Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
begeistert sein würde. Im Gegenteil, wenn sie mit ihm fertig war, würde man nicht mal mehr seine Organe entnehmen können.
Er konnte die Kids auch auf den Drachen packen und mit Gaston losschicken, während er sich die Küste rauf auf den Weg nach Washington machte. Das Edge auf eigene Faust zu durchqueren kam nicht infrage – der Weg führte durch die Wildnis. Durchs Weird war zu gefährlich – die Demokratie Kalifornien bestand aus einer Sammlung lose verbundener Baronien. Und jedem Baron stand eine eigene Privatarmee zur Verfügung. Keiner mochte seine Nachbarn, und Außenseiter hasste man dort erst recht. Blieb also nur die Fahrt durchs Broken in einem gestohlenen Wagen, bis sie von irgendeinem halbwegs schlauen Autobahnbullen angehalten wurden.
Er konnte die beiden auch mitnehmen. Die einzige Lösung, die es ihm gestattete, sich nebenbei seiner Arbeit zu widmen. Anschließend würde man ihm die Hölle heiß machen, aber darum würde er sich kümmern, wenn es so weit war.
Kaldar fasste George fest ins Auge. »Verrat mir mal, warum ich euch nicht auf meinen Drachen verfrachten und in die liebevollen Armen eurer Schwester zurückschicken sollte?«
»Weil wir dir nützen könnten«, antwortete George.
»Wie? Du hältst dich für klüger als der Rest der Welt, und der da …« Kaldar deutete auf die Rückbank. »… kann sich nicht zusammenreißen und bricht jedem die Gräten, der ihn eine halbe Sekunde zu lang ansieht. Mein Job erfordert perfektes Timing, Entschlossenheit und Kaltblütigkeit, und ihr zwei habt bisher nichts in der Art erkennen lassen.«
George lief rot an.
»Dass du rot wirst wie eine glückliche Braut, verrät mir, dass du nicht besonders geeignet bist für meinen Beruf.«
Die Röte verblasste. »Wir können helfen.«
»Niemand achtet auf uns, weil wir noch klein sind«, meldete sich Jack vom Rücksitz. »Ich kann überall hingehen, kann Wände hinaufklettern, Leute belauschen und dir Wort für Wort verraten, was sie gesagt haben. George kann eine Maus animieren, in einen verschlossenen Raum schicken und dir anschließend sagen, was drin ist.«
»Wir sprechen drei Sprachen fließend«, sagte George. »Wir haben gelernt, uns zu verteidigen, wissen, wie man sich benimmt, und wir sind motiviert.«
»Und wodurch genau?«, wollte Kaldar wissen.
»Wir sind Edge-Trash«, gab George zurück. »Wir können noch so perfekt sein, man wird uns nie vollständig akzeptieren. Ich werde niemals ein politisches Amt bekleiden wie Declan, und wenn doch, würde ich nie im Leben den Einfluss haben, den er hat.«
Kaldar sah ihn an. Das war ja mal interessant. »Wieso glaubst du das?«
George hielt seinem Blick stand. »Declans Onkel wollte, dass ich mich an der Universität Selena einschreibe, der besten Schule in Adrianglia. Ich gehörte zu den besten von 900 Bewerbern. Trotzdem wurde ich nicht genommen. Dabei weiß jeder, dass Declan die Studiengebühren bezahlen kann. Die wollen bloß nicht, dass sich einer wie ich bewirbt.«
Willkommen in der Wirklichkeit, Junge. Dem Gerede über das Weird schenkte man besser keinen Glauben . Trotz aller Reformen und dem Gerede über Chancengleichheit zählte dort immer noch die Ahnentafel.
»Jack könnte sich um den militärischen Teil kümmern, aber er muss aufpassen, dass ihm nicht die Pferde durchgehen. Da kann ich nicht mithalten«, meinte George. »Ich bin schnell und stark, und ich kämpfe gut, aber mir fehlt es an Ausdauer. Ich habe zwei Jahre hart daran gearbeitet, aber wenn ich zehn Meilen gelaufen bin, bin ich so gut wie tot. Ich kann mir auch nicht 50 Pfund auf den Rücken schnallen und damit 30 Meilen pro Tag marschieren. So was werde ich nie im Leben können. Aber das hier könnte hinhauen.«
»Dem Spiegel ist es egal, ob wir Edge-Trash sind«, sagte Jack. »Und dass ich ein Gestaltwandler bin auch.«
Lächerlich. Diese beiden Knaben dachten tatsächlich, sie könnten es mit skrupellosen, mit Magie aufgepäppelten ausgebildeten Mördern aufnehmen. Naive, eingebildete Narren. War er jemals so jung gewesen? Nein, ganz sicher nicht!
»Es geht hier aber nicht um eine Übung oder militärischen Drill. Da gibt keiner ein Signal, damit die anderen zu ballern aufhören und wir die Köpfe zusammenstecken und durchsprechen können, was wir falsch gemacht haben. Ihr würdet richtig in der Scheiße stecken. Die Typen, mit denen ich es zu tun bekomme, töten Kinder und zucken dabei nicht mal mit der Wimper. Die schlitzen euch, ohne jede Skrupel die Hälse
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