Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
ließ sich zurückfallen und wuchtete George über seine Schulter. Der prallte mit dem Rücken auf den Asphalt. Vernehmlich ächzend wich die Luft aus seinen Lungen. Jack kam hoch, nahm Georges rechten Arm in die Beinschere und beugte den Rücken über seinen Oberkörper, hielt ihn fest und unterdrückte mit dem rechten Unterarm seine Luftzufuhr.
George rang sich ein paar heisere Laute ab.
Grinsend rückte ihm Jack weiter auf die Pelle. »Na, wie geht’s?«
George versuchte die Finger der freien linken Hand in Jacks Hals zu versenken, doch Jack wich ihm aus. Er erinnerte sich noch an damals, vor fünf Jahren, als George beinah gestorben war und er seine Kämpfe ausgefochten hatte. Jetzt mochte Jack die Oberhand haben, aber es hatte einen oder zwei Augenblicke gegeben, in denen George, wenn es ihnen ernst gewesen wäre, den Sieg hätte davontragen können. Er hatte trainiert, und das nicht bloß mit dem Rapier. Jack musste herausfinden, was genau George tat, und es ihm gleichtun, sonst würde er unweigerlich den Kürzeren ziehen.
Jack übte noch ein wenig mehr Druck aus.
George knurrte.
»Dir ist schon klar, dass ich den ganzen Tag hier liegen kann. Das macht mir überhaupt nichts aus. Wie lange trainierst du jeden Tag? Zwei Stunden? Du solltest härter trainieren. Wehr dich jetzt nicht länger, du machst dir sonst noch die Haare schmutzig.«
»Hmpf.«
»Wie war das?« Jack ließ nach.
»Im Edge hätte ich dich längst getötet.«
»Mit deinem Blitz, klar. Mach dir doch nichts vor. Wenn wir nicht nur herumalbern würden, hättest du dir bei dem Sturz das Genick gebrochen.«
Ein verzweifeltes Kreischen lenkte Jacks Aufmerksamkeit abrupt auf das Ende des Parkplatzes. Vor ihnen drängten sich die fünf Typen um einen aus einem viereckigen Blumenbeet wachsenden Baum. Ein braunhaariger dicker Junge hielt ein Seil. Ein neuerliches Kreischen. Jack konzentrierte sich auf das Seilende, das auf der anderen Seite unter der Hecke hervorlugte. Einer der Jungs links sah sich nach ihm und George um, sagte etwas und lachte drauflos.
Eine Faust landete auf seinem Ohr. Jack ignorierte den Hieb und setzte sich auf. George hockte sich neben ihn.
Der Dicke ruckte an dem Seil und zog und zerrte ein kleines, graues Etwas ans Tageslicht. Tropfnass, verdreckt, das Fell mit Schlamm oder Farbe verschmiert.
Jack vergaß, wo er war.
Das Kätzchen schüttelte sich und krallte sich in die Erde, um sich von dem Seil zu befreien. Doch das Arschloch am anderen Ende zog weiter und zerrte den kraftlosen Körper über den Asphalt.
Die Welt versank in Rot. Mit seinem Atem stieß Jack den Zorn durch die Nase. Im nächsten Augenblick war er auf den Beinen und lief los, ohne zu wissen, wie er in die Gänge gekommen war.
Neben ihm schloss George zu ihm auf, streckte die Hand aus und brach die Antenne des nächsten Autos ab.
Plötzlich sah Jack alles kristallklar, alles roch zu intensiv, tönte zu laut, doch er glitt einfach hindurch, leicht wie eine Feder.
»Bring keinen um«, sagte George.
Die Scheißkerle bemerkten sie jetzt und wandten sich ihnen zu.
»Seid ihr endlich fertig, euch gegenseitig zu befummeln?«, wollte ein großer, blonder Junge wissen.
Das Kätzchen lag auf der Seite. Reglos. Über seinen Rücken zog sich ein langer hellgrüner Streifen, die Farbe verklebte das Fell zu kleinen, spitzen Igelstacheln. Die Typen hatten die Katze angemalt. Die verdammten Scheißkerle hatten die Katze zuerst angemalt und dann gequält.
In seinen Innern erhob sich knurrend die Wildheit. Er riss sich zusammen und drängte sie zurück.
»Damit eins klar ist«, ließ sich neben ihm Georges glasklare Stimme vernehmen. »Ihr gebt uns die Katze, dann könnt ihr abziehen.«
»Mann, was für ein blöder Arsch«, schnaubte der Blonde. »Macht euch vom Acker, ihr Schwuchteln.«
»Was sind denn das für Klamotten? Gehört ihr zu irgend so ’ner Schwulensekte?«, fragte das Arschloch mit dem Seil.
»Nee, Mann, die kommen bestimmt von so ’nem Mittelaltermarkt.«
»Vielleicht wollen sie die Katze opfern?«
Die Wildheit zog sich in ihren Schlupfwinkel zurück, starrte ihn aber weiter aus glühenden Augen an.
»Ja, pass gut auf, sonst ziehen sie irgendeinen Satanistenscheiß mit dir ab.« Der größere, dunkelhaarige Junge wieherte.
Der kleinere rechts hob die Hände und kreuzte die Zeigefinger. »Weiche, die Macht Christi bezwingt dich!«
Jack sah George an. »Jetzt?«
»Oh, ich hab ja solche Angst.« Der Blonde hob die Hände. »Solche
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