Land der Sehnsucht (German Edition)
Wagen jederzeit benutzen konnte? „Excusez-moi, messieurs. Ich muss Sie unterbrechen …“
„Das alles bekommen Sie, Mr Brennan“, sprach Sampson unbeirrt mit einem ungewöhnlich festen Ton weiter, „als Gegenleistung dafür, dass Sie dieser Person erlauben, Sie von Zeit zu Zeit bei Ihren Fahrten zu begleiten.“
Véronique, die gerade protestieren wollte, hatte das Gefühl, als würde ein unsichtbarer Schleier vor ihren Augen weggenommen. Sie stieß langsam die Luft aus, die sie angehalten hatte, und drehte sich zu Monsieur Brennan herum. Er war der Fahrer, von dem Jake Sampson zuvor gesprochen hatte? Der Mann mit der jahrelangen Erfahrung, der so gute Empfehlungen hatte?
Als sie das begriff, spürte sie, wie ein schweres Gewicht von ihren Schultern genommen wurde. Gott hatte ihr einen Fahrer geschickt, der ihr helfen würde, ans Ziel ihrer Reise zu gelangen.
Eine neue Hoffnung erfüllte sie. Schon als sie Bertram Colbys neulich abends mit Monsieur Brennan hatte reden sehen, hatte sie ihn für einen ehrbaren Mann gehalten. Er war genau der Typ Mann, den sie brauchte, um sicher in die Bergbaustädte zu gelangen, wo sie ihren Vater suchen könnte. Pierre Gustave Girard, den Mann, den ihre Mutter ihr Leben lang geliebt hatte und dem sie bis zu ihrem Tod treu geblieben war.
Véronique wurde wieder von einer Flut von starken Gefühlen erfasst, wie sie sie schon am Morgen im Gespräch mit Monsieur Baird im Hotel erfahren hatte. Aber jetzt wusste sie, was es war … die Liebe eines Kindes. Wie ein zarter grüner Schössling spross sie aus einer Wurzel, die irgendwo tief in ihrem Inneren in einem trockenen, dürren Boden steckte. Die Liebe zu einem Mann, an den sie sich nicht erinnern konnte, und an einen Vater, den sie trotz ihrer Suche vielleicht nie kennenlernen würde.
Ihr Blick wanderte langsam zum Wagen und dann zu Monsieur Brennan zurück. Sie war nie gut in geschäftlichen Verhandlungen gewesen, aber diese Verhandlung wollte sie auf keinen Fall verlieren.
Kapitel 9
Jack war sich nicht sicher, ob er die Frau richtig verstanden hatte. Durch einen Nebel aus Frustration und Ärger schaute er auf sie hinab. „Sie wollen, dass ich Ihr was bin, Madam?“
„Mein Fahrer, Monsieur. Ich werde Sie gut entlohnen und Ihnen die Benutzung meines Wagens erlauben, wenn Sie mich nicht gerade auf meinen Fahrten begleiten.“
„Wenn ich Sie nicht gerade auf Ihren Fahrten begleite?“
Sie nickte und ihr Lächeln ließ keinen Zweifel zu, dass sie ihr Angebot für akzeptabel, wenn nicht sogar für übermäßig großzügig hielt. Sie glaubte anscheinend, die Sache wäre zwischen ihnen schon abgemacht.
Damit war sie aber völlig im Irrtum.
„Madam … Mademoiselle“, verbesserte er sich und sorgte dafür, dass der Mietstallbesitzer ihn ebenfalls gut verstand: „Ich weiß nicht, was Sie und Mr Sampson ausgeheckt haben, aber wenn Sie glauben, ich würde einwilligen, dass wir beide gemeinsam in die Berge hinauffahren und da oben Bergarbeiterstädte aufsuchen …“ Er schüttelte seufzend den Kopf. „… dann möchte ich Ihnen so freundlich wie möglich erklären … dass Sie sich irren.“
Ehrlich gesagt, konnte er nicht glauben, wie Jake Sampson so etwas überhaupt vorschlagen konnte, geschweige denn, dass er auch noch die Partei dieser Frau ergriff. Er hätte erwartet, dass der alte Mann weiter denken würde. Erstens an den Ruf dieser jungen Frau, und zweitens daran, dass er auch nur ein normaler Mann aus Fleisch und Blut war.
Wenn er diese Frau vorher schon für hübsch gehalten hatte, war er im Irrtum gewesen. Sie war atemberaubend schön.
Doch nun verschwand ihr Lächeln. Verwirrung trat in ihre Augen.
Diese plötzliche Veränderung nagte an seinem Ehrgefühl, bis er sich bewusst machte, dass es ja gerade sein Ehrgefühl war, das ihm nicht erlaubte, in einen so verrückten Plan einzuwilligen.
„Mademoiselle …“ Jack zögerte, da ihm bewusst wurde, dass er den Namen dieser Frau nicht kannte. Aus ihrem Blick schloss er, dass sie anscheinend gerade genau das Gleiche dachte.
Er sah ihr jetzt schon an, dass es anstrengend wäre, mit ihr zu fahren. Das hieß aber bestimmt nicht, dass er vorhatte, sie mitzunehmen. Auf keinen Fall. Aber er hatte im Laufe der Jahre genug Frauen in der Prärie erlebt. Er konnte schon am Anfang der Fahrt ziemlich gut einschätzen, welche Frauen sich der Situation anpassten und mit der mühsamen Fahrt zurechtkämen, welche größere Probleme damit hätten, sich anzupassen, und
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