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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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aus dem Ort erkundigen, um Informationen über ihren Vater zu bekommen. Danach wollten sie wieder den Berg hinunterfahren, um vor Einbruch der Nacht in Willow Springs zurück zu sein. So, wie Monsieur Brennan es beschrieben hatte, klang es nach einer Routinefahrt, aber in Véronique regte sich trotzdem ein Anflug von Aufregung.
    Endlich würde die eigentliche Suche nach ihrem Vater beginnen.
    Jeder Schritt ihrer Reise hatte sie diesem Moment näher gebracht, und sie fand es aufregend, dass sie endlich das Versprechen erfüllen konnte, das sie ihrer Mutter und sich selbst gegeben hatte.
    Sie streckte ihren Rücken und ihre Schultern und warf einen Blick auf die Tasche zu ihren Füßen.
    Ihr hatte am Samstag auf der Zunge gelegen, Monsieur Brennan zu bitten, sie heute Morgen im Hotel abzuholen, aber er war ihr zuvorgekommen und hatte vorgeschlagen, dass sie bei Tagesanbruch im Mietstall sein sollte. Da bei ihrer letzten Begegnung alles so gut zwischen ihnen gelaufen war, hatte sie keine neuerlichen Meinungsverschiedenheiten heraufbeschwören wollen.
    Aber dass sie ihr Gepäck selbst tragen musste, war völlig ungewohnt für sie. Dabei bezahlte sie ihm sieben Dollar am Tag!
    Die Finger der Morgendämmerung malten rote Streifen an den Himmel und ließen die Sterne verblassen. Es war höchste Zeit weiterzugehen. Sie kniete nieder und stopfte den Inhalt der Tasche tiefer hinein und zog dann den Lederriemen weiter herum. Aber er ließ sich trotzdem nicht um die Tasche schließen.
    Also nahm Véronique die Griffe, drückte sich die Tasche an die Brust und kam sich trotz des blauen Seidenkleids, das sie anhatte, weniger wie eine Dame, sondern eher wie ein Arbeitspferd vor.
    Es war ein älteres Kostüm, das Francette Marchand zurückgelassen hatte, als sie vor Jahren heiratete, und das für die Reise gut geeignet war. Falls es schmutzig werden sollte, störte das Véronique nicht. Das Kleid war brauchbar, aber nicht übermäßig teuer. Es hatte einen etwas größeren Ausschnitt, als ihr lieb war. Deshalb war sie gestern Abend länger aufgeblieben und hatte eine elfenbeinfarbene Spitze angenäht, damit es züchtiger aussah. Wenigstens wollte sie für die Gelegenheit passend gekleidet sein. In der Bergbaustadt, in die sie heute fuhren, würde sie vielleicht einen Hinweis auf ihren Vater finden, oder sogar ihren Vater selbst.
    Auf dem Gehweg war bis auf ein paar Ladenbesitzer, die schon kamen, um ihre Geschäfte vorzubereiten, alles ruhig. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite betrat eine Frau das Kleidergeschäft und schloss die Tür hinter sich. Ein Stück weiter sperrte ein Mann die Tür zum Landvermessungsbüro auf. Véronique hatte Monsieur Brennan versprochen, dass sie pünktlich käme. Deshalb drückte sie sich energisch die Tasche an die Brust und stapfte weiter.
    Zu ihrer ersten gemeinsamen Fahrt zu spät zu kommen – wäre nicht der beste Weg, diese Partnerschaft zu beginnen.
    Mit einer Hand zupfte sie eilig an ihrer Jacke und fuhr sich mit der anderen Hand über die Haare. Aus der Not heraus hatte sie vor Monaten gelernt, sich die Haare selbst zu machen, aber sie vermisste immer noch die kunstvollen Frisuren aus ihrem früheren Leben. Die Art, wie eine Frau sich in der Öffentlichkeit darstellte, sprach Bände über ihren Charakter und ihren Selbstwert, ganz zu schweigen von ihrer gesellschaftlichen Stellung.
    Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf und hinterließ ein leichtes Kribbeln.
    Sie sollte ein zweites Kleidergeschäft in Willow Springs eröffnen und den Frauen der Stadt eine Alternative zu der grauen, monotonen Auswahl an Kleidern bieten, die sie in den Schaufenstern an der Straße gesehen hatte. Sie könnte modische Pariser Modelle entwerfen und Näherinnen einstellen, die unter ihrer Aufsicht die Kleider nähten. Obwohl dieser Gedanke reizvoll war, war er eher erheiternd als praktikabel. Trotzdem machte er ihre Schritte leichter.
    Sie bog um die Ecke und alle diese Gedanken waren plötzlich wie weggeblasen. Sie blieb abrupt stehen und rang erstaunt nach Luft. Sie traute ihren Augen kaum.
    Percherons!
    Zwei Exemplare dieser riesigen Pferdeart waren vor dem Mietstall an den Wagen gespannt. Faszinierende Tiere. So schwarz wie die Nacht und kräftig gebaut, nur Muskeln und Sehnen und ungezähmte Kraft. Sie hatte diese Tiere nicht mehr gesehen, seit sie Europa verlassen hatte, aber sie erinnerte sich gut an das erste Mal, als sie diese Pferde als junges Mädchen gesehen hatte. Es war ihre erste Erinnerung an

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