reiches. Die Hunde bewachen den Thron des Reiches. Sie sind unmittelbar dem Herrscherhaus unterstellt«, erklärte Kaldar.
»Wer ist Spider?«
»Der Mann, den ich töten will«, antwortete Kaldar.
Erwins Bild wurde durch ein Papier mit verrücktem Gekrakel ersetzt.
»Was steht da?« Audrey zupfte an Kaldars Arm.
»Da steht, dass Helena Menschen gerne bei lebendigem Leib die Haut abzieht«, antwortete Gaston. »Außerdem, dass der Name des Kerls, der mit dem Kopf nach Ihnen geworfen hat, Sebastian lautet. Er ist ihre rechte Hand und hat vierzig Menschen auf dem Gewissen.«
»Vierzehn?«
»Nein, vierzig.«
Großer Gott .
»Das ändert gar nichts.« Kaldar griff sich die Eimer. »Wir machen weiter wie gehabt. Fürs Erste konzentrieren wir uns darauf, diese Einladung zu ergattern und unseren Flugdrachen zu füttern. Kann sein, dass wir schnellstens abheben müssen.« Er machte sich auf den Weg zum Bach, als könnte er die beiden nicht schnell genug loswerden.
»Das stimmt nicht so ganz«, sagte Gaston leise.
Audrey sah ihn an.
»Was Kaldar darüber gesagt hat, dass ihm noch nie etwas weggenommen wurde. Das stimmt
Weitere Kostenlose Bücher