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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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falsch gemacht, das kannst du mir glauben.“
    „Aber du hast aufgehört, als ich – Unsicherheit lag in ihrer Stimme – dich auch geküsst habe.“
    So nannte sie das? Jack rieb sich verwirrt über seinen Nacken. Für jemanden, der so viel Wert auf Etikette und darauf legte, keine Grenzen zu überschreiten, näherte sie sich gefährlich einem Bereich, den sie beide lieber nicht genauer erforschen sollten.
    Dann begriff er es: Sie hatte keine Ahnung, welche Wirkung sie auf ihn ausübte.
    „Véronique …“ Jack schaute auf die Zügel in seinen Händen und räusperte sich. Er wollte keinen von ihnen in Verlegenheit bringen, aber er wollte auch nicht, dass sie glaubte, sie wäre in irgendeiner Weise unzulänglich. „Der Grund, warum ich … mich gerade zurückgezogen habe, ist, ... wenn wir weitergemacht hätten …“ Er konnte es einfach nicht aussprechen. Nicht einmal als Ehepaar hatten er und Mary so offen über solche Dinge gesprochen. Deshalb nahm er seine Zuflucht zu einer Ausrede. „Der Grund, warum ich aufgehört habe, ist, dass wir weiterfahren müssen. Wir haben noch Waren auszuliefern, und ich fürchte, es könnte dunkel werden, bevor wir nach Willow Springs zurückkommen.“ Das war eine fadenscheinige Ausrede, aber Véronique schien sie ihm abzukaufen.
    Erleichterung verdrängte langsam die Besorgnis in ihrem Blick. „Ich frage nur, weil … Was ich sagen will, ist …“ Sie hob eine Schulter und schaute auf ihren Schoß hinab. „Ich habe das erst einmal vorher gemacht. Und der Kuss mit Christophe – sie hob langsam das Kinn – hatte auf mich nicht so eine Wirkung wie dein Kuss gerade.“
    Jack hatte plötzlich Probleme, Luft zu bekommen. Er wusste nicht, wie er auf eine solche entwaffnende Ehrlichkeit reagieren sollte. Doch dann konnte er nur mühsam ein Grinsen unterdrücken, als er an Christophe dachte. Armer Kerl!
    Er hatte beinahe vergessen, welche Sehnsüchte die Berührung einer Frau hervorrufen konnte. Nach Marys Tod hatte er Gott gebeten, ihm diese körperliche Sehnsucht zu nehmen, und zum größten Teil hatte Gott diese Gebete auch erhört. Bis jetzt. Jetzt war es, als würde Gott ihm nicht mehr zuhören und hätte die Schleusentore einfach geöffnet.
    Jack nutzte die Gelegenheit, Véronique anzuschauen, die den Kopf wieder gebeugt und die Hände auf ihrem Schoß gefaltet hatte. Eine zärtliche Leidenschaft erfüllte ihn. Mary war tot, und er war jetzt ein anderer Mensch. Dennoch kam es ihm nicht richtig vor, dass er so tiefe Gefühle für eine andere Frau empfand, nachdem er mit Mary so gesegnet gewesen war. Er hatte den Eindruck, das nicht verdient zu haben und Mary untreu zu werden. Schuldgefühle nagten an ihm, so unlogisch das auch sein mochte.
    Véronique hob das Gesicht.
    Als er den unsicheren Blick und die vertrauensvolle Unschuld in ihren Augen sah, wusste Jack, dass er in Bezug auf diese Frau vorsichtig vorgehen musste. Er beugte sich zu ihr hinüber und legte seine Hand auf ihre. „Zu dem, was ich vorhin in der Bergarbeitersiedlung gesagt habe, Véronique: Ich dachte, die Männer würden dich vielleicht ein wenig respektvoller behandeln, wenn sie denken, du wärst meine Frau. Ich hatte das nicht geplant, die Worte kamen einfach so aus mir heraus. Es tut mir leid, wenn ich dich damit beleidigt habe.“
    Sie kniff verspielt die Augen zusammen. „Beleidigen – Unbehagen oder eine Verletzung zufügen.“ Sie berührte sanft sein Kinn. „Nein, Monsieur. Ich glaube, ‚beleidigt‘ beschreibt nicht das Gefühl, das ich hatte, als du mich als deine Frau bezeichnet hast.“ Ihr Blick wanderte zu seinem Mund, und sie lächelte.
    Da er wusste, dass er diesen Wagen jetzt lieber in Gang setzen sollte, ließ Jack die Zügel schnalzen. Charlemagne und Napoleon liefen los und konnten es offensichtlich nicht erwarten, sich wieder zu bewegen. Jack zählte im Geiste die Stunden, bis sie wieder in Willow Springs zurück wären, als ihm einfiel, dass sie noch eine Lieferung abgeben mussten. Es war schon später, als er geplant hatte. Es wäre schon längst dunkel, bis sie vom Berg wieder unten in Willow Springs wären. Er stellte fest, dass sich hier ein ungesundes Muster entwickelte.
    Sol Leevys letzte Bemerkung ging ihm wieder durch den Kopf, und er überlegte, ob er sofort nach Willow Springs zurückfahren sollte. Aber bei seinen vielen Terminen würde es zwei Wochen oder noch länger dauern, bis er wieder in diese Gegend käme, und die andere Stadt wartete schon lange auf ihre Waren.

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