Land der Sehnsucht (German Edition)
ändern und ihr Angebot doch anzunehmen. Fast.
Im Kolonialwarenladen herrschte Hochbetrieb. Jack wartete mit dem Hut in der Hand in der Schlange. Endlich war er an der Reihe. Er vermutete, dass die Frau hinter der Verkaufstheke die Frau des Ladenbesitzers war, war sich aber nicht ganz sicher. „Ist Mr Hochstetler da? Ich müsste bitte mit ihm sprechen.“
Die Frau stieß ein ungeduldiges Seufzen aus und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Mein Mann ist hinten.“
„Wären Sie bitte so freundlich und würden ihm sagen, dass Jack Brennan hier ist? Ich müsste mit ihm in einer geschäftlichen Angelegenheit sprechen.“
Sie schaute ihn an, ohne sich zu rühren. „Ich hole ihn, aber es wird ein paar Minuten dauern. Wir haben viel zu tun. Heute ist Samstag, falls Sie das nicht wissen sollten.“
Leicht überrascht von ihrer unfreundlichen Art, nickte Jack, als sie wegging. „Ja, Madam. Danke.“ Es fiel ihm schwer, sich diese Frau zusammen mit dem freundlichen Mann, den er vor ein paar Tagen kennengelernt hatte, vorzustellen. In den letzten Jahren hatte er viele Familien kennengelernt, und er hatte genug Ehepaare gesehen, die nicht richtig zusammenpassten. Menschen heirateten aus den unterschiedlichsten Gründen, und einige dieser Gründe waren weiser und bildeten ein dauerhafteres Fundament als andere.
Er nahm eine Flasche in die Hand, die auf der Theke stand. Seine Ehe war leider nur von kurzer Dauer gewesen, aber er und Mary hatten eine gute Ehe geführt. Das gehörte für ihn jetzt der Vergangenheit an, und er hatte sich mit dieser Tatsache abgefunden. Er las das Etikett auf dem Fläschchen.
C. O. Bigelow Apotheken, New York.
Aus einer Laune heraus legte er seinen Hut auf die Verkaufstheke und schraubte den Deckel auf. Er schnupperte daran, und seine Reaktion überraschte ihn. Der Duft malte vor seinem geistigen Auge ein so lebendiges Bild, dass ein Künstler es wohl kaum besser gekonnt hätte. Präriegras, jung und zart, das sich in der Sommersonne im Wind beugte. Er schloss die Augen und war wieder auf der Prärie. Das Land breitete sich, so weit das Auge reichte, nach allen Seiten aus und die Planwagen glänzten so weiß in der frühen Morgensonne, dass es den Augen wehtat. Er hörte die aufgeregten Stimmen der Familien, die über die Prärie drangen, während sie in Richtung Westen fuhren, wo sie sich ein neues Zuhause aufbauen und ihre Träume wahrmachen wollten. Sein Brustkorb zog sich schmerzlich zusammen, als ihm bewusst wurde, dass diese Tage für ihn jetzt vorbei waren.
Er öffnete die Augen und sah sich schnell um, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. Dann spähte er in die Flasche und kam sich ziemlich albern vor, weil eine so dumme Geruchsmischung solche Gefühle in ihm auslösen konnte. Er las die Zutaten: Zitronenöl und Extrakte …
„Wollen Sie das kaufen?“
Sein Kopf schoss in die Höhe.
Mrs Hochstetler war zurückgekommen. Aus ihrer finsteren Miene schloss er, dass sich ihre Stimmung verschlechtert hatte, soweit das überhaupt noch möglich war.
Er schraubte den Deckel wieder auf die Flasche, aber der frische Duft der Lotion ließ ihn nicht los, genauso wenig wie die Macht der Erinnerungen. Er brauchte diese Lotion nicht. Es gab keinen vernünftigen Grund, sie zu kaufen. „Ja, Madam, ich glaube, das will ich.“
Obwohl das Lächeln der Frau eine sichtliche Verbesserung darstellte, konnte es die Härte ihrer Gesichtszüge nicht vertreiben. „Das ist erst neu aus New York City eingetroffen, Sir. Ich denke, es wird eines unserer beliebtesten Verkaufsprodukte werden. Das macht dann bitte einen Dollar.“
Einen Dollar! Damit könnte er fast acht Pfund Kaffee kaufen! Zähneknirschend gab Jack ihr das Geld und bezweifelte stark, dass die Frau mit ihrer Prognose recht hätte.
„Ich packe es für Sie ein, Sir. Mein Mann kommt jeden Augenblick.“
Einige Minuten später kam Mrs Hochstetler zurück. Jack sinnierte immer noch über seinen impulsiven Einkauf nach und war erleichtert, als er sah, dass ihr Mann ihr folgte.
„Brennan, freut mich, Sie wiederzusehen. Ich war hinten und habe Ihre Lieferung zusammengestellt. Es ist alles bereit.“ Hochstetler winkte ihn zur Seite, etwas weg von den anderen Kunden. „Ich habe für Ihre erste Fahrt eine volle Ladung Waren und kann es nicht erwarten, die Sachen zu verkaufen.“
Es würde schwerer werden, als Jack vermutet hatte, diesem Mann die Zwangslage, in der er steckte, zu erklären. „Ich … ich
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