Land der Sehnsucht (German Edition)
anschaute. Dann wurde ihr bewusst, dass sie ihn bereits die letzte halbe Stunde beobachtet hatte, während sie ihm zu seinem Haus gefolgt waren, nur dass in der Dunkelheit seine Narben nicht sichtbar gewesen waren.
Es beschämte sie, es insgeheim zuzugeben, aber wenn sie Larson Jennings das erste Mal bei Tageslicht gesehen hätte, hätte sie ihm gegenüber Vorbehalte gehabt.
Larson nahm seinen Hut ab und stellte seiner Frau ihre Gäste für die Nacht vor. Véronique drückte Kathryns ausgestreckte Hände. Sie warf einen Blick auf Jack und erwartete, dass er jetzt erklären würde, dass sie in Wirklichkeit nicht miteinander verheiratet waren, aber er schien nicht daran zu denken.
„Es ist mir eine große Freude, Sie bei uns zu haben.“ Kathryn war genauso freundlich wie schön. „Und Sie kommen genau zur richtigen Zeit. Ich habe für Larson das Essen warmgehalten. Wir können also alle gemeinsam essen.“
„Papa!“
Ein kleiner Junge kam mit ausgestreckten Armen aus einem Seitenzimmer gelaufen. Larson schwang ihn in die Höhe und drückte den Jungen an sich.
Der Junge kreischte vor Vergnügen und schob das stoppelige Kinn seines Vaters von sich weg. „Das kitzelt, Papa!“
Véronique lachte mit den anderen, bis sie Jacks wehmütigen Blick sah. Hinter seinem Lächeln lag eine tiefe Sehnsucht. Sie erkannte sie nur, weil sie so viel Ähnlichkeit mit ihrer eigenen Sehnsucht hatte. Seine Aufmerksamkeit wanderte zur Tür, und als sie seinem Blick folgte, sah sie ein kleines Mädchen, das auf wackeligen Beinen in Strümpfen auf sie zukam. Ihre Schritte waren noch unsicher. Zu spät versuchte Véronique, das Kind aufzufangen, bevor es stürzte.
Das süße Gesicht des Kindes verzog sich, als die Knie der Kleinen auf dem Holzboden aufschlugen.
Kathryn schwang sie auf die Arme und strich ihr liebevoll über die Beinchen. „Ach, Liebes, das vergeht bald wieder. Schau, wer zu Hause ist!“ Sie trat näher zu ihrem Mann und sah Véronique und Jack über die Schulter hinweg an. „Darf ich Ihnen unsere Kinder vorstellen? Das sind William und Katie.“
Larson stellte seinen Sohn auf den Boden und zerzauste seine dunklen Haare, dann nahm er seine Tochter in die Arme. Véronique beobachtete, dass er mit ihr viel vorsichtiger umging. Er streichelte ihren kleinen, blonden Kopf, küsste sie auf die Nase und flüsterte immer wieder ihren Namen.
Der kleine Engel legte den Kopf unter das Kinn seines Vaters und schaute Véronique lächelnd an.
Véronique erwiderte das Lächeln und fühlte, wie sich ihre Kehle wieder zuschnürte. „Wie alt ist sie?“
Larson drückte Katie einen Kuss auf den Kopf. „In zwei Monaten wird sie ein Jahr.“
Véronique konnte ihre Tränen nicht verhindern. Was wäre es wohl für ein Gefühl, wenn ihr Vater ihren Namen mit einer solchen zärtlichen Zuneigung flüsterte und sie so sehr liebte? „Très belle. Sie ist schön“, flüsterte sie und hoffte, ihre Tränen würden als Bewunderung gedeutet werden.
Sie dachte schon, sie käme damit durch, bis Jack tröstend den Arm um sie legte.
„Können wir essen?“ Larson zog einen Stuhl vom Tisch zurück.
Véronique fuhr sich mit einer Hand durch ihre nassen Haare und sah den Blick, den Kathryn ihrem Mann zuwarf.
„Männer!“ Kathryn verdrehte die Augen und nahm Véronique an der Hand. „Larson, du und Jack könnt euch schon etwas von dem Maisbrot nehmen. Ich schiebe in einer Minute die Waffeln in den Ofen. Aber zuerst – sie deutete zu einem Zimmer an der Seite – helfe ich Véronique, etwas anderes anzuziehen, damit ihre Sachen trocknen können. Mr Brennan, lassen Sie sich von meinem Mann geben, was Sie brauchen.“
* * *
Nach dem Essen erklärte Kathryn, dass sie die Kinder ins Bett bringen wolle. „Hätten Sie Lust, mir zu helfen, Véronique?“
Jack überraschte diese Einladung, und er wartete gespannt auf Véroniques Antwort.
„Oui, das mache ich sehr gern.“ Véronique beugte sich zu William vor und tat, als wolle sie ihn kitzeln. William lief daraufhin kichernd nach nebenan.
„Wir sind bald wieder da.“ Kathryn schwang Katie auf ihre Arme und schaute ihren Mann an „Dann gibt es Kuchen.“
Larson schob sich vom Tisch zurück. „Ich muss erst noch den Bock holen, den ich oben auf dem Grat erlegt habe. Das wird eine Weile dauern.“
„Ich kann Ihnen gern dabei helfen.“ Jack stand auf und nahm seinen Mantel. „Zu zweit geht es schneller.“
„Das ist sehr nett, Jack. Danke.“
Es donnerte über ihnen, als sie zum
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