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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Er hielt den Wagen wieder an und holte seine Landkarte heraus.
    „Wissen wir nicht, wo wir sind, Jack?“
    Er lachte über die unerwartete Frage und darüber, wie sie sie formulierte. „So schnell verlierst du dein Vertrauen in mich?“ Als er ihren fragenden Blick sah, schüttelte er den Kopf. „Ich schaue nur, wie weit es noch bis zur nächsten Stadt ist. Die Abzweigung scheint nicht zu weit weg zu sein. Drei Kilometer vor uns, vielleicht auch vier.“ Da sie schon so nahe waren, war es sinnvoll, weiterzufahren und die Sachen abzuliefern.
    Sie rieb sich die Arme.
    „Ist dir kalt?“
    „Ein wenig.“
    Das war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er legte die Bremse ein und holte das Päckchen hinter sich hervor, das er am Morgen dort verstaut hatte. „Das ist für dich.“ Er legte die mit braunem Papier eingepackte Schachtel zwischen ihnen auf den Sitz.
    „Was ist das?“
    „Mach es auf, dann weißt du es.“
    Ihre Augen begannen zu funkeln, und wie ein Kind an Weihnachten riss sie das Papier auf. Sie hob den Deckel hoch. „Oh, Jack …“ Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Er ist so schön.“ Sie zog den Mantel aus der Schachtel, stand auf und drückte ihn an sich. „Und die Farbe …“
    „Ich habe versucht, eine Farbe zu finden, die zu deinen Augen passt. Mrs Dunston hat ihn an dem Tag eingepackt, als wir uns im Kleiderladen trafen.“ Er deutete auf die Ärmel. „Sie hat ihn auch ein wenig geändert, da sie deine Größe kennt.“ Er stand auf und half ihr, den Mantel anzuziehen. Der Mantel fiel bis über ihre Waden, genau wie Mrs Dunston gesagt hatte.
    Véronique fuhr mit den Händen an ihren Seiten hinab. „Wie kann ich dir dafür nur danken, Jack? Dein Geschenk ist so einfühlsam. Du bist so einfühlsam.“ Sie legte eine Hand an seine Brust und streckte sich, um ihn auf die Wange zu küssen. Dann ließ sie ihren Kopf neben seinem liegen und Jack wusste genau, worauf sie wartete.
    Er müsste mit Gott ein ernstes Gespräch über die Schleusentore führen. „Es freut mich, dass er dir gefällt. Hör zu, wir müssen …“
    „Weiterfahren?“, flüsterte sie.
    Er lächelte über ihren Humor. „Ja, Madam, so ist es.“
    Sie nickte und hielt dann inne. „Was ist das?“ Ihre Hand berührte etwas in der rechten Manteltasche. Sie zog eine Flasche heraus und las das Etikett: „C. O. Bigelow Apotheken, New York. Zitronenlotion.“ Sie zog eine Braue in die Höhe.
    „Das habe ich vor einer Weile aus einer Laune heraus im Kolonialwarenladen gekauft.“ Jack zuckte mit den Achseln. „Mir gefiel der Geruch. Er erinnerte mich an die Prärie und an die Jahre, in denen ich Wagentrecks geführt habe. Aber ich habe sie nie benutzt, und ich dachte, du benutzt sie vielleicht.“
    Sie schraubte den Deckel ab und schnupperte daran. Ein sonderbarer Ausdruck zog über ihr Gesicht. Ihre Augen glänzten. „Dieser Duft ähnelt einer Lotion, die ich aus Paris mitgebracht habe. Mein Lieblingsduft und der Lieblingsduft meiner Mutter. Die Lotion war kurz nachdem ich in diesem Land ankam, aufgebraucht.“ Sie sah ihn lange schweigend an. „Merci beaucoup, Jack.“
    Obwohl er sich danach sehnte, das Angebot in ihren Augen und in der Weichheit ihrer Stimme anzunehmen, zwang Jack seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Straße.
    Der Wind hatte ein wenig an Stärke gewonnen und die Sonne verschwand hinter den Wolken, bevor sie für einen kurzen Moment wieder auftauchte. Jack überlegte gerade, ob er die Plane über das Wagenbett ziehen sollte, als der erste Regentropfen auf seinen Arm fiel.
    Als er wenige Minuten später wieder in den Wagen stieg, war kein weiterer Tropfen mehr gefallen. Der graue Himmel war wahrscheinlich harmlos, aber wenigstens waren die Waren geschützt, falls das Wetter doch noch umschlug.
    „Soll ich eine Weile fahren, Monsieur?“
    Er bemühte sich, nicht zu laut zu lachen. Aber mit den Zügeln fest in ihren Händen und ihren winzigen Füßen, die sie auf dem Wagenboden abgestützt hatte, sah sie fast so aus, als wüsste sie, was sie tat. „Klar, Mademoiselle. Ich könnte eine Pause gut vertragen.“
    Sie ließ die Zügel kräftig schnalzen und er wurde auf den Sitz zurückgeworfen.
    „Ich wusste nicht, dass du das im Ernst gemeint hast!“ Er setzte sich nahe neben sie, um die Zügel wieder zu nehmen, aber sie machte ihre Sache wirklich ganz gut. Und sie schien es zu genießen, also ließ er ihr die Freude.
    Véronique kicherte, ohne den Blick von der Straße abzuwenden.

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