Land der Sehnsucht (German Edition)
Leevy und seine Männer hatten ihn unmöglich überholen können, ohne dass er sie gesehen hätte. Es sei denn, er hatte es vorher geplant, was auch sehr unwahrscheinlich war …
Ein einziger Regentropfen fiel auf Jacks Hand. Dann noch einer. Er blickte zum stahlgrauen Himmel hinauf.
Kapitel 33
Die Schleusen des Himmels öffneten sich, und innerhalb weniger Minuten war die Straße ein einziges Schlammfeld. Véronique wickelte ihren neuen Mantel enger um ihren Oberkörper und war dankbar für die Wärme und dafür, dass das Wasser vom Stoff abperlte.
Sie hielt sich die Hand an die Stirn und bemühte sich, Jacks Gesicht zu sehen, als er zum Wagen zurückkehrte. Sie musste wissen, ob sie sich Sorgen machen musste, aber sein Hut versperrte ihr den Blick auf sein Gesicht. Er trat an ihre Seite des Wagens.
Als er den Kopf hob, erstarrte sie, so ernst war sein Gesichtsausdruck.
„Du musst aussteigen.“
Sie konnte ihn durch den prasselnden Regen hindurch kaum verstehen. Sie wollte aussteigen und hatte schon den Stiefel auf die Kante des Kutschbocks gestellt, als er sie auf die Arme nahm und an den Straßenrand trug. Als er sie dort vorsichtig absetzte, legte sie den Kopf zurück, um ihn sehen zu können. Doch der dichte Regen fiel ihr in die Augen und vereitelte diese Bemühungen. Sie senkte den Kopf schnell wieder. „Kann der Baum entfernt werden?“
„Nur mit einer Säge und mit einem halben Tag Arbeit.“ Er ging zum Wagen zurück und zog etwas unter dem Sitz hervor, dann kam er zurück und legte eine Decke über ihre Köpfe. Zu ihrer Überraschung perlte die Feuchtigkeit vom Stoff ab und das Wasser lief in kleinen Bächen vom Deckenrand herunter.
„Haben wir keine Säge?“
„Ich habe eine dabei, aber ich muss einen Teil der Waren abladen, um an sie heranzukommen.“
Sie hob den Kopf und konnte ihn jetzt sehen. Wassertropfen hingen an seinem Kinn, das neue Bartstoppeln zeigte. „Ich helfe dir dabei.“
Ein Lächeln spielte kurz um seine Lippen und verschwand dann wieder. „Danke, aber das schaffe ich schon. Es wird allerdings etwas anstrengend werden, den Baum klein zu sägen und ihn aus dem Weg zu räumen. Ich kann kaum einen halben Meter weit sehen, und hier geht es steil bergab.“
„Charlemagne und Napoleon können doch bei dieser Arbeit helfen, oder?“
Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit. „Charlemagne sieht gut aus, aber Napoleons Vorderbein hat den Baum gestreift, als er in die Höhe stieg. Es blutet nicht schlimm, aber ich kann es erst genauer sagen, wenn ich es mir besser angesehen habe.“ Mit einem Arm hielt er die Decke über ihren Köpfen und mit dem anderen forderte er sie sanft auf, ihm zu folgen. „Ich bringe dich in Sicherheit, dann komme ich zurück, stütze den Wagen ab und kümmere mich um die Pferde.“
Véronique blieb stehen. „Ich will nicht in Sicherheit gebracht werden, Jack. Ich habe dir gesagt, dass ich dir helfen will.“
„Véronique, ich bin im Moment nicht in der Stimmung, mit dir zu diskutieren. Wenn der Regen nicht aufhört, sitzen wir fast die ganze Nacht hier fest und sind damit beschäftigt, diesen Baum aus dem Weg zu schaffen.“
Sie konnte sich zwar Schlimmeres vorstellen, als einige Stunden allein mit Jack Brennan zu verbringen, aber die Aussicht, an der Steilwand eines Berges im strömenden starken Regen festzusitzen, war nicht besonders verlockend. Dazu kam noch, dass ein starker, kühler Wind wehte. „Ich bin im Moment auch nicht in der Stimmung – sie ahmte ihn so gut sie konnte nach – mit dir zu diskutieren. Ich biete dir einfach meine Hilfe an.“
Er sah sie an. Widersprüchliche Gefühle rangen in seinem Gesicht miteinander. „Die Temperaturen werden fallen. Es wird kalt werden. Und das ist in einem vollkommen durchnässten Zustand nicht besonders angenehm, Véronique. Bitte lass mich einfach meine Arbeit machen.“
„Oui, das will ich doch. Wie stützen wir jetzt den Wagen ab?“
Die Muskeln in seinem Kinn spannten sich an. Er schüttelte seufzend den Kopf. „Mit Felsen. Mit solchen, die sich anscheinend auch in deinem hübschen kleinen Kopf …“ Er ging zum Wagen zurück und nahm die Decke mit.
„Pardonnes-moi? Ich habe nicht alles gehört, was du gesagt hast.“
Véronique konnte sehen, wohin sie gehen musste, aber die vom Regen in tiefen Schlamm verwandelte Straße und der steile Anstieg machten den Boden unter ihren Stiefeln glitschig. Sie bahnte sich ihren Weg und schaffte einen Schritt, während Jack drei ging. Offenbar
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