Land der Sehnsucht (German Edition)
will Ihnen nichts tun. Ich habe von oben Ihren Wagen gesehen und bin gekommen, um zu fragen, ob ich helfen kann.“
Jack trat langsam auf ihn zu. „Was machen Sie an einem solchen Abend hier draußen?“
„Ich wohne gleich über diesem Bergrücken. Ich habe einen Bock geschossen und war auf dem Heimweg.“
Beide Antworten erregten Jacks Argwohn. Jack hatte kein Haus gesehen, seit sie Sluice Box verlassen hatten. „Wo ist das Tier?“
Der Mann deutete hinter sich, ohne den Kopf zu drehen. „Ich habe es da oben gelassen, bevor ich zu Ihnen herabkam.“
Eine logische Antwort. Jack wünschte, er könnte den Mann aus der Nähe sehen und einen Blick auf sein Gesicht werfen, um besser beurteilen zu können, ob er die Wahrheit sagte. Aber durch das Gewitter war es früh dunkel geworden, und der Mann hatte seinen Mantelkragen hochgestellt.
„Hören Sie zu, mein Freund …“ Der Fremde ließ langsam die Hand wieder sinken. „Meine Familie und ich würden uns freuen, wenn Sie und Ihre Frau heute Nacht bei uns schlafen würden, falls Sie einen Platz zum Übernachten brauchen. Ich kann auch Ihre Pferde unterstellen. Ein Stück weiter unten auf der Straße biegt ein Weg ab, auf dem wir sie über den Grat bringen können. Aber wenn Sie lieber hier bleiben wollen, verschwinde ich genauso, wie ich gekommen bin. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.“
Nach den ganzen versteckten oder offensichtlichen Drohungen, die sie bei ihren Besuchen in den Bergarbeiterstädten erlebt hatten, passte es für Jack einfach nicht zusammen, dass dieser Mann ganz zufällig durch den Wald wanderte. Aber eines stand fest: Sol Leevy und seine Männer wären nicht wie dieser Mann mit gesenktem Gewehr und erhobener Hand zu Fuß auf sie zugekommen.
Ein schneller Blick auf Véronique bestätigte ihm, dass sie völlig durchnässt war. Falls dieser Mann die Wahrheit sagte, bot er ihnen eine viel bessere Möglichkeit an, als die Nacht im Freien zu verbringen.
Jack verließ sich auf seinen Instinkt und hoffte, dass er ihn nicht trog. Langsam ließ er sein Gewehr sinken. „Vielen Dank. Ich will nur vorher die Pferde ausspannen und ein paar Sachen aus dem Wagen holen.“
Ohne den Blick von dem Fremden abzuwenden, trat Jack neben Véronique. Sie legte eine Hand auf seine Brust, und er hielt sie fest.
„Können wir ihm vertrauen?“ Ihre Stimme war leise, und er fühlte, dass sie zitterte. „Und was ist mit den ganzen Sachen auf dem Wagen?“
„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir ihm trauen können. Und alles auf diesem Wagen ließe sich, wenn nötig, ersetzen, Vernie. Hole dir, was du für die Nacht brauchst. Wir lassen den Wagen hier stehen und kommen morgen Früh wieder.“ Er drückte ihre Hand, bevor er sie losließ.
Der Fremde schritt neben ihnen her, während sie zum Wagen gingen. „Von oben sah es aus, als wäre euer Wagen sehr stark beladen.“
Etwas an der Stimme des Mannes weckte erneut Jacks Argwohn. „Das stimmt. Ich liefere Waren in die Bergarbeiterstädte. Wir waren unterwegs nach Quandry, stießen aber auf einige Probleme.“
Der Mann nickte und blickte an dem Wagen vorbei auf den blockierten Weg. „Ich habe den Baum gesehen. Ich komme morgen Früh mit Ihnen zurück und wir räumen den Weg frei.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, Sir. Ich bin Jack Brennan.“ Er schüttelte dem Mann die Hand. „Und das ist Véronique … meine Frau.“
„Es freut mich, Sie beide kennenzulernen.“ Er schaute Véronique an und tippte an seine Hutkrempe. „Ich bin Larson Jennings. Meine Frau, Kathryn, wird sich mehr darüber freuen, dass ich Sie mitbringe, Madam, als über den Bock da oben auf dem Hang. Sie wird es genießen, sich wieder einmal mit einer anderen Frau unterhalten zu können.“
„Wir sind Ihnen für Ihre Großzügigkeit sehr dankbar, Monsieur Jennings. Und ich kann es kaum erwarten, Ihre Frau kennenzulernen.“
* * *
Eine Frau begrüßte sie an der Tür der einfachen Blockhütte und lud sie ein, schnell hereinzukommen. Das Erste, was Véronique an Kathryn Jennings auffiel, war die Art, wie sie ihren Mann begrüßte. Sie küsste ihn direkt auf den Mund und drückte ihn fest an sich, obwohl er völlig durchnässt war.
Das Nächste, was ihr auffiel, als er sich ihr zuwandte, waren Larson Jennings’ Augen … und sein Gesicht.
Seine Augen strahlten in einem durchdringenden, leuchtenden Blau. Aber sein Gesicht und sein Hals waren von Narben überzogen. Sie bemühte sich, keine Miene zu verziehen, als sie ihn
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