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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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weiß nicht einmal, wo mein Neffe jetzt ist. Ich weiß nur, dass er irgendwo im Osten ist. Er will nichts mit mir zu tun haben, und es heißt, er hätte ein Recht darauf, dass ich ihn in Ruhe lasse.“ Miss Maudie spielte nervös mit dem Saum ihres Ärmels. „Ich habe ihm geschrieben, an die Adresse des Richters in Denver, der ihn verurteilt hat, aber ich habe von Donlyn nur ein einziges Mal etwas gehört. Und ich werde nicht wiederholen, was er in diesem Brief geschrieben hat.“ Sie ließ den Kopf hängen. „Aber ich werde es bestimmt nicht so schnell vergessen“, flüsterte sie.
    Da ihm nichts einfiel, was er darauf erwidern konnte, drückte Jack stumm die Hand der alten Frau.
    Sie seufzte. „Sie sind sehr freundlich, Mr Brennan. Das habe ich schon an dem Tag gesehen, an dem ich stürzte und Sie Thomas halfen, mich in mein Zimmer zu tragen. Nach meiner Erfahrung kommt eine so tiefe Freundlichkeit nicht von ungefähr, sondern nur, wenn man selbst Leid erlebt hat.“
    Jack hatte von Anfang an etwas Besonderes an dieser Frau gespürt. Sie hatte eine Stärke, eine Entschlossenheit, die er bewunderte, und er wusste genau, was sie meinte. „Im April 56 beschlossen meine Frau und ich, in den Westen zu ziehen. Wir hatten einen Sohn, Aaron.“ Jack erinnerte sich an den Morgen, an dem sie alles aufgeladen hatten. Er erinnerte sich sogar an den letzten Gegenstand, den er in den Wagen gepackt hatte: Marys Bücherkiste. Sie hatte sie in der Nähe haben wollen, damit sie unterwegs lesen könnte. Seltsam, wie einige Erinnerungen mit der Zeit verblassten, während andere, die scheinbar unwichtig waren, einem klar und deutlich im Gedächtnis blieben. „Aaron war erst ein Jahr alt. Er verstand nicht wirklich, was um ihn herum geschah, aber er war so aufgeregt.“
    Miss Maudie hörte aufmerksam zu, während er ihr von seiner Vergangenheit erzählte. Und sie erzählte ihm im Gegenzug von ihrem Neffen, wie sie Donlyn MacGregor aufgezogen hatte, wie sie ins Colorado-Territorium gekommen waren und mit Casaroja angefangen hatten. Jack hatte den Eindruck, dass diese liebe Frau ihm gern zuhörte, selbst wenn sie den ganzen Tag hier sitzen blieben und sich unterhielten. Aber er musste noch Waren in der Stadt ausliefern und deshalb allmählich aufbrechen.
    Er stand auf und hob sie wieder auf seine Arme.
    „Danke, Mr Brennan, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich mit einer alten Frau zu unterhalten. Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich sehe, wie Gott im Leben eines Menschen wirkt, wenn er ihn nur wirken lässt.“
    Jack trug sie ins Haus und legte sie auf ihren Wunsch hin in ihr Bett. „Und ich danke Ihnen, dass Sie mir von Ihrem Neffen erzählt haben, Miss Maudie. Und für den köstlichen Tee und die nette Gesellschaft.“
    Sie hielt seinen Arm noch einen Moment fest und sah ihn ernst an. „Ich habe mich so oft gefragt, was ich bei meinem Donlyn anders hätte machen können. Wie ich ihn anders hätte aufziehen können, um zu verhindern, dass sein Herz so hart wurde. Wissen Sie, er hat genauso wie Sie seine Frau und sein Kind verloren. Und ich dachte lange, das sei der Wendepunkt in seinem Leben gewesen. Wenn Gott das nicht zugelassen hätte, wäre vieles anders gekommen.“ Sie seufzte. „Aber jetzt sehe ich, wie sehr ich mich geirrt habe. Sie haben das Gleiche erlebt, aber Sie haben sich für einen anderen Weg entschieden, Mr Brennan. Sie haben den besseren Weg gewählt.“
    Jack nahm ihre schwache Hand in seine Hände. „Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, dass ich irgendeinen Weg gewählt hätte, Miss Maudie.“ Er zögerte und schluckte schwer. „Ich erinnere mich nur, dass ich mich damals so verloren gefühlt habe, dass ich nicht wusste, an wen ich mich sonst hätte wenden können außer an Gott. Er war das einzig Beständige in meinem Leben. Und das ist er immer noch.“
    Tränen liefen über ihr Gesicht. Ihr Griff wurde stärker. „Für uns beide, Jack. Für uns beide.“
    * * *
    Véronique packte schnell ihre Sachen für einen weiteren Tagesauflug in ein Bergarbeiterlager und wünschte, sie hätte das schon am Tag zuvor erledigt. Aber sie und Lilly waren lange aufgeblieben und hatten das Leben in Frankreich mit dem Leben in Amerika verglichen und sich über die jungen Männer in beiden Ländern unterhalten und über vieles andere, das ihnen in den Sinn gekommen war. Zu ihrer Überraschung hatte Lilly ihre Operation nicht mehr angesprochen, deshalb hatte auch Véronique nicht nachgefragt.
    Fast ein

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