Land meiner Träume collin1
genauso wenig wie ich deinen Vater dazu bringe, es sich anders zu überlegen. Und jetzt ab in dein Zimmer. Nimm eine Kerze mit und mach vor dem Schlafengehen die Näharbeit fertig. Und ärger deine Schwester nicht.« Meggan gab sich nicht die geringste Mühe, keinen Krach zu machen, als sie das winzige Dachzimmer betrat, das sie sich mit ihrer Schwester teilte. Sie kaufte Caro die Kopfschmerzen nicht ab und ging davon aus, dass sie noch wach war. Und tatsächlich saß ihre Schwester auf dem Bett, die Knie an die Brust gezogen, die Arme um die Knie gelegt und die rechte Wange daraufgestützt. Caro starrte aus dem Fenster in den dunkler werdenden Tag. »Ich finde, du bist dumm«, erklärte Meggan, ging zu ihrem Bett und setzte sich, um ihre Stiefel auszuziehen. Als Caro sich weder r?hrte noch ihr antwortete, stellte Meggan ihre Stiefel sorgf?ltig neben das Bett und ergriff noch einmal das Wort. »Ich weiß, warum du Tom nicht heiraten willst.« »Gar nichts weißt du«, antwortete Caro, ohne den Kopf zu heben. »Ich weiß mehr, als du denkst.« Bei dieser selbstgefälligen Erklärung streckte Caro sich tatsächlich und stellte die Füße auf den Boden. Sie warf ihrer Schwester einen forschenden Blick zu. »Was soll das heißen, Meggan?« Meggan zuckte die Achseln. »Warum hattest du so Angst, als ich von dem weißen Hasen erzählt hab?« »Du hast uns mit der Geschichte Angst eingejagt, du dummes Kind.« »Es war keine Geschichte, und ich bin kein Kind.« »Wenn du kein Kind genannt werden willst, dann solltest du dich auch benehmen wie eine Erwachsene.« »Und wie wär das?«, wollte Meggan wissen. »Wie du mit Rodney Tremayne?« Mit grimmiger Genugtuung bemerkte Meggan, wie sehr sie ihre Schwester mit dieser Frage schockiert hatte. Sämtliche Farbe war aus Carolines Gesicht gewichen. Sie schnappte nach Luft und sah sich ängstlich um, als hätten die Wände Ohren. Da das Zimmer ihrer Brüder nebenan lag und die beiden jüngeren im Bett waren, hatte Meggan leise gesprochen. Carolines Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Was hast du gesagt?« »Ich hab dich gesehen. Heut Nachmittag.« »Mich gesehen?« Caroline hatte sich so weit gefangen, dass sie jetzt so tat, als ginge es sie nichts an, während Meggan doch den Argwohn in ihren hübschen blauen Augen sah. »Ich bin dem Hasen in den Wald gefolgt und hab dich mit Rodney Tremayne gesehen.« »Was hast du gesehen?« »Genug, um zu wissen, dass du dich mit ihm triffst.« »Du fischst doch nur im Trüben. Du lügst, wahrscheinlich auch, was den Hasen angeht.« Sie wandte den Kopf ab, um wieder aus dem Fenster zu starren. »Du bist diejenige, die lügt, Caro. Du lügst Ma an, warum du Tom nicht heiraten willst. Du liegst mit Rodney Tremayne im Wald.« Caroline schnappte nach Luft. So leicht ließ Meggan ihre Schwester nicht davonkommen. »Was hast du vor, Caro? Du sollst doch Tom heiraten.« »Ich hab Tom nie gesagt, ich würd ihn heiraten.« »Alle denken, du heiratest ihn.« »Die sollen sich doch alle um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Ich heirate Tom nicht.« »Vielleicht wollte Tom dich auch gar nicht heiraten, wenn er es wüsste.« »Was soll das heißen, Meggan?« Sie wandte sich um, um ihre Schwester wieder anzusehen. »Ich hab euch gesehen, Caroline. Ich weiß, was ihr gemacht habt.« Caroline stieg rasch aus ihrem Bett und kniete sich an das Bett ihrer Schwester, und ihre Stimme wurde zu einem zarten Wispern. »Meggan, Meggan. Es ist nicht so, wie du denkst. Bitte, sag’s niemand.« »Ich sag nichts. Aber wie kannst du nur?« »Nicht irgendeinem. Rodney und ich lieben uns.« »Aber …« »So zeigt man jemandem auf ganz spezielle Art, wie sehr man ihn liebt.« »Ich versteh’s trotzdem nicht.« »Du wirst es verstehen. Wenn du erst selbst eine Frau bist.« »Ich bin schon erwachsen. Du weißt genau, dass ich vor zwei Monaten meine Blutung bekommen hab.« »Um eine Frau zu sein, braucht es mehr als einen Monatsfluss. Wenn du einen Menschen liebst, willst du mit ihm so zusammen sein. Ich kann?s nicht erkl?ren. Ich wei? nur, dass ich so nie mit Tom oder irgendeinem anderen Mann zusammen sein k?nnte. Nur mit Rodney.? »Und er? Bist du die Einzige, mit der er so zusammen ist?« Wieder schnappte Caroline empört nach Luft. »Wie kannst du so was Grässliches sagen, Meggan? Rodney liebt mich wirklich.« »Er wird dich nicht heiraten.« »Das hat er aber gesagt.« »Hah! Und du nennst mich ein dummes Kind. Ich hab genug Verstand, um zu wissen, dass Mr.
Weitere Kostenlose Bücher