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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Fetzen Tentakel.
    Die beiden Männer blickten in die Richtung seiner Finger.
    »Das Teil gehört zu einem Agenten der Hand. Klasse Pieuvre . Sechs bis zehn Greifarme, amphibisch, Gewicht fast fünfhundert Pfund. Ein fieses Gezücht.« Er sprach ein wenig abgehackt, um seiner Stimme einen gewissen soldatischen Klang zu verleihen.
    »Haben Sie so einen schon mal gesehen?«, fragte Rodwell. Sein herausfordernder Tonfall hatte sich eine Spur abgeschwächt.
    Kaldar tat, als würde er kurz überlegen, dann griff er in den Ärmel seiner Lederjacke. Die Verschlüsse am Handgelenk klickten, er zog den Ärmel hinunter und entblößte seinen Unterarm. Wie ein zerschlissenes Armband fleckten vier münzgroße runde Narben den Unterarm, Andenken an einen Greifarm, der sein Handgelenk umschlossen hatte. Das Scheißding hatte sich ihm in die Haut gebrannt, und nicht mal die allerfeinste Magie, die dem Spiegel zu Gebote stand, hatte die Narben entfernen können. Er zeigte sie den Männern, dann schloss er den Ärmel wieder. »Ja, habe ich.«
    »Hat’s wehgetan?« fragte Rodwell.
    »Weiß ich nicht mehr«, antwortete Kaldar aufrichtig. »Ich hatte in dem Moment alle Hände voll zu tun.« Es hieß, man könne einen Pieuvre -Agenten nicht mit einem Messer erledigen. Man konnte. Man musste es nur wirklich wollen.
    Der Sheriff betrachtete die Verwüstungen. »Was wollen die hier?«
    Kaldar sah ihn ausdruckslos an und hielt den Mund geschlossen. Es würde ihm nichts bringen, zu bereitwillig mit Informationen herauszurücken. Kaminski konnte ihn nicht leiden und traute ihm nicht über den Weg. Aber wenn Kaldar seinen Hals riskierte und mit allen Regeln brach, um endlich wieder ruhig schlafen zu können, na ja, dann lagen die Dinge eben anders. Allerdings würde keiner, der geradewegs aufs Ziel zumarschierte, die Regeln ohne ernsthafte Zweifel brechen.
    Ein kluger Mann in einer weit entfernten anderen Welt hatte mal gesagt: »Gebt mir einen Hebel, der lang genug, und einen Angelpunkt, der stark genug ist, dann kann ich die Welt mit einer Hand bewegen.« Kaminski sorgte sich um seine Stadt. Das stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Und diese Sorge war sein Hebel. Man musste nur genug Kraft aufwenden, dann würde sich der Sheriff auf Kaldars Seite schlagen.
    Sein Schweigen trug den Sieg davon.
    »Sehen Sie, Master Mar, mir ist klar, dass Sie gegen Regeln verstoßen«, sagte Kaminski. »Aber ich muss wissen, ob meine Bürger sicher sind.«
    Kaldar wippte auf den Absätzen, blickte in den Himmel und seufzte. »Normalerweise mache ich so was nicht.«
    Kaminski und Rodwell traten fast gleichzeitig einen Schritt näher heran. »Das bleibt unter uns«, versprach der Sheriff. »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    Kaldar holte noch mal Luft. »Vor acht Stunden haben die Behörden von Westägypten herausgefunden, dass eine Diebesbande in die Pyramide von Ptah eingebrochen ist. Die Eindringlinge nahmen eine magische Vorrichtung von großem strategischem Wert mit. Es handelte sich um einen Auftragsdiebstahl, als Empfänger der Vorrichtung war die Hand, der Geheimdienst des Herzogtums Louisiana, vorgesehen. Die Diebe überquerten in den frühen Morgenstunden die Grenze und gelangten hierher, um sich mit den Agenten der Hand zu treffen. Die Hand ist dafür berüchtigt, ihre angeheuerten Ganoven hereinzulegen, also entschieden sich die Diebe zu ihrer eigenen Sicherheit für einen öffentlichen, prominenten Treffpunkt. Wie Sie sehen, waren ihre Befürchtungen gerechtfertigt.«
    »Dann war Adriana gar nicht das Angriffsziel?«, fragte Kaminski.
    »Nein, Sheriff, nur der nächste allgemein zugängliche Ort. Ihren Bürgern wird nichts passieren.«
    »Danke«, sagte Kaminski knapp.
    »Aber wieso ist der Spiegel hier, wenn es gar nicht um die Stadt ging?« Rodwell zog die Stirn kraus.
    »Weil der Übergabeversuch auf unserem Boden stattfand. Westägypten erwartet daher unsere Unterstützung bei der Wiederbeschaffung der Vorrichtung. Das Ganze ist schon jetzt ein diplomatischer Albtraum. Wir müssen dieses Problem lösen, und zwar schnell, sonst nehmen die Ägypter die Sache womöglich selbst in die Hand. Und bestimmt will niemand ein halbes Dutzend Klauen von Bast im Königreich herumlaufen sehen.«
    Der Hilfssheriff zuckte zusammen. Selbst Kaminski schaute einen Augenblick lang betroffen drein. Den Klauen von Bast eilte ein gewisser Ruf voraus.
    Kaminski musterte das Trümmerfeld. »Die Überreste scheinen alle von derselben Leiche zu stammen, und wie Sie sagen,

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