Land der Sehnsucht (German Edition)
es nicht zu viel zeigte, war es trotzdem sehr reizvoll. Er versuchte, seinen Blick nicht zu lang an der einladenden Biegung ihres Nackens oder der weichen Vertiefung unten an ihrem Hals verweilen zu lassen, oder darauf zu schauen, wie sich ihr Mieder langsam hob und senkte, wenn sie …
Als ihm bewusst wurde, dass sein Versuch, sie nicht zu lange anzuschauen, kläglich scheiterte, räusperte sich Jack wieder und zwang sich, seinen Blick abzuwenden.
Véronique versuchte, ihm ins Gesicht zu schauen, so als wolle sie wieder seine Aufmerksamkeit erregen. Wenn sie nur wüsste, wie mühelos sie das bereits schaffte! „Dann sehen wir uns heute Abend, Jack?“
„Ja, Madam. Ich hole Sie um sieben Uhr ab.“
„Ich warte auf Sie.“
Während er Véronique nachschaute, musste er unwillkürlich an Mary denken und daran, dass er ihr gegenüber ein völlig anderer Mann gewesen war. Und sie war eine völlig andere Frau als Véronique Girard gewesen.
Er ging zu seinem Wagen – besser gesagt zu Véroniques Wagen – und versuchte sich zu erinnern, wie er Mary gegenüber gewesen war. Anfangs scheu, zurückhaltend, unsicher. Alles an ihrer Beziehung war für sie beide so neu gewesen. Und die Zeit, in der sie miteinander so vieles entdeckten und lernten, war aufregend gewesen.
Aber das war jetzt anders.
Wenn er Véronique anschaute, dann nicht mit den Augen eines naiven Schuljungen. Sondern mit dem erfahrenen Blick eines Mannes, der wusste, wie es war, verheiratet zu sein und eine enge Beziehung zu einer Frau zu haben. Im selben Atemzug rief sich Jack ins Gedächtnis, dass Véronique diese Erfahrung nicht hatte. Wenigstens glaubte er das.
Sie war offensichtlich noch nie verheiratet gewesen. Das verriet die Anrede Mademoiselle. Er wusste nicht viel über ihre Herkunft außer dem wenigen, was Sampson ihm erzählt hatte, aber er hätte wetten können, dass schon viele Verehrer bei ihr Schlange gestanden hatten. In diesem Moment kam ihm in den Sinn, dass er ihr wahrscheinlich von Mary und Aaron erzählen sollte. Bis jetzt hatte sich einfach nie der richtige Zeitpunkt dafür ergeben. Er glaubte zwar nicht, dass es ihr viel ausmachen würde, aber sie waren Teil seiner Vergangenheit, Teil dessen, wer er war. Und er würde immer einen Teil von Mary und Aaron in seinem Herzen tragen.
Er lenkte den Wagen auf die Hauptstraße von Casaroja und bewunderte wieder die Schönheit der Ranch. Seit so vielen Jahren war er nie länger als ein paar Tage an einem Ort geblieben. Er hatte es so gewollt. Aber jetzt nicht mehr. Er freute sich darauf, sesshaft zu werden und …
Er zog die Zügel an und legte den Kopf lauschend zur Seite, da er glaubte, dass er etwas gehört hatte.
Als die Pferde stehen blieben und das Knarren des Wagens verstummte, hörte er, wie sein Name gerufen wurde. Er stellte sich im Wagen auf und schaute über die Weiden. Nach einer Minute sah er einen Mann winken.
Jack zog die Bremse des Wagens an und sprang hinunter.
Als er auf der unteren Weide ankam, erkannte er Thomas Stewartson, der in einem Meer aus blauen und weißen Akeleien kniete. Neben ihm lag eine Stute auf der Seite und atmete schwer. Thomas rieb in langsamen, kreisenden Bewegungen den dicken Bauch des Pferdes.
Jack war außer Atem, als er bei ihm ankam. Er nahm sich einen Augenblick Zeit, um Luft zu holen, und erkannte schnell, was hier los war. „Ist das Fruchtwasser abgegangen?“
„Vor ungefähr zehn Minuten, aber bis jetzt ist noch nichts passiert. Sie will sich ständig drehen und aufstehen.“
Die Stute stieß plötzlich ein hohes Wiehern aus und tat genau das, was Stewartson beschrieben hatte. Stewartson drückte sein Gewicht auf das Pferd und schaffte es, sie auf dem Boden zu halten.
„Ist ja gut, Mädchen“, versuchte Jack, das Tier zu beruhigen. Er fuhr mit der Hand über ihren Bauch und fühlte, wie sich das Fohlen darin bewegte. „Ist es ihr erstes Fohlen?“
„Ja, und sie hat keine Anzeichen dafür gezeigt, dass es jetzt schnell gehen würde. Wir bringen sie normalerweise in den Stall, wenn sie ihr erstes Fohlen bekommen. Und machen es ihnen so bequem wie möglich. Miss Maudies Regel.“
Mit einem Lachen krempelte Jack seine Ärmel hoch. „Diese Frau schein viele Regeln zu haben.“
„Sie haben ja keine Ahnung, Brennan! Aber hinter jeder steckt ein Herz aus Gold.“
„Daran habe ich keine Zweifel.“ Jack beugte sich über die Stute. „Es scheint, als läge das Fohlen richtig.“
Stewartson nickte. „Ich war heute Vormittag
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