Land meiner Träume collin1
bevor er aus dem Sattel stieg. »Ich glaube schon.« Will beugte sich über seinen jüngsten Bruder. Tommy atmete, r?hrte sich aber nicht. Gesicht und H?nde waren voll Blut, und auch das rechte Hosenbein war mit Blut getr?nkt. Das Bein war zwischen Knie und Kn?chel grotesk verdreht. Will legte Tommy sehr vorsichtig eine Hand auf das Bein. Er sp?rte, wo der Knochen gebrochen war. Hal kniete auf der anderen Seite seines Bruders und sah Will verstört an. »Was machen wir jetzt? Er ist böse verletzt, nicht wahr?« Wills Miene war grimmig, ihm schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf. »Ich hab Angst, ihn zu bewegen.« »Soll ich Hilfe holen? Schauen, ob ich einen Arzt finden kann?« »Aber wo? Den ganzen Weg zurück nach Adelaide?« »Was ist mit den deutschen Siedlungen?« »Das ist fast genauso weit.« »Dann sollte ich weiterreiten. Vor uns liegt sicher auch noch eine Siedlung.« Es musste noch eine Siedlung geben, das blasse Gesicht seines jüngeren Bruders gefiel ihm gar nicht. »Am besten versuchen wir zuerst, es Tommy bequem zu machen.« Will zog seine Jacke aus und faltete sie zusammen, um ein Kissen zu machen, das er Tommy vorsichtig unter den Kopf schob. »Leg ihm eine Jacke über, Hal, um ihn warm zu halten, und bleib bei ihm. Ich gehe schauen, was mit dem Pferd und dem Wagen ist, dann entscheiden wir, was wir am besten machen.« Will nahm sein Gewehr aus der Halterung am Sattel seines Pferds, bevor er den Hügel hinunterkrabbelte, -rutschte und -glitt. Das Pferd, das schwer verletzt war, jedoch noch lebte, lag auf der Seite, die Zugriemen um seine gebrochenen Beine verheddert. Will, der wenig Übung im Umgang mit Waffen hatte, hielt dem Pferd den Lauf an den Kopf. Der Rückstoß riss an seinem Arm und an seiner Schulter, der Knall dröhnte ihm in den Ohren. Das Pferd hatte ein dunkles rotes Loch im Schädel. Es lag still, denn jetzt litt es nicht mehr. Will ließ die Schulter kreisen, um sich von dem R?cksto? zu erholen. Ihm war ?bel von dem, was er da hatte tun m?ssen. ?Du armes Vieh, mehr konnte ich nicht f?r dich tun.? Der Wagen war arg demoliert, die Ladung war auf dem ganzen Weg den Hügel hinunter und um den Baum herum, wo der Sturz geendet hatte, verteilt. Ein Blick genügte, um Will zu verraten, dass der größte Teil ihrer Vorräte an Mehl, Reis und Zucker weit verstreut war. Abgesehen von diesen Lebensmitteln jedoch konnte der größere Teil der Dinge, die auf dem Wagen gewesen waren, gerettet werden. Er zog unter Schaufeln und Keilhauen einige Decken hervor und kletterte wieder hinauf zum Weg. Nachdem sie Tommy in Decken eingewickelt hatten, erklärte er Hal, was sie seiner Meinung nach tun sollten. »Ich denke, wir sollten weiterfahren. Hoffe, dass wir an einer weiteren Siedlung vorbeikommen.« »Ich reite sofort los.« Hal stand auf. »Nein. Wir gehen alle zusammen. Ich will nicht, dass wir uns trennen. Wir müssen Tommy ein paar Minuten allein lassen. Ich will, dass du mitkommst, um ein paar Bretter und Seile vom Wagen zu holen.« »Wofür?« »Wir müssen eine Art Schlitten bauen, der von einem der Pferde gezogen werden kann. Wir müssen Tommy irgendwie transportieren. Und ich glaube, wir sollten versuchen, sein Bein zu richten. Ich weiß«, sagte er, als Hal aufkeuchte, »mir ist dabei auch nicht wohl zumute. Aber es scheint mir das Beste zu sein, es zu richten und mit einem Brett zu fixieren, statt es so zu lassen, wie es jetzt ist. Solange er bewusstlos ist, spürt er hoffentlich die Schmerzen nicht.« Die Brüder machten sich rasch daran, die Dinge, die sie brauchten, den Hang hinaufzutragen. Mit einer Axt spaltete Will das bewegliche Rückbrett des Wagens, um für Tommys verletztes Bein eine Schiene zu machen. Er riss ein Hemd in Streifen, um die Schiene am Bein zu fixieren. Dann wappnete er sich f?r das, was er tun musste. »Du hältst ihn am besten fest, Hal, falls er zu sich kommt.« Hal kniete sich in Kopfhöhe neben seinen jüngeren Bruder und hielt dessen Schultern. Ihm war übel vor Sorge. Tommys von den vielen blauen Flecken rasch anschwellendes Gesicht war ein schrecklicher Anblick. Mit einem Messer schnitt Will das blutgetränkte Hosenbein ab. Er spürte, wie sich auf seiner Stirn Angstschweiß bildete und ihm in die Augen tropfte. Mit dem Ärmel wischte er ihn weg. Er hatte Angst – verdammt große Angst. Einen Augenblick hob er den Blick, um Hal anzusehen. Die offene Angst in Hals Miene war der Ansporn, den er brauchte, um das zu tun, was getan werden musste. Er
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