Land meiner Träume collin1
Buch gegeben, in das eine große Zahl alltäglicher Wörter und Wendungen geschrieben waren, in Englisch mit der italienischen Entsprechung. Meggan sollte alle Fragen auf Italienisch beantworten, und der Signor korrigierte ihre Aussprache. Er war weder allzu kritisch, noch lobte er sie besonders. Seine Aufgabe war es, ihr eine Sprache beizubringen, ihre Aufgabe war es, diese Sprache zu lernen. Und nichts konnte ihn von seinem Ziel ablenken. Beharrlichkeit und stetes Bemühen, erklärte er, waren der einzige Weg zum Erlernen einer Sprache. Wenn Madame Marietta entschied, welche Arien Meggan singen lernen sollte, paukte Signor ihr die Verse ein. Die Sache mit Meggans Garderobe nahm überraschend Madame in die Hand. Als sie erklärte, sie werde Meggan auf einem Einkaufsbummel begleiten, reagierten sowohl Meggan als auch David insgeheim mit Entsetzen auf das Angebot. Leider wussten sie beide nicht, wie Meggan Madames Angebot ablehnen sollte, ohne sie zu beleidigen. »Nun«, sagte Meggan, »wenn sie etwas auswählt, was zu schrecklich ist, kann ich vielleicht immer noch sagen, ich würde es mir überlegen.« »Du kannst nur hoffen, dass die Verkäuferinnen in ihrer Ansicht, was passend für dich ist, mehr Überzeugungskraft besitzen.« Er klang jedoch nicht allzu hoffnungsvoll. »Mehr Überzeugungskraft als Madame? Die haben vermutlich eher große Angst vor ihr.« Daher war Meggan äußerst überrascht, als sie entdeckte, dass Madame Marietta trotz ihrer exotischen Art, sich zu kleiden, einen unglaublich guten Geschmack besaß. Sie wählte stets den Stil und die Farben, die Meggan am besten standen. Und sie scheute sich auch nicht, David Westobys Geld auszugeben, auch wenn sie es nicht vergeudete. An diesem Abend führte Meggan ihrem entzückten Ehemann die drei Tageskleider und das Abendkleid vor, die sie bereits mit nach Hause genommen hatte. Mehrere andere Kleider für jede Gelegenheit wurden maßgeschneidert. David äußerte sich begeistert über die Kleider. »Jetzt müssen wir unbedingt eine kleine Abendeinladung geben, um dich in die Gesellschaft einzuführen. Wenn die Leute dich einmal kennengelernt haben, bekommst du sicher viele Einladungen.« »Bei meinen ganzen Stunden weiß ich gar nicht, wie ich Zeit für das gesellschaftliche Leben aufbringen soll.« »Du wirst wählerisch sein können, meine Liebe. Nimm nur die Einladungen an, bei denen du das Gefühl hast, du fühlst dich wirklich wohl. Wenn unsere Damen der Gesellschaft dich singen hören, werden sie um deine Gesellschaft buhlen.« »Werden sie mich singen hören?« »So hatte ich es mir stets gedacht. Während du für die Oper ausgebildet wirst, musst du weiterhin auftreten.« »Madame ist damit vielleicht nicht einverstanden.« »Meggan, meine Liebe, Madame unterrichtet dich, aber ich bin derjenige, der deine Karriere managt. Ich begleite dich morgen zu deiner Stunde, um ein Programm für Vorführungen vorzubereiten.«
Die Zahl der Gäste für die Abendgesellschaft belief sich auf acht. Drei der Paare waren in Davids Alter. Mr. und Mrs. Brown, beide recht klein und von mächtigem Körperumfang, sahen eher wie Bruder und Schwester aus denn wie Ehemann und Ehefrau. Beide hatten graues Haar, waren in Braun gekleidet und trugen identische Stahlbrillen. Sie beteiligten sich kaum am Gespräch, doch ihre Augen hinter den Brillengläsern waren munter und aufmerksam, und sie erinnerten Meggan an ein Paar vollgefressene, freundliche Mäuse. Mr. Brown war Davids Steuerberater, Mr. Harrison der Bankdirektor und Mr. Reilly der Anwalt. »Ich finde, du solltest zuerst die Leute kennenlernen, mit denen ich geschäftlich zu tun habe«, hatte David gesagt. »Die Frauen führen alle ein reges gesellschaftliches Leben.« Der Bankdirektor und seine Frau passten schlecht zusammen. Mr. Harrison war groß, dünn und von zurückhaltender Natur. Mrs. Harrison war ebenfalls groß, lang und aufdringlich. Zudem war sie neugierig und versuchte, Meggan jedes Detail ihres Hintergrunds aus der Nase zu ziehen. Meggan gewährte der Dame wenig Befriedigung. Von den drei Frauen empfand Meggan gleich eine Abneigung gegen Mrs. Harrison. Die ständig verdrießliche Miene der Frau, die Art und Weise, wie sie Meggan sorgfältig musterte, und ihr überhebliches Getue gegenüber den anderen Frauen zeichneten sie als Mensch aus, der stets kritisierte und irgendwo einen Fehler fand. Meggan hatte den Verdacht, dass sie gerne boshaften Klatsch verbreitete. Die Reillys waren vollkommen normal. Sie
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