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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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für Raum und Zeit. Er wollte mehr von ihr.
    Plötzlich schlug sie ihm ihre Faust gegen die Schulter. Der Schmerz fuhr durch seinen Oberarm. Kaldar ließ sie los. »Aua!«
    Wütend funkelte Audrey ihn an. Da war er wohl ein kleines bisschen zu weit gegangen.
    »Verdammt noch mal. Wir haben hier zu tun!«
    Sie nahm alles so furchtbar ernst. »Das sollte uns Glück bringen.«
    Audrey zerrte sich die Maske übers Gesicht. »Kommen Sie mit, und versuchen Sie, keinen Lärm zu veranstalten.«
    Sie machten sich an den Abstieg, der Waschbär huschte ein paar Meter vor ihnen durch die Nacht. Beim Haus preschten Pferde hin und her, galoppierten die Auffahrt entlang und sprangen über die Einzäunung.
    Da hallte der lang gezogene Klagelaut eines stinksauren Coyoten durch die Nacht. Gaston war schon immer ein guter Tierstimmenimitator gewesen.
    Flutlichter flammten auf und tauchten alles in grelles weißes Licht. Schreiend stürzten Männer aus dem Verwaltungsgebäude. Auf dem Wachturm zog ein schwarz gekleideter Wächter an einem Seil. Eine Sirene heulte, woraufhin die Pferde den letzten Rest Beherrschung verloren. Die Szenerie verwandelte sich in ein Tohuwabohu. Einfach herrlich.
    Lautlos lachend trottete Kaldar durchs Unterholz. Er bewegte sich leiser als ein Fuchs. Das Moor duldete keine lauten Besucher.
    Audrey ließ sich hinter ein dichtes Gebüsch fallen. Kaldar landete neben ihr.
    »Können Sie nicht noch lauter herumstolzieren?«, zischte sie. »Ich glaube, ein oder zwei Wächter haben Sie noch nicht gehört.«
    »Blödsinn«, erwiderte er. »Kein Mensch hat mich gehört. Nicht mal Sie.«
    Da stürmte ein riesiges fahles Pferd aus der Scheune und zerstreute die Wachen wie ein Hecht einen Schwarm Fische. Das Pferd wandte sich nach links und galoppierte auf sie zu, seine Mähne glänzte wie weiße Seide. Ein Hengst. Kaldar verstand nichts von Pferden, doch selbst er erkannte, dass dieser Hengst wunderschön war.
    Eine Tür ging auf, und ein halb nackter Mann stapfte unter den Verandabögen hervor, drei Bedienstete folgten ihm auf dem Fuß. Der Mann wedelte mit den Armen und richtete eine Waffe auf die Wachen außerhalb des Wehrs. Der Wind wehte Fetzen seiner Stimme herbei. »Wofür bezahle ich euch … fangt die verdammten Pferde …«
    Hallo, Arturo Pena .
    Pena bückte sich, packte einen Stahlspike und zog ihn aus der Erde. Der Fluss der Magie rings um die Spikes versiegte. Pena deutete auf die Wachen in seiner Nähe. Zwei Männer jagten der Herde nach, während der dritte wieder hineinging. Kurz darauf kam die Wache vom Turm nach unten und schloss sich der Verfolgungsjagd an. Pena beobachtete das Drama, spuckte aus und kehrte ins Haus zurück.
    Audrey setzte sich in Bewegung und schlich mit Ling als stummem Schatten durchs Dunkel. Kaldar lief ihr nach. Zusammen rannten sie aufs Haus zu, wandten sich nach rechts, fort von den Pferden und Wachen, auf den finster ruhenden Pool zu. Sekunden später tauchten sie in die tiefen Schatten vor der gläsernen Terrassentür ein.
    Audrey berührte das Schloss der Glastür. Abgeschlossen. Ihr Gesicht unter der Maske brannte. Sie hätte das Ding gerne abgenommen, aber das wäre eine dumme Idee gewesen. Die Anzüge des Spiegels waren mehr als cool. Sie war darin praktisch unsichtbar. Kaldar würde ihren nicht zurückbekommen. Nicht in einer Million Jahren.
    Sie hatte nicht schnell genug auf seinen Kuss reagiert. Sie war auf die Gäule konzentriert gewesen, und der Hundesohn hatte sie in einen Hinterhalt gelockt. Der Kuss war ihr heiß und unerwartet in die Glieder gefahren. Kaldar küsste, als gäbe es kein Morgen mehr. Und als sie wieder zur Besinnung gekommen war, hatte er dermaßen selbstzufrieden ausgesehen, dass sie ihren Fehltritt sofort erkannt hatte. Fortan würde Kaldar schier unerträglich sein.
    Ihre Magie löste sich in durchsichtigen, dunkelgrünen Fäden von ihren Fingerspitzen, die das Schloss berührten und in die schmale Lücke zwischen Tür und Rahmen eindrangen. Sie drückte, und das Schloss gab nach. Behutsam stieß sie die Tür auf und schlüpfte hindurch. Kaldar folgte ihr. Sofort schloss er die Tür hinter ihnen. Eines musste sie ihm lassen: Wenn der Bursche mal die Klappe hielt, konnte er sich wirklich leise bewegen.
    Das Wohnzimmer lag in tintenschwarze Schatten gehüllt. Auf der anderen Seite erstreckte sich eine Bar aus dunklem Holz über die gesamte Zimmerbreite. Zwischen der Bar und Audrey umschloss eine plüschige Sitzgarnitur vor einem kolossalen

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