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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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dafür entschuldigen, dass ich Sie in diese Situation bringe.“ Jack merkte, dass ihm plötzlich warm wurde. Er zog an seinem Hemdkragen und verstand nicht, warum es hier drinnen plötzlich so stickig geworden war.
    „Mir tut es auch leid, Brennan. Ich hatte mich darauf gefreut, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Bertram Colby sprach nur in den höchsten Tönen von Ihnen.“ Bedauern lag in Hochstetlers Tonfall und rührte schmerzlich an Jacks Pflichtgefühl. „Wenn Sie bis Montag keine Lösung gefunden haben, werde ich mit einem Mann aus der Stadt sprechen, der sich ebenfalls für die Stelle beworben hatte. Vielleicht ist er noch interessiert.“
    Hochstetlers Angebot, bis Montag zu warten, war zwar großzügig, aber es verstärkte nur Jacks Gefühl, versagt zu haben. Und der kräftige Handschlag des Mannes beim Abschied schürte neu seine Frustration in Bezug auf Mademoiselle Girard.
    Jack schaute auf das eingepackte Fläschchen in seiner Hand hinab und wünschte, er könnte es zurückgeben. Mit dem Geld, das er für dieses alberne Stück ausgegeben hatte, könnte er sich eine ganze Woche etwas zu essen kaufen, und seine finanziellen Mittel wurden mit jeder Minute knapper.
    Er wandte sich zum Gehen und stellte fest, dass er von neuen Kunden, die zur Ladentheke drängten, eingekeilt wurde. Alle Gänge waren blockiert. Die Luft um ihn herum roch plötzlich muffig und verbraucht, als wäre kein Sauerstoff mehr übrig.
    Vor seinen Augen verschwamm alles. Er blinzelte, um wieder klar sehen zu können. Das konnte doch nicht schon wieder passieren …
    Er rang nach Luft, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Seine Lunge rebellierte, weil sie keinen Sauerstoff mehr bekam. Jetzt wusste er wieder, warum er sich einen Beruf ausgesucht hatte, bei dem er sich im Freien aufhielt. Mehrere Gänge trennten ihn von der Tür. Er entdeckte eine Lücke in einem Seitengang, steuerte eilig darauf zu und hoffte, er würde es nach draußen schaffen, bevor er hier drinnen erstickte.
    Er bog um die Ecke und behielt verzweifelt den Ausgang im Blick. Er hatte es fast geschafft, als er mit voller Wucht mit jemandem zusammenstieß.

Kapitel 12

    M it Jack Brennans Hilfe gelang es Véronique, das Gleichgewicht wieder zu erlangen. Eines musste sie ihm lassen: Dieser Mann war kräftig gebaut. Wenn nicht der Tisch hinter ihr gestanden hätte, wäre sie zu Boden gegangen. Sie sah seinen Hut neben seinen Füßen liegen und irgendein Päckchen in seiner Hand.
    Er trat schnell zurück, in seinen Augen lag eine sonderbare Mischung aus Wut und … Panik.
    „Monsieur?“, flüsterte sie. „Geht es Ihnen gut?“
    Die Muskeln an seinem Kinn zogen sich fest zusammen und sie fürchtete, seine Zähne würden gleich kräftig knirschen. „Ich muss … zur Tür.“
    Seine Stimme klang heiser und gezwungen und in ihr lag eine Verzweiflung, die ihr bekannt vorkam.
    Sein Atem wurde abgehackt. „Bitte, Miss …“
    Ohne nachzudenken, bückte sie sich, hob seinen Hut auf und ergriff seine Hand. Sie bahnte sich einen Weg durch die Kundenschlangen und zog ihn mit sich. Sie umrundete Fässer, die mit Waren gefüllt waren, und wich Stoffballen aus, die auf den Tischkanten aufgestapelt waren, ohne ihn loszulassen. Das hätte sie auch nicht gekonnt, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sein Griff war fest wie ein Schraubstock und er tat ihr allmählich weh.
    Als sie die Tür erreichte, drehte sie sich um. Monsieur Brennans starrer Blick war auf ihre Hände gerichtet, als wären sie sein einziger Rettungsanker.
    Sie führte ihn zu einer schmiedeeisernen Bank, die ein paar Meter vom Kolonialwarenladen entfernt auf dem Gehweg stand, und bedeutete ihm, sich zu setzen. Dann setzte sie sich neben ihn. Eine Weile sprachen beide kein Wort. Er hatte die Beine ausgebreitet und stützte die Unterarme auf seine Oberschenkel. Sein Atem kam kurz und stoßweise. Seine Hände zitterten.
    Véronique beobachtete ihn. Das Wissen, dass sie für seine Situation verantwortlich war, und ihre Schuldgefühle quälten sie. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, hinter der Ecke zu stehen und sein Gespräch zu belauschen. Aber die Miene des Kolonialwarenhändlers war so unheilverkündend gewesen, dass ihre Neugier einfach entbrannt gewesen war. Sie war angewurzelt stehen geblieben, als ob ihre Stiefel auf dem Boden festgenagelt wären.
    Sie starrte auf seinen Hut in ihrem Schoß. Wenn Sünden, die man heimlich beging, bei Gott nur weniger schwer wögen als die Sünden, die für alle sichtbar verübt

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