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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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wurden! Sie wusste, dass sie sich entschuldigen musste. Aber wo sollte sie anfangen? Besonders, da er keine Ahnung von ihrem Vergehen hatte.
    Was hatte Christophe an ihrem letzten gemeinsamen Morgen auf dem Cimetière de Montmartre zu ihr gesagt? In einem anderen Leben, wie es ihr jetzt erschien … Dass ihre Ehrlichkeit sie in Schwierigkeiten bringen würde, wenn sie nicht mit viel Vernunft eingesetzt wurde. Aber im Moment schienen Ehrlichkeit und Vernunft nicht wirklich zusammenzupassen. Denn jedes Gramm Vernunft in ihr schrie, dass sie nicht gestehen sollte, was sie gehört hatte. Aber das höhere Gesetz, dem sie sich verantwortlich fühlte, gebot es.
    „Mademoiselle Girard …“ Monsieur Brennan fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und seine Stimme zitterte immer noch. Er atmete tief ein und hielt die Luft an, als wäre es etwas Kostbares, Luft in der Lunge zu haben. Er atmete langsam wieder aus. „Bitte entschuldigen Sie, dass … dass ich mich Ihnen so aufgedrängt habe.“
    Sie konnte ihn nur anstarren. Was für ein Mann war dieser Monsieur Jack Brennan? Trotz aller Probleme, die sie ihm beschert hatte, wenn auch unabsichtlich, war er bereit, sich bei ihr zu entschuldigen?
    „Sie haben sich mir nicht aufgedrängt, Monsieur. Sie haben mir weder Ihre Gesellschaft noch Ihre Aufmerksamkeit ungebeten zuteilwerden lassen. Sie haben auch keinen ungerechten Vorteil aus der Situation gezogen. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Ihre Hand ergriffen und … ich habe Ihnen gern geholfen.“
    Ein schwaches Lächeln zog über sein Gesicht. „Antworten Sie immer mit der Definition eines Wortes? Nein, bitte … geben Sie mir darauf keine Antwort.“ Er massierte sich die Stirn. „Das verkraftet mein Kopf im Moment nicht.“
    Lächelnd fuhr sie mit dem Zeigefinger die Oberseite seines Hutes nach. Er war überraschend weich und geschmeidig. „Was ist das für ein Material?“
    „Biberfell.“
    Biberfell . „Ich wusste nicht, dass das Fell eines solchen Tieres so weich sein kann.“ Ihr Vater war dieses Material zweifellos gewohnt. Sie strich wieder darüber und merkte sich, wie es sich anfühlte und wie es sich unter ihren Fingerspitzen bewegte.
    „Was da drinnen passiert ist – Jack Brennan deutete zum Kolonialwarenladen –, das passiert nicht oft. Aber heute passierte es zum zweiten Mal an einem Tag. Ohne einen erklärbaren Grund wird es plötzlich ganz eng um mich herum. Ich bekomme keine Luft mehr, ich kann nicht mehr klar denken.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und rieb sich dann den Nacken.
    „Ich habe an Ihrer Stimme erkannt, dass Sie sich so fühlten. Ich habe dieses Gefühl auch schon einmal erlebt. Es war sehr unangenehm, und ich möchte es auf keinen Fall wiederholen.“
    „Wo waren Sie, als das passierte?“
    „Auf dem Schiff, als ich aus Italien in dieses Land kam. Ich fuhr mit einer Familie aus Paris. Ihre vier Kinder waren in den Monaten in Italien und dann auf der Schifffahrt meiner Obhut unterstellt. Wir wohnten zu fünft in einer Kabine. Eines Abends kam ein Sturm auf und das Schiff wurde die ganze Nacht hin und her geworfen. Sie weinten, ich weinte“, sagte sie leise. „Am nächsten Morgen bot unsere Kabine keinen angenehmen Anblick.“
    Sein Blick wanderte in die Ferne. „Ich war noch nie auf einem solchen Schiff.“
    „Ich glaube, es würde Ihnen auch nicht gefallen. Die Räumlichkeiten sind sehr beengt, was mich insgesamt nicht gestört hat. Nur in der Nacht, in der der Sturm tobte.“ Sie unterließ es, ihm zu erzählen, dass sie es kein einziges Mal gewagt hatte, über die Reling des Schiffs auf das dunkle Wasser hinabzuschauen. Allein schon beim Gedanken daran lief es ihr kalt den Rücken hinunter.
    Sie hielt seinen Hut hoch. „Ich habe viele Männer mit Hüten dieses Stils gesehen. Ich hoffe, ich beleidige Sie nicht damit, aber … ich finde diesen Stil sehr seltsam.“
    Er nahm den Hut mit einem gespielt verletzten Blick entgegen. „Das ist der beste Hut, den ich je hatte. Im Winter hält er meinen Kopf warm, im Sommer kühlt er, und bei Regen und Schnee bleibe ich trocken.“ Er drückte die Vertiefung oben auf dem Hut etwas tiefer ein und behandelte den Hut, als wäre er ein kostbarer Gegenstand.
    Véronique atmete langsam ein und wünschte, sie hätte die Entschuldigung, die ihr auf dem Herzen lag, schon ausgesprochen. „Zu dem, was in dem Laden passiert ist, Monsieur Brennan, muss ich Ihnen sagen …“
    „Ich muss mich noch einmal dafür

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