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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zusammenhabe, sieht es aus wie das echte Teil.«
    »Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie wir den Schalter hier hinkriegen.« Audrey deutete auf die Zeichnung auf dem Blatt Papier, die sie auf der Grundlage von Jacks Aufzeichnung angefertigt hatte. »Ich stelle mir das so vor: Er betritt den Raum, schaltet den Apparat ein, hält den Gottesdienst ab, geht zurück und schaltet den Apparat wieder aus. Die Wachen behalten ihn dabei vermutlich die ganze Zeit im Auge.«
    »Dann schlagen wir vor oder nach dem Gottesdienst zu«, sagte Kaldar.
    »Danach geht nicht«, sagte Audrey. »Sie haben ihn gesehen, er verschwindet nach hinten. Wir müssen es vorher tun, wenn er seine Gemeinde knutscht und Hände schüttelt.«
    Kaldar nickte. »Nicht nur das, wenn wir zulassen, dass er seine Gemeinde mental vergewaltigt, und er mitkriegt, was wir im Schilde führen, reißen uns seine Leute in Stücke. Außerdem, ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich will nicht einfach dasitzen und mich von ihm verzaubern lassen, bis ich ihn für den wahren Messias halte.«
    Sie wussten beide um das Risiko, sich Ed vor dem Gottesdienst zu krallen. Der Apparat war sein kostbarster Besitz. Er kannte sein Gewicht und das Gefühl, ihn in der Hand zu halten, wie seine eigene Westentasche. Wenn er bemerkte, dass etwas nicht stimmte, würde er ihnen die Hölle heiß machen.
    Andererseits steckten sie für einen Rückzieher schon viel zu tief drin. Sie benötigten Ed Yonkers Apparat, um an Magdalenes Einladung zu kommen, und die brauchten sie, um in Braoses uneinnehmbare Festung zu gelangen und sich die Armbanddiffusoren zurückzuholen. Es war, als würde man eine Treppe hinunterpurzeln – einmal in Bewegung, konnte man nicht mehr stoppen und geriet mit jeder Stufe mehr in Gefahr.
    »Ich kann Yonker ablenken«, sagte Audrey. »Den Apparat zu stehlen ist nicht meine Sache.«
    »Darum kümmere ich mich«, sagte Kaldar.
    Tatsächlich? »Sind Sie jetzt auch unter die Taschendiebe gegangen?«
    Kaldar hielt inne, als würde ihm etwas durch den Kopf gehen. »Gucken Sie mal in Ihre linke Tasche.«
    Oh, nein, das hatte er nicht gewagt . Sie schob die Finger in die Hosentasche ihrer Jeans. Und ertastete nur Leere und Stoff. Das Kreuz ihrer Großmutter war fort. Das Kreuz war ihr Ein und Alles. Es erinnerte sie an die einzige stabile Zeit ihres Lebens, ein Symbol dafür, dass sie irgendwann gesagt hatte: »Genug!« Alles konnte sie verlieren, solange ihr das Kreuz blieb, war alles in Ordnung.
    Audrey streckte ihre Hand aus. »Geben Sie es mir zurück.«
    »Nicht aufregen.«
    »Geben Sie es mir sofort zurück, Kaldar.«
    Ling gab wütende Waschbärenlaute zwischen Fauchen und Knurren von sich.
    Kaldar fuhr mit den Fingern über ihre Handinnenfläche.
    »Wann haben Sie es gestohlen?«
    »Dieses Mal?«
    Dieser Dreckskerl . »Sie haben es mehr als einmal genommen?«
    »Er klaut es ungefähr zweimal am Tag«, sagte Gaston. »Danach steckt er es immer wieder zurück. Es ist nichts Persönliches. Das macht er mit jedem in der Familie so …« Als er ihre Miene sah, verstummte er.
    Audrey wandte sich Kaldar zu. »Wenn Sie es noch einmal nehmen, sind wir geschiedene Leute.«
    Kaldar hob die Hände. »Versprochen.«
    »Es ist mir todernst. Wenn Sie’s noch mal nehmen, bin ich weg.«
    »Ich hab’s kapiert.«
    Sie wandte sich ab und umkurvte den Flugdrachen, um Abstand von den beiden zu gewinnen.
    »Audrey …«, rief Kaldar.
    Sie ging weiter, in den Wald, bis sie so weit weg war, dass sie den blauen Drachenleib nicht mehr sehen konnte. Dann setzte sie sich auf einen aus der Erde ragenden Baumstumpf. Sie war dermaßen wütend, dass es ihr die Sprache verschlug.
    Ling kam aus dem Unterholz gerannt, setzte sich vor sie auf ihre Hinterläufe und legte ihr eine tote Zikade in den Schoß.
    »Danke«, sagte Audrey und bürstete das Insekt von ihrer Jeans. »Aber die isst du besser selbst.«
    Ling kratzte an ihrem Knie. Audrey öffnete die Arme, worauf der Waschbär auf ihren Schoß sprang. Sie tätschelte Lings weiches Fell.
    Hinter ihr knackte leise ein Zweig. Ling fauchte und sprang auf die Erde. Kaldar kam um den Baumstumpf herum und ging vor ihr in die Knie. »Tut mir leid.«
    »Warum haben Sie es genommen?«, wollte sie wissen.
    »Weiß nicht. Ich wollte etwas von Ihnen.«
    »Zwischen Partnern muss Vertrauen herrschen. Dagegen haben Sie verstoßen. Als ich mit meinem Bruder und meinem Vater gearbeitet habe, musste ich auch immer auf meine Sachen aufpassen. Der

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