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Land der wilden Sehnsucht

Land der wilden Sehnsucht

Titel: Land der wilden Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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unvergesslichen Anblick.
    „Sie wissen sicher, dass der dänische Architekt Jørn Utzon das Opernhaus entworfen hat“, erläuterte Blaine. „Man wählte seinen Entwurf, obwohl er mit den damaligen technischen Mitteln gar nicht zu verwirklichen war. Utzon brauchte Jahre, um seine Vision nachzubessern, und dabei stiegen die veranschlagten Kosten ins Unermessliche. In einem kritischen Moment hätte die Regierung von New South Wales das Projekt fast gestrichen.“
    „Gott sei Dank hat sie es nicht getan!“, rief Sienna, deren Gesicht vom Strohhut halb verdeckt war, aus. „Der Bau ist fantastisch. In Kanada hält man es für eins der Wahrzeichen Australiens.“
    Blaine nickte. „Der Standort am Wasser erhöht den Reiz natürlich beträchtlich. Utzon muss begeistert gewesen sein, als er den Zuschlag bekam. Eine so prominente Lage! Was kann sich ein Architekt mehr wünschen? Etwa eine Viertelmillion Besichtigungstouren findet jährlich statt. Bedauerlicherweise haben wir auch dafür keine Zeit. Ich möchte Ihnen lieber die Royal Botanical Gardens zeigen, zu denen es nicht weit ist. Wie ist es, haben Sie Lust dazu?“
    „O ja.“
    „Man muss einen Blick für das Schöne besitzen, und den haben Sie ganz offensichtlich. In Sydney liegen die Botanischen Gärten im Herzen der Stadt und bilden eine dreißig Hektar große grüne Oase. Wir nehmen den Weg, der am Ufer entlangführt.“
    Blaines Gegenwart steigerte Siennas Begeisterung für die fremde Umgebung. Er kannte viele historische Details und wusste sie anschaulich zu vermitteln. Einen besseren Stadtführer konnte sie sich nicht denken.
    „Sie werden sehen, wie üppig die Anpflanzungen dort sind“, fuhr er fort und bog den breiten Rand ihres Strohhuts leicht nach oben, um ihr ins Gesicht sehen zu können. „Ich langweile Sie doch nicht?“
    „Sehe ich so aus?“, fragte sie leicht verlegen, denn sein durchdringender Blick irritierte sie.
    „Nein“, gestand er. „Ich sehe nur, dass Sie die schönste Frau sind, die mir jemals begegnet ist.“
    „Das klingt ziemlich übertrieben.“
    „Und eine, der man sich nur behutsam nähern darf“, fügte er lachend hinzu.
    „Trotzdem sind wir zusammen hier …“
    „… und vertragen uns ausgezeichnet. Es tut gut, sich um nichts kümmern zu müssen und nur die Gesellschaft des anderen genießen zu dürfen.“
    Dagegen ließ sich nichts einwenden. „Sie wussten, dass ich mit nach Australien kommen würde, nicht wahr?“, fragte sie, nahm den Hut ab und fächelte sich damit Luft zu.
    „Ja“, gestand er und strich ihr sacht eine Haarsträhne aus der Stirn. „Sie wollen doch nicht andeuten, dass es Ihnen leidtut?“
    „Nie und nimmer.“ Wieder musste Sienna feststellen, wie stark sie auf Blaines Berührung reagierte. Mehr noch, sie sehnte sich danach. Es war eine unbewusste, nicht zu kontrollierende Reaktion, die ihr Sorgen bereitete und sie leise aufseufzen ließ. „Dabei weiß ich nicht einmal, was noch auf mich zukommt.“
    Blaine nahm ihre Hand. „Es genügt, dass Sie hier sind“, beruhigte er sie.
    Sienna konnte nicht ahnen, wie lange sie an diesen Augenblick zurückdenken würde.

5. KAPITEL
    Am nächsten Tag ließ Amanda ihre schlechte Laune ungehemmt an Sienna aus. Bei Blaine spielte sie dagegen die schmerzgebeugte Witwe, die dringend seiner Unterstützung und Zuwendung bedurfte.
    Amanda war noch zu keinem Menschen wirklich ehrlich gewesen. Diese Eigenschaft hatte sie mit Mark verbunden. Weder sie noch ihr Mann hatten sich jemals nach Freundschaft mit anderen Menschen gesehnt, auch nicht mit der Familie. Groteskerweise schien Amanda das Versäumte jetzt bei Blaine zu suchen – zumindest, bis er ihr das Erbe ausgezahlt hatte.
    „Mit Trauern kann man keine Rechnungen bezahlen, Sienna. Ich ersticke in Schulden. Mark hatte einen extremen Widerwillen dagegen, sie zu begleichen.“
    Während des Flugs nach Brisbane schlief sie vor Erschöpfung ein, während Sienna nur ab und zu einnickte. Vom Jetlag spürte sie weiterhin nichts. Sie befand sich immer noch in einem Zustand leichter Euphorie, seit Blaine mit ihr den aufregenden Hafenspaziergang gemacht hatte …
    Das Umsteigen in Brisbane dauerte nicht lange, und der Flug in die Wüste verlief problemlos. Trotzdem äußerte Amanda immer wieder ihr Misstrauen gegen kleine Maschinen.
    „Sie stürzen so oft ab“, behauptete sie und steigerte sich dadurch in eine sinnlose Angst hinein.
    „Übertreib nicht“, versuchte Blaine sie zu beruhigen. „Bei mir bist du

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