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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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treffen.
    »Master Mar.« Erwin streckte seine Hand aus.
    »Master Erwin.« Sie schüttelten einander die Hände.
    Unauffälliger Erwin. Bei ihrer ersten Begegnung hatte Kaldar sich die Zeit genommen, sich sein Aussehen und sein Benehmen zur Nachahmung einzuprägen. Mit schockierendem Ergebnis. Er war zweimal an den Sicherheitskräften vorbei in den Herzogspalast spaziert, ehe er beschlossen hatte, sein Schicksal nicht länger herauszufordern.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte der Sniper.
    »Nein.«
    »Sehr schön. Kommen wir also zu den Instruktionen.« Erwin wandte sich dem großen, runden Tisch zu und aktivierte die Konsole. Die Tischplatte leuchtete fahlgelb auf. Der Lichtschein breitete sich aus und wurde zu einer dreidimensionalen Darstellung einer Pyramide mit strahlend weißen Wänden und einer Spitze aus purem Gold.
    »Die Pyramide von Ptah. Die ägyptischen Pyramiden waren früher mal Grabanlagen, verwandelten sich aber mit der Zeit in Gebets- und Ausbildungsstätten. Diese Pyramide, die zweitgrößte in Westägypten, ist Ptah geweiht, dem Gott der Architekten und Handwerker. Unter allen westägyptischen Göttern wird er vor allem wegen seiner Klugheit verehrt. Im Grunde wird alles, woran Ptah denkt, Wirklichkeit.«
    »Eine nützliche Gabe«, meinte Kaldar.
    »Sehr. In Ptahs Pyramide werden zahlreiche Zauberkräfte erforscht. Der Ort, an dem Entdeckungen gemacht und bahnbrechende Erfindungen umgesetzt werden. Deshalb bewachen die Ägypter sie auch wie ihren Augapfel.«
    Erwin berührte die Konsole, worauf die Mauern der Pyramide verschwanden und ihr Innenleben erschien – ein Irrgarten unüberschaubarer Durchgänge.
    »Mehr wissen wir nicht darüber«, erklärte Erwin. »Die Verteidigungsanlagen der Pyramide werden ständig weiterentwickelt. Das Bauwerk ist mit Fallen, Rätseln, Scheintüren und anderen Spezialitäten übersät, die den einzigen Zweck haben, Eindringlinge von der Last ihres Lebens zu befreien. Die Ägypter haben uns mitgeteilt, dass die Diebe um zwei Uhr morgens hier eingedrungen sind.« Erwin griff nach einer dünnen Metallröhre und deutete damit auf die hinter dem Haupteingang beginnende Passage. Der Gang wurde durch ein helles Gelb hervorgehoben. »Ein Versorgungsgang, der eigentlich zur Nacht abgeschlossen wird. Das Schloss galt übrigens als einbruchssicher.«
    »Das war einmal.«
    »Gut erkannt. Die Ägypter vermuten, dass ein talentierter Einbrecher das Schloss in zehn, fünfzehn Minuten aufkriegt. Allerdings wird der Eingang rund um die Uhr bewacht. Die Diebe hatten ein Zeitfenster von acht Sekunden, in dem sie die Tür aufbrachen, in die Passage eindrangen und wieder hinter sich abschlossen.«
    »Die haben abgeschlossen?«
    Erwin nickte.
    Vier Sekunden, um hineinzukommen, vier Sekunden, um abzuschließen. Wahnsinn. Wer in die Pyramide von Ptah einbrechen wollte, musste schon echt was draufhaben. Kaldar hatte sich damit beschäftigt, als er jünger gewesen war und seiner Familie das Wasser bis zum Hals gestanden hatte. Hätte ihn heute früh jemand gefragt, ob er es für möglich hielt, hätte er Nein gesagt.
    »Anschließend hinterließen sie in dem Gang hier drei deutlich unterscheidbare Fußspuren. Zwei große, eine kleine.«
    »Zwei mit Muskeln, ein Fassadenkletterer«, vermutete Kaldar.
    »Wahrscheinlich.« Erwin zeichnete den Gang mit seinem Pointer nach und hob den einen oder anderen Abschnitt leuchtend hervor. »Sie haben in Rekordzeit die schwierigsten Schlösser geknackt und sämtliche Fallen gemieden. Sie haben sich nicht erwischen lassen und kamen schließlich hier raus, wobei sie sowohl die Schatz- als auch die Waffenkammer links liegen ließen.« Der Pointer fixierte zuerst eine Kammer und beleuchtete dann je einen Raum auf der rechten und linken Seite. »Dort stahlen sie eine Holzkiste mit dem Apparat darin und verließen die Pyramide auf demselben Weg, auf dem sie eingedrungen waren. Rein und raus in weniger als zwanzig Minuten.«
    »Unmöglich.«
    »Das finden unsere ägyptischen Kollegen auch. Unglücklicherweise nehmen die Tatsachen auf ihre kollektive Geistesverfassung keinerlei Rücksicht.«
    Stirnrunzelnd betrachtete Kaldar die Pyramide. »Haben die Einbrecher den kürzesten Weg zu der Kammer genommen?«
    »Ja.«
    Ein ambitionierter Dieb würde sich gut vorbereiten und die Schatzkammer ausrauben, Terroristen hätten sich die Waffenkammer und ihre Bestände vorgenommen. Diese drei jedoch marschierten auf kürzestem Weg in diese Kammer,

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