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Land meiner Träume collin1

Land meiner Träume collin1

Titel: Land meiner Träume collin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: briffa
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hing. Mit Hilfe der beiden Aborigines trugen sie ihn näher ans Feuer. Schon lag die Kühle der heranrückenden Nacht in der Luft. Will bat Hal, sich um die Pferde zu kümmern, und knüpfte die Seile auf, mit denen Tommy an der Trage festgebunden war, während die alte Frau sich neben ihn hockte und das gebrochene Bein aufdeckte. In Wills Kehle stieg Galle auf. Die Wunde eiterte schon. Die alte Frau nickte ernst. Dann kratzte sie ein wenig Holzkohle vom Rand des Feuers, nahm die Blätter, die die junge Frau ihr gebracht hatte, und ließ sie in den Feldkessel fallen, der im Feuer stand. Wills Sorge um seinen Bruder war im Augenblick von der Neugier verdrängt, wie die Aborigines wohl Wasser erhitzt hatten, bevor der weiße Mann mit seinen Blechbehältnissen gekommen war. Aus dem dampfenden Feldkessel, der vom Feuer genommen worden war, um abzukühlen, stieg der an Minze erinnernde Duft von Eukalyptus auf. Will erinnerte sich, dass er gehört hatte, das Extrakt der Eukalyptusblätter besäße reinigende Fähigkeiten. Er fragte den Mann, der ein wenig Englisch sprach. Der Aborigine nickte. »Gute Medizin. Reinigt gutt.« Hal, der nach den Pferden gesehen hatte, kehrte jetzt zurück. Als er Tommys Bein sah, keuchte er auf. »Gütiger Himmel! Wenn wir nicht bald Hilfe für ihn holen, wird Tommy sterben oder, wenn’s nicht ganz so schlimm kommt, das Bein verlieren.« »Wir bekommen Hilfe. Es ist vielleicht nicht die Medizin, die wir kennen, aber es ist doch Medizin.« Im Stillen betete Will, dass er recht behielt. Die alte Dame machte sich daran, den Eukalyptustee über die offene Wunde zu gießen, bis das Fleisch sauber und roh aussah. Dann mischte sie aus den Blättern und der Holzkohle einen Brei und schmierte ihn um die Wunde. Will und Hal sahen einander an, und in ihren Augen stand dieselbe Frage. Würde dieser primitive Brei heilen oder schaden? Sie konnten nur still bei sich beten, dass er half. Dann nahm die Frau ein Stück Rinde, befeuchtete die Innenseite und legte sie Tommy auf die Stirn. »Rinde hilft aufwachen«, erklärte der Aborigine. »Du bleiben hier, bis Sonne kommen.« Die Aborigines teilten großzügig ihr Essen mit ihnen. Auch wenn ihnen das rohe Kängurufleisch nicht besonders zusagte, wollten Will und Hal ihre Gastgeber nicht beleidigen, indem sie sich weigerten, es zu essen. Will unterhielt sich mit dem Mann, der sich Jerry nannte. »Name hat Weißer mir gegeben.« »Wo haben Sie Englisch gelernt, weiße Sprache?« »Arbeit für Boss Harvey, lange her. Schafe.« »Jetzt kümmern Sie sich nicht mehr um die Schafe.« Das war eine Feststellung und eine Frage. »Jetzt Walkabout. Bald zurück.« »Wenn morgen die Sonne aufgeht, müssen wir meinen Bruder zur nächsten Weißensiedlung bringen. Zeigen Sie uns den Weg?« Der Mann schüttelte den Kopf. »Nicht gehen. Bleiben hier, bis Boss Harvey kommen.« »Sie rechnen damit, dass Ihr Boss in Ihr Lager kommt«, rief Will. »Wann?« »Bald. Junge bringen Boss Harvey Nachricht.« Will schaute sich in der Gruppe um und sah, dass der Jugendliche nicht mehr unter ihnen war. Er hatte nicht mitbekommen, wie er fortgegangen war. Tiefe Dankbarkeit erfüllte sein Herz. Entweder hatte Gott ihre Gebete erhört, oder das Schicksal hatte beschlossen, freundlich zu ihnen zu sein. Er überlegte, was er den Aborigines geben konnte, um seine Dankbarkeit zu bezeigen. Ob der Mann wohl beleidigt war, wenn er ihm ein Geschenk machte? Während Will mit dem Mann sprach, war sich Hal, der neben Tommy saß, unbehaglich der geschmeidigen Anmut der beiden jungen Frauen bewusst und der Art, wie das Feuer auf ihren Körpern schimmerte. Die Verunsicherung, die er empfand, seit sie das Lager betreten hatten, war durch das gelegentliche Kichern und die scheuen Blicke, mit denen die jungen Frauen die weißen Männer betrachteten, noch gewachsen. Doch ihre anziehende Halbnacktheit erregte Hal nicht. Vielmehr war ihm fast körperlich übel vor Schuld und Reue. Wenn diese Menschen von seinem Verbrechen in Adelaide gewusst hätten, hätten sie sie wahrscheinlich alle drei umgebracht, statt ihnen zu helfen. Beschämt wandte er den Blick von den jungen Frauen ab. Hal hoffte von ganzem Herzen, dass er nie im Leben mehr mit Joshua Winton zusammentraf.  
In den kältesten Stunden der Nacht, die der Morgendämmerung vorausgingen, rührte Tommy sich und schlug die Augen auf, immer noch halb in dem Traum von Cornwall gefangen, den er geträumt hatte. Doch das hier war nicht Cornwall. Er hatte keine

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