Land der Sehnsucht (German Edition)
fürchte, wir müssen unsere Pläne ändern, Mr Hochstetler. Es ist etwas passiert, und ich werde am Montag nicht losfahren können.“ Jack erklärte ihm die Situation, ohne den Namen des Käufers seines Wagens zu nennen. Hochstetlers Miene wurde zusehends düsterer und verriet Jack, dass die Sache wahrscheinlich nicht so ausginge, wie er es sich erhofft hatte.
„Es tut mir auch furchtbar leid, dass das passiert ist, Jack. Ehrlich. Aber ich muss diese Waren zu Scoggins nach Jenny’s Draw bringen. Er hat seit fast einem Monat keine Lieferung mehr bekommen. In den Waren steckt mein Geld. Sie müssen verkauft werden.“
„Das verstehe ich, Sir. Mr Sampson hat sich bereit erklärt, mir einen anderen Wagen zu bauen, aber … das wird eine Weile dauern.“ Jack schaute auf den Hut in seinen Händen.
„Zeit ist ein Luxus, den ich nicht habe. Und Scoggins auch nicht, und auch nicht die anderen Bergbaustädte. Wenn ich diese Waren nicht bald liefere, schließt er wahrscheinlich einen Vertrag mit einem Händler in einer anderen Stadt ab oder stellt seinen eigenen Transporteur ein, und das schadet meinem Geschäft.“ Hochstetler rieb sich das Kinn. „Sie haben gesagt, dass jemand anders Ihren Wagen gekauft hat. Besteht die Chance, dass Sie den Wagen von ihm mieten können? Wenigstens kurzfristig? Bis Sampson den nächsten Wagen fertig hat?“
Jack zögerte, dann schüttelte er den Kopf. „Das habe ich schon probiert. Der Eigentümer lässt sich auf keine Verhandlungen ein.“ Unter dem Druck von Hochstetlers unübersehbarem Missfallen sah er Mademoiselle Girard vor seinem geistigen Auge, und die süße Unschuld, die er ihr anfangs zugeschrieben hatte, verblasste deutlich. „Wären Sie bereit, mir ein paar Tage zu geben, Sir? Maximal eine Woche. Dann hätte ich Zeit, um mich in Denver umzuhören und dort einen Wagen aufzutreiben.“
Hochstetler wandte den Blick ab und schien über diese Bitte nachzudenken.
Ein Gewirr an Stimmen erfüllte den Kolonialwarenladen, aber eine bestimmte Stimme hörte Jack deutlich heraus. Er fühlte, wie sein Blutdruck stieg. Je näher die Stimme kam, umso kräftiger hämmerte sein Puls. Als sie mitten im Satz abbrach, wusste er, dass sie ihn entdeckt hatte. Er schaute nach rechts. Sie stand nur ein kleines Stück von ihm entfernt.
„Monsieur Brennan!“ Vor Überraschung zog sie die Brauen in die Höhe.
„Mademoiselle Girard.“ Mit einem Nicken begrüßte er das Mädchen, das neben ihr stand. Das Mädchen kam ihm vage bekannt vor, aber ihm fiel im Moment nicht ein, woher er sie kannte.
Mademoiselle Girards Blick wanderte zu Mr Hochstetler und dann wieder zu ihm zurück. Jack fragte sich unweigerlich, ob sie gehört hatte, worüber er und Hochstetler gesprochen hatten.
„Was für eine Überraschung, Sie wiederzusehen.“ Sie blinzelte, als fiele ihr gerade etwas ein. „Darf ich Ihnen meine Freundin vorstellen …“
„Entschuldigen Sie bitte, Mademoiselle, aber … wir befinden uns gerade mitten in einem wichtigen Gespräch.“ Jack deutete mit einer Kopfbewegung auf Hochstetler. „Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden.“
„Ah …“ Ihr Blick verriet, dass sie ihn verstand. „Pardonnez-moi. Entschuldigen Sie bitte die Störung.“
Hochstetlers tiefes Seufzen richtete Jacks Blick wieder auf den Mann. Jack wartete auf Hochstetlers Antwort und war dankbar, dass er hörte, wie sich Mademoiselle Girards Schritte entfernten. Wenn er schon seine Stelle verlor, musste es diese kleine Französin nicht unbedingt mit anhören.
„Ich tue das wirklich nicht gern, Jack, aber Geschäft ist Geschäft. Ich muss diese Lieferungen in die Berge hinaufbringen. Wenn Sie das nicht erledigen können, muss ich jemand anderen finden, der das kann.“
Jack suchte angestrengt nach einer anderen Lösung. Selbst wenn er sofort nach Denver aufbräche, hätten die Geschäfte für diesen Tag geschlossen, bis er dort ankäme, und morgen, am Sonntag, blieben sie auch geschlossen. Hochstetlers zweifelnder Blick verriet ihm, dass er das auch wusste.
„Ich sage Ihnen was.“ Hochstetler sah Jack direkt an. „Ich gebe Ihnen bis Montagmorgen, wie wir mit Handschlag vereinbart haben.“
Die Erinnerung an ihre Abmachung war wie ein Schlag unter die Gürtellinie. Bei ihrem ersten Gespräch hatte Hochstetler noch betont, dass zwischen ihnen kein schriftlicher Vertrag nötig sei und dass sein Wort genauso viel gelte wie seine Unterschrift auf Papier. „Danke, Sir. Und ich möchte mich noch einmal
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