Land meiner Träume collin1
kamen in Begleitung ihrer frisch verlobten Tochter und ihres zukünftigen Schwiegersohns Peter Stanton. Mrs. Reilly und ihre Tochter besaßen beide eine offene, großzügige Persönlichkeit. Meggan fiel es leicht, sich mit ihnen zu unterhalten, und sie nahm die Einladung der beiden Frauen zu einem Besuch gerne an. Sie waren fasziniert und interessiert, als sie hörten, dass Meggan eine Ausbildung zur Opernsängerin machte. Mrs. Brown schien nicht so recht zu wissen, was sie von einer verheirateten Frau halten sollte, die eine Bühnenkarriere anstrebte, während Mrs. Harrisons Miene unverhohlene Geringschätzung ausdrückte. Als sie ihr Gesicht sah, war Meggan dankbar, dass David in die andere Richtung schaute. Leise, damit er es nicht hörte, fragte sie: »Gehen Sie gerne in die Oper, Mrs. Harrison?« Die Verachtung wurde noch deutlicher. »Ich war einmal in der Oper, als wir noch in London lebten. Ich habe nicht den Wunsch, noch einmal eine zu besuchen. Ich nehme jedoch an, es gibt Menschen, die Spaß daran haben, Liedern zuzuhören, die sie nicht verstehen.« »Singen Sie uns heute Abend etwas aus einer Oper?«, fragte Miss Reilly. »Ich würde zu gerne etwas hören.« »Ich habe erst kürzlich mit der Ausbildung begonnen, Miss Reilly, und werde noch eine ganze Weile keine Opernarien singen können. Bis Madame Marietta ihre Zustimmung gibt, werden meine geselligen Vorführungen aus den Liedern bestehen, die ich immer schon gesungen habe.« Meggan sang an diesem Abend ohne Begleitung, stolz, dass sie mit ihrer reinen Stimme keine musikalische Unterstützung brauchte. Als sie ihren kurzen Vortrag beendete, erntete sie begeisterten Applaus. »Großartig«, rief Mr. Harrison. »Bravo«, sagte Mr. Reilly. »Oh, ich wünschte, ich könnte nur halb so gut singen«, ließ sich Miss Reilly vernehmen. »Ist Mrs. Westoby nicht wunderbar, Peter?« »Allerdings«, stimmte der junge Mann ihr zu. »Adelaide wird Sie lieben«, fügte Mrs. Reilly hinzu. Die Browns lächelten und nickten anerkennend. Mrs. Harrisons Miene verriet nichts als reine Verwunderung. Sie schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Später sprach sie Meggan dann doch darauf an. »Ich sehe mich genötigt zuzugeben, Mrs. Westoby, dass Sie einiges Talent besitzen. Ihr Vortrag war recht angenehm.« »Bitte, Mrs. Harrison, ich möchte nicht, dass Sie sich zu irgendetwas genötigt fühlen, solange Sie Gast im Haus meines Mannes sind.« Wie konnte die Frau es wagen, so herablassend zu sein? Meggan gab sich keine Mühe, ihre Verärgerung zu verbergen. Mrs. Harrison holte tief Luft, und ihre Schultern wurden ob der Beleidigung ganz starr. »Ich habe Ihnen ein Kompliment gemacht, Mrs. Westoby, das Sie dankbar annehmen sollten. Ich verstehe Ihre Haltung nicht im Geringsten.« Sie stand auf und ging durch den Raum zu ihrem Mann. Meggan schaute ihr hinterher. »Nein«, murmelte sie leise, »das tun Sie wirklich nicht.« Und ich hege keinen Zweifel daran, dass Sie diejenige sind, der die Anspielung meines Mannes galt, als er das erste Mal von der Abendgesellschaft sprach, f?gte sie in Gedanken hinzu. Nachdem die Gäste sich verabschiedet hatten, fragte David Meggan sofort, ob sie Vergnügen an ihrer ersten Abendeinladung gehabt habe. »Es hat mir großes Vergnügen bereitet. Vor sechs Monaten hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich einmal die Rolle der Gastgeberin spielen würde.« »Eine Rolle, die du ausgefüllt hast, als wärst du dafür geboren. Was hältst du von unseren Gästen?« »Ich mochte sie, mit Ausnahme von Mrs. Harrison. Sie scheint eine etwas unfreundliche Art zu haben.« »Damit schätzt du sie ganz richtig ein, meine Liebe. Wegen der Stellung ihres Mannes in der Stadt wird sie überall eingeladen, obwohl ich nicht glaube, dass sie irgendwo besonders gerne gesehen wird.« In den folgenden Wochen erfuhr Meggan, wie recht ihr Mann gehabt hatte. Vielleicht gab es im Leben der Frau etwas, das Unzufriedenheit oder Bitterkeit ausgelöst hatte. Kein einziges Mal hörte Meggan aus ihrem Mund ein freundliches Wort über irgendjemanden. Die Frau schien anderen alles zu missgönnen. Es bestand kein Zweifel, dass Mrs. Harrison David Westobys junge Frau um ihr Talent und ihre Beliebtheit beneidete. Die Reillys waren die Ersten, die Meggan einluden, an einem geselligen Abend etwas zu singen. Madame bestand darauf, dass sie dafür bezahlt wurde, wenn sie sang, und dass Frederick als ihr musikalischer Begleiter ebenfalls engagiert wurde. »Wenn Sie umsonst
Weitere Kostenlose Bücher